«Messer im Kopf» von Reinhard Hauff

Bruno Ganz in «Messer im Kopf»

Am 11. April 1968 wurde der politische Aktivist Rudi Dutschke von einem jungen Hilfsarbeiter niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Die Hintergründe der Tat sind nie restlos geklärt worden. Dutschke reiste nach schweren Operationen zur Erholung in die Schweiz, danach nach Italien sowie nach Grossbritannien. Dieser Vorfall und ein anderes Erlebnis bewegte den Schriftsteller Peter Schneider dazu, das Drehbuch zu «Messer im Kopf» (1978) zu verfassen.

Bei einer Polizeirazzia in einem Jugendtreff wird Hoffmann (Bruno Ganz, «Der Erfinder») von einer Kugel im Kopf getroffen. Im Spital muss er mühsam seine motorischen und sprachlichen Fähigkeiten neu erlernen. Dabei steht er unter ständiger Beobachtung der Polizei, die ihm eine Attacke auf einen Beamten vorwirft. In der Zwischenzeit wird die Frage gestellt, ob Hoffmann tatsächlich ein gefährlicher Aufwiegler oder doch eher Opfer von willkürlicher Polizeigewalt ist.

«Messer im Kopf»Der nüchtern inszenierte Thriller, in dem die politische Situation Ende der 60er-Jahre verarbeitet wird, berührt durch das intensiv entblösste Spiel von Bruno Ganz. Vorzüglich ist auch der sorgfältige Umgang mit der Sprache. Hoffmann zu einem Kollegen: «Da müsste ich lügen, um die Wahrheit zu sagen.» Und zur Presse: «Ich möchte sagen, dass ich ihnen und ihnen und mir nichts zu sagen habe.»

Auf der DVD sind Interviews mit Regisseur Reinhard Hauff (24 Minuten) und Produzent Eberhard Junkersdorf (13 Minuten) als Bonusmaterial enthalten. Gemäss Hauff sei die einzige Aussage seines sowohl system- als auch ideologiekritischen Films, dass die Polizei und der Staat manchmal kein Interesse an der Aufklärung der Wahrheit haben. Spannend sind aber auch Hauffs Ausführungen über das Verhältnis zu seinem Kameramann und die Tricks des Schnitts. So sind etwa zur Straffung des Films beim Ein- und Ausatmen von Ganz jeweils einige Bildfelder entfernt worden.

Etwas befremdend ist die leise, aber dennoch vollkommen fehlplatzierte Medienschelte von Junkersdorf. Der Produzent spricht von einer Verantwortung der Journalisten gegenüber dem Film und berücksichtigt dabei überhaupt nicht, dass die Filmkritiker in erster Linie ihren Lesern zu Ehrlichkeit verpflichtet sind. Meinen Lesern kann ich diese DVD nur empfehlen: starker Film, solide Bildqualität und wenige, aber interessante Extras.

Film: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität: 4 Sterne
Bonusmaterial: 4 Sterne

Ein Kommentar to “«Messer im Kopf» von Reinhard Hauff”

  1. […] Hauff, 1979, Alemania, Bioskop Film, Hallelujah Film, Westdeutscher Rundfunk (WDR)Fuentes Filmsprung y […]

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