«Pas douce» von Jeanne Waltz

Isild Le Besco in «Pas douce»Wie «Der Freund» war 2008 auch «Pas douce» in mehreren Kategorien für einen Schweizer Filmpreis nominiert gewesen. Ausgezeichnet wurde diese einfühlsame Charakterstudie über eine sensible junge Frau für das Drehbuch von Regisseurin Jeanne Waltz.

Sinnbildlich für den Charakter der Hauptfigur ist eine Sexszene zu Beginn des Films. Wieso sie nicht sanfter sein könne, fragt der frustrierte Mann die auf ihm sitzende Frau. Darauf stampft sie empört weg und schnappt sich den daneben stehenden Typen. Mit Frustsex versucht die 24-jährige Krankenschwester und Sportschützin Frédérique (Isild Le Besco) ihre Verzweiflung über ein verbocktes Leben zu verdrängen. Erfolg hat sie damit aber nicht.

So entschliesst sie sich dazu, ihrer Existenz ein Ende zu setzen. Im Wald will sie sich mit ihrem Sportgewehr erschiessen. Da wird sie auf zwei Jugendliche aufmerksam. Einer davon schiesst mit einer Steinschleuder auf einen Vogel, danach richtet er die Waffe auf seinen Kollegen. Reflexartig schiesst Frédéric auf den Jungen, der verletzt zusammenbricht.

Getrieben von Panik und Schuldgefühlen flieht die Schützin in die Stadt. Sie kehrt zurück an ihre Arbeit im Krankenhaus, wo in der Zwischenzeit auch der angeschossene Junge eingeliefert wurde. Der rebellische, rebellierende 14-Jährige wird ihr als Patient zugeteilt. Frédérique sieht sich gezwungen, sich um ihn zu kümmern. Das schlechte Gewissen nagt nun noch mehr an der unglücklichen Frau.

Regisseurin und Drehbuchautorin Jeanne Waltz konzentriert sich in «Pas douce» ganz auf die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren, vor allem aber auf die aus den Fugen geratene Gefühlswelt von Frédéric. Wie es dazu gekommen ist wird nur angedeutet. Der sporadisch auftauchende Vater hat bestimmt eine Rolle gespielt, vielleicht waren aber auch andere Einflüsse ausschlaggebend. Die Beziehung zum Ex-Freund ist ebenfalls mehr als nur leicht gestört.

Diese Unbestimmtheit kann störend wirken, sorgt aber auch für eine stärkere Fokussierung auf die nuancierte Arbeit von Isild Le Besco. Auch die unauffällige Kameraarbeit und der ruhige Schnitt stehen ganz im Dienst der Figuren. Die Welt der schwermütigen Frédéric ist zwar einsam und düster, doch es wird auch deutlich, dass überhastete Urteile nicht immer zutreffen. Trotz ihrer teils schroffen Art kann Frédéric nämlich auch sehr zärtlich sein. Verletzlich ist sie sowieso. Als Bonusmaterial sind auf der DVD einzig ein Trailer und eine Fotogalerie enthalten.

Film: 4 Sterne
Bild-/Tonqualität: 4 Sterne
Bonusmaterial: 1 Stern

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