«The Negotiator» mit Jackson und Spacey

Samuel L. Jackson und Kevin Spacey in «The Negotiator»

Mitte der 90er-Jahre haben die beiden Charakterdarsteller Samuel L. Jackson und Kevin Spacey den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht. Beide sind zwar immer noch fleissig beschäftigt, doch ganz so begehrt wie damals sind sie nicht mehr. Zumindest erhalten sie in grossen Hollywood-Produktionen keine tragende Hauptrollen mehr – ausser in Science-Fiction- und Comic-Verfilmungen.

Jackson gelang 1994 in «Pulp Fiction» der mit einem Oscar gekrönte Durchbruch. Ein Jahr später konnte er in einer Hauptrolle im Blockbuster «Die Hard With a Vengeance» auf seine Qualitäten aufmerksam machen. Spacey hatte in «The Usual Suspects» (1995), «Se7en» (1995) und «L.A. Confidential» (1997) gewichtige Nebenrollen. Für «The Usual Suspects» erhielt er sogar einen Oscar. Nachdem sie schon 1996 in der Grisham-Verfilmung «A Time to Kill» in Nebenrollen aufeinander getroffen sind, durften sie 1998 ihre Namen für «The Negotiator» zuoberst aufs Plakat setzen.

Der Polizeithriller wirkt wie ein Vehikel für die beiden aufsteigenden Schauspieler. Die Geschichte ist beinahe nebensächlich. Im Zentrum stehen packende Szenen, in denen Spacey und Jackson möglichst vorteilhaft ihre intensive Schauspielkunst vorführen können. Jackson spielt den Verhandlungsspezialisten Danny Roman, der in Chicago zu den Besten seines Fachs zählt. Als ihm ein guter Kollege und alter Freund aus seiner Abteilung Informationen über korrupte Machenschaften mitteilen möchte, gerät er in eine missliche Lage.

Der Kollege wird erschossen, der Mord Roman in die Schuhe geschoben. Anstatt sich verhaften zu lassen, ergreift er selbst die Initiative und macht sich auf die Jagd nach den Schuldigen. Dabei wird er selbst zum Geiselnehmer. Er verbarrikadiert sich im 20. Stock eines Wolkenkratzers, um die wahren Hintergründe des Verbrechens aufzudecken. In dieser Notlage springt ein Verhandlungsspezialist aus einem anderen Revier ein, der von Spacey gespielte Chris Sabian.

Ein munteres, bisweilen aber auch kräftig übertriebenes Katz-und-Maus-Spiel entwickelt sich in der Folge in «The Negotiator». Regisseur F. Gary Gray kann sich auf gewohnt fesselnde Darbietungen seiner beiden Hauptdarsteller, aber auch von Nebendarstellern wie David Morse, Ron Rifkin und Paul Giamatti («The Illusionist») verlassen. Der Zwang zur Spannung und unerwarteten Wendungen treibt den Thriller auf der Handlungsebene aber immer wieder in Sackgassen.

«The Negotiator»Der Film ist bereits 2000 auf einer spärlich ausgestatteten DVD erschienen, seit letztem Jahr ist er mit nur mittelmässigen Bonusmaterial, dafür aber exquisitem Surround-Ton als «Special Edition» erhältlich. Der 20-minütige Drehbericht mit deutsch synchronisierten Szenen ist geradezu unerträglich. Vorbildlicher sind in dieser Hinsicht die gut 10 Minuten Interviews mit den Hauptdarstellern, dem Regisseur und dem Produzenten. Der Inhalt der Aussagen – hauptsächlich übertriebenes Lob für das Projekt oder die Kollegen – ist aber auch nicht gerade umwerfend.

Auch im 16-minütigen Beitrag, in dem der Reiz von Chicago als Drehort erklärt wird, entsteht der Eindruck, dass Regisseur Gray ein wenig einfältig ist. Spannend ist dann allerdings die kurze 7-minütige Dokumentation «The 11th Hour», in der ein echter Verhandler des Los Angeles Police Departement seinen Beruf erklärt. Da die «Special Edition» ziemlich günstig angeboten wird, fällt das unausgegorene Bonusmaterial nicht sonderlich ins Gewicht.

Film: 4 Sterne
Bildqualität: 5 Sterne
Tonqualität: 6 Sterne
Bonusmaterial:
3 Sterne

(Bild: ©Kinowelt)

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