«State of Play» von Kevin Macdonald

Russell Crowe und Rachel McAdams in «State of Play»

I’d have to read a couple of blogs before I can form an opinion.

Kann sich noch jemand an die Zeit erinnern, als Zeitungen noch von Bedeutung waren? Regisseur Kevin Macdonald lässt mit der Filmfassung der britischen Fernsehserie «State of Play» die guten alten Zeiten des Reporters, der für eine gute Geschichte gerne auch sein Leben riskiert, noch einmal aufleben. Aber: «The real story is the sinking of this bloody newspaper!»

Cal McAffrey (Russell Crowe, «Body of Lies») ist der bewährte Reporter der Zeitung «Washington Globe». Er arbeitet gerade an einer Geschichte über einen doppelten Mordfall. Derweil gerät der Kongressabgeordnete Stephen Collins (Ben Affleck, «Gone Baby Gone») in die Schlagzeilen, weil ein enge Mitarbeiterin vor eine U-Bahn gefallen ist. Wie sich rasch herausstellt, hatte Collins eine Affäre mit ihr. Auf diese Geschichte stürzt sich Della Frye (Rachel McAdams), eine junge Internet-Kolumnistin, sprich Bloggerin, der «Washington Globe». Daran hat McAffrey keine Freude, denn Collins war ein Studienkollege von ihm.

Als sich die Anzeichen verdichten, dass zwischen den beiden Fällen eine Verbindung besteht, setzt Chefredaktorin Cameron Lynne (Helen Mirren, «National Treasure: Book of Secrets») die beiden ungleichen Journalisten gemeinsam auf die Geschichte an. Je näher sie der Wahrheit kommen, umso gefährlicher werden ihre Nachforschungen. Wie sich herausstellt, versucht eine Sicherheitsfirma mit allen Mitteln einen staatlichen Auftrag zu erhalten, der ihr die Einrichtung einer Privatarmee in den USA erlauben würde. McAffrey und Della Frye sind einer riesigen Verschwörung auf der Spur, in die auch Collins verwickelt ist.

Ben Affleck und Russell Crowe in «State of Play»

Von «Citizen Kane» (1941) über «The Front Page» (1974) und «All the President’s Men» (1976) bis hin zu «The Paper» (1994) und «True Crime» (1999) werden Journalisten im Kino immer wieder als Helden der Wahrheit dargestellt. Manchmal riskieren sie dabei auch ihr Leben. Dabei könnte die Regel gelten: Je höher der Einsatz, umso packender der Film. Das dachten sich zumindest auch die Produzenten von «State of Play», irrten sich aber mächtig. Hier wird beinahe schon der Untergang der Demokratie heraufbeschwört, die Spannung wird dadurch aber nicht gesteigert.

Dabei lenken vor allem die privaten Verknüpfungen der Figuren nachteilig von der Geschichte ab. Neben der Freundschaft zwischen dem Reporter und dem Politiker und der Affäre des Politikers kommt auch noch eine Affäre des Reporters mit der Frau des Politikers hinzu. Die schöne Gattin wird zumindest von Robin Wright Penn («Unbreakable») gespielt. Aber der Kompaktheit der Geschichte ist auch die ästhetische Besetzung natürlich nicht wirklich dienlich. Vielmehr verliert sich das Drehbuch von Matthew Michael Carnahan, Tony Gilroy und Billy Ray in den vielen Nebenschauplätzen, die alle von gleicher Bedeutung sein möchten.

Dennoch ist «State of Play» kurzweilig und voller hübscher Dialoge, die irgendwie mehr über die Konstruktion der Geschichte als über die Handlung verraten: «You have to build a plausible alternative story,» ist der Rat von McAffrey an Collins. Wenig plausibel sind einzig die Verschwörungstheorie und die falschen Fährten im Film. Dafür stimmt die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren, dem alteingesessenen Reporter Cal und der jungen Bloggerin Della Frye. Die stellt sich allerdings so unerfahren an, dass sich die Frage stellt, wie sie bloss ihre Stelle gekriegt hat. Immerhin liefern sie sich vergnügliche Wortgefechte:

Della: «Did we just break the law?»
Cal: «Nope, that’s what you call damn fine reporting.»

Und wie wird der Konflikt zwischen alten und neuen Medien aufgelöst? Der wird eigentlich gar nicht richtig ausgetragen. Die Kategorisierung von Della Frye als Bloggerin dient zu Beginn lediglich als stärkere Unterscheidung zu McAffrey, der Druckerschwärze als seine Lebensgrundlage betrachtet. Am Schluss siegt natürlich die Geschichte in der gedruckten Publikation. Im Abspann beginnt die Presse zu laufen, und die gute alte Zeitung rettet den Tag. Die Bedrohung des tradionellen Mediums durch moderne Informationsquellen wird so ausgeblendet. Dabei wäre das der wirkliche Thriller.

Fazit: «State of Play» ist perfekt inszenierter, aber vollkommen übertriebener und dadurch  oberflächlicher Thriller.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: ©Universal Pictures International)

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