«Pescuit sportiv» von Adrian Sitaru

Maria Dinulescu in «Pescuit sportiv»

Den Reizen des rumänischen Kinos bin ich durch meine beiden bisherigen Begegnungen, «Comment j’ai fêté la fin du monde» und «Restul e tacere», noch nicht wirklich erlegen. Was noch nicht ist, kann aber noch werden. Das in Frankreich und der Schweiz unter dem Titel «Picnic» in die Kinos kommende Drama «Pescuit sportiv» von Adrian Sitaru zeugt zumindest von einer gewissen Lockerheit, auch wenn der Inhalt durch die aussergewöhnliche Form sekundär bleibt.

Der Lehrer Mihai (Adrian Titieni) und die verheiratete Miha (Ioana Flora) sind ein Liebespaar. Aus offensichtlichen Gründen können sie sich nur geheim treffen, etwa für einen Ausflug zu einem Picknick an einem kleinen See, wo Mihai auch noch ein wenig Sportfischen (Pescuit sportiv) kann. Doch die Stimmung zwischen den beiden ist schon auf dem Weg angespannt. Mihai hat seine Stelle gekündigt und verlangt von Miha, dass sie ihrem Mann von der Beziehung erzählt.

Da fährt Miha eine Frau am Wegrand an. Das Opfer sieht zuerst tot aus. Da es sich vermutlich um eine Prostituierte handelt, beschliessen Mihai und Miha, die Frau kurzerhand im Wald zu verstecken. Dort kommt Ana (Maria Dinulescu) wieder zu sich. Mihai und Miha geben nun vor, sich um sie zu kümmern. Ana darf die beiden sogar zu ihrem Ausflugsziel begleiten. Dort mischt sich Ana in die kriselnde Beziehung von Mihai und Miha ein und stellt den beiden Fragen über Ethik, Moral und Liebe.

Maria Dinulescu und Ioana Flora in «Pescuit sportiv»

«Pescuit sportiv» ist ganz auf die Hauptfiguren und ihre Gefühle ausgerichtet. Damit sich das Publikum so stark wie möglich mit diesen Figuren identifiziert, erzählt Regisseur und Drehbuchautor Adrian Sitaru die Geschichte aus ihren Blickwinkeln. Die Kamera sind die Augen von Mihai, Miha und Ana. Ganz kurz gibt es zwischendurch auch noch den Blick von anderen Figuren, aber ansonsten wird die Sicht ganz von den Hauptfiguren kontrolliert. Das hat natürlich auch zur Folge, dass die Kamera meistens leicht rüttelt und der Blick ab und zu auch ins Leere schweift.

Wer sich nicht alleine auf die Analyse dieser formalen Spielerei, die Sitaru als Zukunft des Kinos bezeichnet, beschränken möchte, kann in «Pescuit sportiv» auch eine sozialkritische Studie entdecken. Demnach hat sich die Bevölkerung in Rumänien noch nicht ganz von Ceauşescus Herrschaft befreit oder dann ist Mihai mit seinem Anspruch, dass alle Schüler nach ihrer Leistung benotet werden, einfach ein wenig zu idealistisch. Die Kritik an der Gesellschaft ist aber meist augenzwinkernd. So schlecht kann das Leben in einem Land, wo alles 5 Lei kostet, sei es nun ein Bier oder eine Prostituierte, schliesslich nicht sein.

Fazit: «Pescuit sportiv» ist ein intimes Drama, das mehr durch seine Form als seinen Inhalt auffällt.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: ©Xenix)

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