«The Proposal» mit Sandra Bullock

Ryan Reynolds und Sandra Bullock in «The Proposal»

Show her who’s boss!

Schon immer einmal sehen wollen, wie sich eine erfolgreiche Frau auf alle möglichen Varianten erniedrigt? Dann ist die miserable romantische Komödie «The Proposal» genau der richtige Film. Produziert wurde er von Hauptdarstellerin Sandra Bullock. Die hübsche Südstaatlerin liebe ich, seit sie einen Bus in Sicherheit gesteuert hat. Fast schon ironisch, dass Bullock ihre Karriere als selbstbewusste Actionheldin startete, seither aber mit wenigen Ausnahmen vor allem in mittelmässigen Streifen zwischen romantischer Komödie und Drama auftritt.

In «The Proposal» schlüpft Bullock in die Rolle von Margaret Tate, eine erfolgreiche und für ihren knallharten Führungsstil gehasste Chefredaktorin bei einem Buchverlag in New York. Einziges Problem: Sie ist Kanadierin und ihre Aufenthaltsbewilligung in den USA ist abgelaufen. Daher soll sie deportiert werden und ihre Anstellung verlieren. Aus diesem Grund schnappt sich Margaret ihren Assistenten Andrew (Ryan Reynolds) und behauptet, mit ihm verlobt zu sein. Um den Immigrationsbeamten von dieser Lüge zu überzeugen, soll die Familie von Andrew am Wochenende in die Hochzeitspläne eingeweiht werden – im malerischen Alaska.

Oscar Nuñez und Sandra Bullock in «The Proposal»

Das ist also die Ausgangslage für allerlei Peinlichkeiten. Das Paar fliegt in die Abgeschiedenheit von einem kleinen Kaff in Alaska, wo sich Margaret über den schlechten Empfang von ihrem Mobiltelefon und die langsame Verbindung (per Modem) im Internet-Café ärgert. Ganz nach dem Motto Grossstädterin trifft auf Hinterwäldler spielt sich die Komödie ab. Wer schon mehr als eine romantische Komödie gesehen hat, weiss auch schon, wie die Geschiche ausgehen wird. Obschon Malin Akerman («Watchmen») eine Jugendliebe von Andrew spielen darf. Aber diese Figur ist dermassen unterentwickelt, dass sie völlig wirkungslos bleibt.

Das bringt mich auch schon zum löchrigen Drehbuch von Peter Chiarelli, der die einzelnen Szenen nur sehr beschwerlich verbindet. Logik ist für eine romantische Komödie nicht wirklich zwingend. Aber die Handlung von «The Proposal» ist nicht nur einfach jenseits von unglaubwürdig, sondern auch ungeheuerlich bescheuert. Das beginnt beim Assistenten, der sich zu einer Straftat überreden lässt, weil er sonst angeblich keine Stelle mehr finden wird, und hört nicht beim Immigrationsbeamten auf, der sich alle mögliche Zeit nimmt, um der Lüge auf die Schliche zu kommen.

Sandra Bullock und Betty White in «The Proposal»

Ärgerlich ist aber vor allem, dass hier eine eigentlich starke Geschäftsfrau regelrecht demontiert und gedemütigt wird. Der Grund, wieso Margaret ihre Stellung in der Firma erreicht hat: Sie verlor als Teenagerin ihre Eltern und war seither nicht mehr fähig, eine Beziehung einzugehen. Wer es als Frau zu etwas bringt, hat also einen psychischen Schaden. Kaum ist sie in einer misslichen Lage, ist sie natürlich auf einen Mann angewiesen. Als sie am Schluss im Büro seinen Antrag annimmt, ruft ein Mitarbeiter: «Show her who’s boss!» Botschaft an jedes Mädchen: Eine Karriere im Beruf ist nicht erstrebenswert. Ohne Mann wird frau sowieso nur unglücklich. Wurde dieser frauenfeindliche Film wirklich von einer Frau produziert? Ich bin beileibe kein Feminist, aber eine derart verächtliche Behandlung einer Figur ist einfach stossend.

Über all diese Schwächen liesse sich noch halbwegs wohlwollend hinwegblicken, wenn der Film wenigstens ausreichend witzig wäre. Aber die Inszenierung von Regisseurin Anne Fletcher ist meist äusserst stümperhaft. Einige Szenen (die Nacktszene mit Bullock und Reynolds oder die Adlerszene) sind derart verrenkt, dass sie überhaupt nicht funktionieren. Gerne hätte ich gesehen, wie sich Reynolds mit den Kopfhörern im Ohr entkleidet hat. Das wäre eine komische Szene gewesen. Andere Szenen (ums Feuer tanzende Grossmutter, jede Szene mit dem Lateinamerikaner) sind lediglich peinlich.

«The Proposal» ist zwar grausam schlecht, aber offensichtlich will das Publikum sich derart blöd amüsieren. In den USA kann der Film das höchste Einspielergebnisse von allen Filmen mit Sandra Bullock vorweisen. Bleibt abzuwarten, ob weltweit die 350,4 Millionen Dollar von «Speed» übertroffen werden.

Fazit: «The Proposal» ist eine schlicht stumpfsinnige und wenig erheiternde romantische Komödie.

Bewertung: 1 Stern

(Bild: ©Walt Disney Studios Motion Pictures)

2 Kommentare to “«The Proposal» mit Sandra Bullock”

  1. Justus Dallmer says:

    Sehr gut! Ich sehe, ich war zu schüchtern, als ich gerade selbst was zum Film schrieb. Nicht aggressiv genug. Soll ich noch nachbessern ?

  2. Psy-7 says:

    The Proposal: Kleinster Einsatz, grösster Gewinn, also hat Sandra Bullock wohl doch mindestens für weit mehr als nur ihre Fans einen sehr guten Lieblings-Film produziert. Bravo Sandra!

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