«O’Horten» von Bent Hamer

Bård Owe in «O'Horten»

Wer wirklich ausgefallene Geschichten im Kino sehen möchte, wählt vorzugsweise skandinavische Filme aus. Die Nordländer haben nämlich häufig einen leicht schrägen Blick auf das Leben. Die Exponenten in diesem Bereich sind natürlich der Däne Lars von Trier («The Boss of It All») und der Schwede Roy Andersson («You, the Living»). Auch der Norweger Bent Hamer («Kitchen Stories») lässt sich in diese Gruppe einordnen.

In der behutsamen Tragikomödie «O’Horten» erzählt Hamer vom Schicksal des Lokführers Odd Horten (Bård Owe), der ausgerechnet den letzten Zug vor der Pensionierung verpasst. Auswirkungen auf die Handlung hat dieses Ereignis aber nicht wirklich. In der Folge zeigen Episoden aus dem Leben von Odd, wie er stoisch die Leere und die Einsamkeit nach dem Ende des Berufslebens meistert.

Da sitzt Odd in einem Restaurant, trinkt sein Bier und sieht zu, wie zwei Schlägertypen den Koch aus dem Lokal schleppen. Die lapidare Bemerkung des Kellners: «Ich muss sie vermutlich nicht darauf hinweisen, dass ich keine Bestellungen für warme Gerichte mehr entgegen nehme.» Dann irrt Odd auf der Suche nach einem Kollegen durch einen Flughafen. Einige Sicherheitssperren überwindet er problemlos, erlebt aber unangenehme Begegnungen bei anderen.

Bård Owe in «O'Horten»

So schlägt sich Odd durch den kuriosen Alltag, wird im Tabakladen mit der Sterblichkeit konfrontiert, muss sich auf Stöckelschuhen aus dem Schwimmbad schleichen oder begegnet einem leicht verrückt wirkenden Diplomaten. So bedächtig und verschwiegen wie die verschrobene Hauptfigur ist auch mit wenigen Ausnahmen der Film. Selbst der gesprächige Diplomat sagt nur wenig aus. Da auch Odd gelegentlich einschlummert, würde es mich nicht verwundern, wenn auch das Publikum ab und zu einschlafen würde.

«O’Horten» ist keineswegs langweilig, setzt aber auch eine gewisse Aufmerksamkeit des Betrachters voraus. Von Form und Inhalt her erinnert die Tragikomödie stark an «You, the Living» von Roy Andersson. Allerdings ist Hamers Tragikomödie nicht ganz so bestechend und formvollendet ausgefallen. Für einen liebevoll skurrilen Ausflug durch norwegische Nächte reicht es jedoch allemal aus.

Fazit: «O’Horten» ist eine charmante Tragikomödie, die geruhsam das Schicksal eines gleichmütigen Rentners schildert.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: ©Filmcoopi)

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