«Transsiberian» von Brad Anderson (Blu-ray)

Emily Mortimer und Woody Harrelson in «Transsiberian»

When you find yourself in the darkness of despair, when you’re struggling to get back into the clear light of God’s truth, remember what you learned here about the simple power of compassion.

Wenn es eine Lehre aus «Transsiberian» gibt, dann besteht sie wohl darin, dass Gott die verschneite Zugstrecke durch Siberien nicht besonders sorgfältig überwacht. Oder überstehen die Hauptfiguren den Schrecken dieser Reise doch nur durch die schützende Hand des Allmächtigen? Auf alle Fälle beweist der amerikanische Regisseur Brad Anderson nach «Session 9» und «The Machinist» einmal mehr seine Vorliebe für verunsichernde Geschichten und stimmungsvolle Inszenierung.

Zugreisen bieten das letzte grosse Abenteuer. Das müssen die beiden Hauptfiguren aus dem Thriller «Transsiberian» auf schmerzliche Weise erfahren. Roy (Woody Harrelson, «2012») und Jessie (Emily Mortimer, «Lars and the Real Girl») sind ein vermeintlich unbescholtenes amerikanisches Ehepaar, das soeben in China ein christliches Entwicklungsprojekt unterstützt hat. Die Transsiberische Eisenbahn soll sie nun von Peking nach Moskau bringen.

Doch auf auf der Zugfahrt erleben Roy und Jessie mehr Gefahr, als ihnen lieb ist. Sie geraten nämlich zwischen die Fronten von Drogenkurieren und korrupten Polizisten. In Russland steigt das Pärchen Abby (Kate Mara) und Carlos (Eduardo Noriega) zu und beziehen das gleiche Abteil wie Roy und Jessie. Carlos wirft schnell ein Auge auf Jessie und zeigt ihr die Matrjoschkas, die er in den Westen transportieren will. Sie ahnt sogleich, dass mit den Puppen etwas nicht in Ordnung ist.

Langsam wird die Zugfahrt immer unheimlicher und an einer Haltestelle geht plötzlich Roy verloren. Jessie, Abby und Carlos warten am nächsten Bahnhof auf eine Nachricht des Vermissten. Jessie wird langsam verzweifelt, während Carlos immer zudringlicher wird. Bei der Weiterfahrt stossen dann der stoische russchische Polizeibeamte Grinko (Ben Kingsley) und sein schweigsamer Assistent Kolzak (Thomas Kretschmann) zur reduzierten Gruppe.

Thomas Kretschmann und Ben Kingsley in «Transsiberian»

Für die spanisch-deutsche Koproduktion konnte Regisseur Brad Anderson also eine illustre internationale Besetzung zusammentrommeln. Entstanden ist ein zunächst noch gemächlicher Thriller, der aber immer packender in die undurchsichtige Kriminalwelt entführt. Vorbild Alfred Hitchcock («Strangers on a Train», «North by Northwest») lässt grüssen. Anderson erklärt dann auch im Bonusmaterial, dass diese Filme eine Inspiration für ihn waren. Der eigentliche Auslöser für den Film war aber eine eigene Reise mit der Transsiberischen Eisenbahn war.

Als Markenzeichen von Anderson stellt sich Aufbrechen von gewohnten Strukturen und vertrauten Figuren heraus. Die meisten Figuren in seinen Filmen verstecken unter der Oberfläche dunkle Geheimnisse. So hat sich Jessie nach einem Unfall aus einem rastlosen Leben in die schützenden Arme des eigentlich langweiligen Roy gerettet. Auch die Absichten der Polizeibeamten sind nicht wirklich durchschaubar. Einzig Einzig Roy ist als Kontrast dazu ein völlig harmloser Charakter, der aber zwischendurch dennoch überraschende Fähigkeiten an den Tag legt.

Die Blu-ray-Disc bietet saubere Bildqualität und vor allem eine Tonspur in DTS-HD Master Audio 5.1, auf der die Geräusche der Eisenbahn geschickt auf die Kanäle verteilt werden. Das Bonusmaterial in Standardauflösung ist vergleichsweise bescheiden, aber trotzdem irgendwie bemerkenswert. Von den Interviews mit Kingsley (3 Minuten), Kretschmann und Anderson (je 7 Minuten) fällt vor allem die Unterhaltung mit Kretschmann auf. Die Interviewerin versucht den Schauspieler krampfhaft auf einige Rollen zu reduzieren. Kretschmann findet das einfach nur eigenartig. Zusätzlich ist auch noch ein ordentlicher Drehbericht (34 Minuten) enthalten.

Bewertung: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
3 Sterne

(Bilder: ©Universum Film)

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