«New Moon» von Chris Weitz

Kristen Stewart und Robert Pattinson in «New Moon»

Maybe I shouldn’t be dating such an old man. It’s gross.

Wenn glitzernde Vampire schmachten und muskulöse Werwölfe leiden, sind wir im Universum der Mormonin Stephenie Meyer und ihrer «Twilight Saga». Nachdem in «Twilight» das Mädchen Bella (Kristen Stewart) und der blasse Vampir Edward (Robert Pattinson) zueinander gefunden haben, müssen sie in der Fortsetzung «New Moon» eine Trennung überstehen. Ob ihnen das wohl gelingt?

Am Ende von «Twilight» tanzten Bella und Edward noch glücklich am Abschlussball. In «New Moon» beginnt ein neues Schuljahr und das Paar wird vor neue Herausforderungen gestellt. Die Vampir-Familie Cullen muss die Ortschaft verlassen, weil den Menschen langsam auffällt, dass sie nicht altern. Da Bella immer stärker von Edward fordert, dass er sie in seine Gefährtin verwandelt, benutzt Edward diesen Moment, um die Beziehung zu beenden. Bella ist zutiefst erschüttert und kann sich monatelang kaum aus ihrer Trauer befreien.

Trost findet sie bei ihrem indianischen Freund Jacob (Taylor Lautner). Bella bemüht sich jedoch nicht ohne Hintergedanken um die Auffrischung dieser Beziehung. Seit einer Weile erscheint ihr nämlich Edward, wenn sie sich in eine gefahrvolle Situation begibt. Jacob soll ihr nun ein Motorrad reparieren, damit sie sich noch häufiger Todesgefahr aussetzen und von ihrem Liebsten halluzinieren kann. Das Gefährt ist dazu aber gar nicht notwendig, denn immer noch sinnt Victoria (Rachelle Lefevre) auf Rache. Und dann ist da ja noch die geheime Identität von Jacob und seiner Stammeskollegen.

Kristen Stewart und Taylor Lautner in «New Moon»

Der erste Teil der «Twilight Saga» wurde noch von Catherine Hardwicke ziemlich gefällig verfilmt. Anschliessend wurde sie allerdings gefeuert. Die offizielle Begründung lautete, dass die Produktionsfirma so schnell wie möglich den nächsten Teil in die Kinos bringen wollte und die Regisseurin sich nicht im Stande sah, in der kurzen Vorbereitungszeit ihre Vision zu verwirklichen. Da ich «Twilight» von der filmischen Umsetzung her für nicht viel mehr als handwerkliche Fleissarbeit beurteile, habe ich die Entscheidung nicht bedauert. Es ist es wohl nicht wirklich von Bedeutung, wer auf dem Regiestuhl sitzt.

Für die Fortsetzung wurde dann Chris Weitz angeheuert, von dem nach der gelungenen Verfilmung von «The Golden Compass» ein weiteres intensive Literaturverfilmung zu erwarten war. Doch der Regisseur verliert sich in den biederen und von Kitsch triefenden Dialogen von Melissa Rosenberg («You give me everything just by breathing») und seiner eigenen Vorliebe für träge Zeitlupenaufnahmen. Zudem bietet auch Weitz nicht viel mehr als solides Handwerk. Teilweise recht bescheiden sind die Spezialeffekte. Besonders von den mangelhaften Werwölfen wird meist durch schnelle Schnitte abgelenkt. Die sehen zudem nicht wirklich wie Werwölfe, sondern lediglich wie überdimensionierte Wölfe aus.

Schwerfällig wiederholen sich die Hauptfiguren in ihren Liebesgeständnissen, keine Emotion bleibt unausgesprochen. Das ist womöglich auch notwendig, weil Kristen Stewart dauernd so gequält sprechen muss, dass sie durch ihr Spiel kaum noch andere Gefühlsregungen ausdrücken kann. Taylor Lautner und Robert Pattinson ihrerseits liefern sich in erster Linie durch ihre Ausdruckslosigkeit einen Kampf. Irgendwie haben sie vermutlich nicht ganz begriffen, dass nur die von ihnen gespielten Figuren ihre Emotionen unterdrücken müssen. färbt das eben auch auf die Leistung der Schauspieler ab.

Auf den Tragödienklassiker «Romeo & Juliet» von William Shakespeare wird zwar wiederholt bezug genommen. Gleich zu Beginn zitiert Bella eine Stelle, die ich in meiner Kopie sogar angestrichen habe: «These violent delights have violent ends and in their triumph die , like fire and powder, which, as they kiss, consume.» Doch eine ähnliche Ergriffenheit kann die übermässig kitschige Schmachterei von Bella, Edward und Jacob nie erzeugen. Ausgiebig denkt Edward auch über Selbstmord nach. Aber dieses Handlungselement ist äusserst unglaubwürdig eingebaut.

Die repetitiven Dialoge über die Vorbehalte von Edward, die Seele von Bella zu zerstören, sind mit der Zeit nur noch ermüdend und höchstens für nach züchtiger Romantik lechzende Mädchen erträglich. Fast schon zynisch erscheint in diesem Zusammenhang, dass im Film eine herrliche Parodie auf Actionfilme eingebaut ist. Jacob, Bella und ihr Schulkamerad Mike (Michael Welch) sehen sich einen Film mit dem idiotischen Titel «Face Punch» an, in dem sich die männlichen Protagonisten gegenseitig Floskeln an den Kopf werfen. Da im Drehbuch von «New Moon» selbst kein banalstes Klischee ausgelassen wird, ist diese Szene noch viel amüsanter.

Stellt sich jetzt noch die Frage, was die Religion der Schriftstellerin der «Twilight Saga» für eine Relevanz hat. Bereits in «Twilight» stand die Bedeutung von Keuschheit übermässig im Vordergrund der Beziehung von Bella und Edward. Am Ende von «New Moon» lässt sich Edward nun endlich überzeugen, Bella in eine Blutsaugerin zu verwandeln. Aber nur unter der Bedingung, dass sie ihn heiratet. Keine Penetration vor der Ehe! Diese Botschaft ist für einen Vampirfilm einfach wunderbar absurd.

Fazit: «New Moon» ist ein biederer Fantasy-Streifen über Vampire und Werwölfe mit jungfräulichem Liebeskummer.

Bewertung: 2 Sterne

(Bilder: ©Ascot-Elite)

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