«The Princess and the Frog» von Clements & Musker

«The Princess and the Frog»

There’s magic in the air tonight and anything can happen.

Ich habe bereits lauthals verkündet, dass ich diesen Frosch nicht küssen werde. Da habe ich gestern zufällig gesehen, dass entgegen den Behauptungen des Verleihs in einem Zürcher Kino doch eine Originalkopie im Einsatz ist. So bin ich doch noch in den Genuss des zauberhaften und beschwingten Animationsfilms «The Princess and the Frog» gekommen. Chief Creative Officer John Lasseter hat die Magie in die Walt Disney Studios zurückgebracht. Jetzt fehlt nur noch eine erfrischende Ration Mut.

Für die Rückkehr zu handgezeichneten Animationsfilmen haben sich die Filmemacher der Walt Disney Animation Studios wieder einmal bei den Brüdern Grimm bedient – allerdings nur indirekt. Die Vorlage «Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich» wurde von E. D. Baker zur Geschichte «The Frog Princess» transformiert, in der eine Prinzessin in einen Frosch verwandelt wird, als sie einen verzauberten Frosch küsst. Die Hauptfigur aus «The Princess and the Frog» ist jedoch entgegen dem Titel nicht einmal eine Prinzessin, sondern vielmehr eine Kellnerin, die davon träumt, ein eigenes Restaurant zu eröffnen.

Tiana (Stimme von Anika Noni Rose, «Dreamgirls») hat von ihrem Vater kochen gelernt. Aus dem gemeinsamen Restaurant wurde dann aber nichts, weil der Vater nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt ist. Nun verdient sich Tiana als Kellnerin das notwendige Geld. Da kommt ein Angebot von Charlotte (Jennifer Cody) gerade recht. Charlotte ist die verwöhnte Tochter eines reichen Industriellen (John Goodman), für die die Mutter (Oprah Winfrey) von Tiana Kleider genäht hat. Da der Besuch von Prinz Naveen (Bruno Campos) in New Orleans bevorsteht, soll Charlotte für die Köstlichkeiten sorgen, die verursachen, dass sich der Prinz in Charlotte verlieben wird.

Die kulinarische Verführung wäre eigentlich gar nicht notwendig, da der mittellose Prinz auf das Vermögen von Charlotte angewiesen ist. Darauf hat es aber auch der Voodoo-Doktor Facilier (Keith David) abgesehen. Er verwandelt Naveen in einen Frosch und schickt den Diener als Stellvertreter an das Fest. Naveen kann sich derweilen befreien und trifft am Fest auf Tiana, die er zu einem Kuss überreden kann. Das Resultat stammt aus der Geschichte von Baker: Tiana verwandelt sich in einen Frosch. Die beiden flüchten in den Sumpf, wo sie auf einen trompeten-spielenden Alligator Louis (Michael-Leon Wooley) und das hilfreiche Glühwürmchen Ray (Jim Cummings) treffen.

«The Princess and the Frog»

Ein Meisterwerk ist «The Princess and the Frog» nicht gerade. Aber der Film ist sehr unterhaltsam erzählt und vor allem sehr betörend animiert. Die Regisseure Ron Clements und John Musker, die schon «The Little Mermaid», «Aladdin», «Hercules» und «Treasure Planet» inszeniert haben, treiben die Geschichte mit viel Schwung und einer ordentlichen Portion Slapstick voran. Nur zwischendurch wird etwas zu penetrant die zentrale Botschaft des Films («Just promise your daddy one thing: That you never lose sight of what’s really important») wiederholt, und der Prolog mit den kichernden Mädchen ist auch ein wenig schwerfällig ausgefallen.

Das eigentliche Gerüst bildet aber sowieso die Musik von Randy Newman, der sich ganz an der Tradition von New Orleans orientierte und Lieder in den Stilen Gospel, Blues, Zydeco, Dixieland und Swing komponierte. Die verwandeln den Film in eine mitreissende Musical-Komödie mit teilweise wunderbar ausufernden Einlagen. Herausragend ist auch ganz klar die Animation. Vor allem in den Sumpfszenen kommen prachtvolle Hintergründe zum Einsatz. Umwerfend sind ebenfalls die Voodoo-Einlagen, in denen Schatten und Masken lebendig werden und sich bedrohlich auf die Hauptfiguren stürzen.

«The Princess and the Frog»

Nachteilig wirkt sich vor allem aus, dass viele Szenen aus früheren Disney-Filmen vertraut vorkommen. Eine Liebesszene entstammt fast direkt aus «The Little Mermaid». Anstatt dem Calypso aus «Kiss the Girl» wird in «Ma Belle Evangeline» einfach bluesiger Cajun angestimmt. Der Bösewicht Dr. Facilier erinnert sehr stark an Jafar aus «Aladdin». Weitere Elemente kommen aus «Beauty and the Beast» und «The Hunchback of Notre Dame» bekannt vor. Wer noch ein wenig weiter zurückblickt, kann den Alligator Louis als moderne Version von Baloo aus «The Jungle Book» erkennen oder sogar als Mischung aus Baloo und King Louie.

Innovativ ist diese Mischung aus vertrauten Elementen nicht gerade besonders. Während der künstlerische Leiter John Lasseter bei Pixar bei jedem neuen Film bezüglich Handlung und Thema voll auf Risiko setzt, werden für die Disney-Filme wieder ganz auf Sicherheit bedachte alte Rezepte verwendet. Das ist nicht wirklich künstlerisch anspruchsvoll, erfüllt dafür die Ansprüche von Traditionalisten. Stellt sich nur noch die Frage, ob Walt Disney selber nicht ein wenig mehr gewagt hätte.

Fazit: «The Princess and the Frog» ist für die Disney Studios eine ordentliche und lustvoll inszenierte Rückkehr zu handgezeichneten Animationsfilmen.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: ©Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved)

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