«The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe» von Andrew Adamson (Blu-ray)

Skandar Keynes, Georgie Henley, Anna Popplewell und William Moseley in «The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe»

This must be a simply enormous wardrobe!

Nach dem Erfolg von «The Lord of the Rings» war es nur eine Frage der Zeit, bis auch «The Chronicles of Narnia», die zweite grosse Fantasy-Serie aus dem 20. Jahrhundert, ihren Weg auf die Leinwand finden würde. Während sich Peter Jackson überlegen musste, wie er die drei 400 bis 500 Seiten dicken Wälzer von J.R.R. Tolkien auf eine vernünftige Länge kürzen konnte, haben die Filmemacher von «The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe» den umgekehrten Weg gewählt. Sie bauten die gradlinige, relativ kurze Erzählung von C.S. Lewis unnötig noch ein wenig aus.

Weltweit wurden von dem siebenteiligen Märchenabenteuer «The Chronicles of Narnia» über 100 Millionen Exemplare verkauft. Nachdem nicht nur die «Lord of the Rings»-Trilogie unvorstellbar lukrativ gewesen war, sondern mit «Harry Potter and the Philosopher’s Stone» und den Fortsetzungen eine weitere Fantasy-Serie für beeindruckende Zahlen an den Kinokassen sorgte, war es nur verständlich, dass sich jemand auch mit den Rechten an «The Chronicles of Narnia» sein Stück vom Kuchen abschneiden wollte. 2005 kam die Verfilmung von «The Lion, the Witch and the Wardrobe» in die Kinos, dem ersten veröffentlichten Band aus der «Narnia»-Serie.

Die vier britischen Kinder Lucy (Georgie Henley), Peter (William Moseley), Susan (Anna Popplewell) und Edmund (Skandar Keynes) geraten in «The Lion, the Witch and the Wardrobe» durch einen verzauberten Schrank in eine von der grausamen Weissen Hexe (Tilda Swinton) beherrschte Welt. Sie sorgt für ewigen Winter im magischen Land. Mit der Hilfe des Löwen Aslan (Stimme von Liam Neeson) und seiner mythischen Helfer wollen die Kinder den eisigen Einfluss der Hexe brechen. Dazu müssen sie aber zunächst ihre eigenen Differenzen bereinigen, und ein Opfer muss erbracht werden.

«The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe»

Regisseur Andrew Adamson wählte für die Umsetzung einen an Spezialeffekten derart reichen Zugang, dass die Handlung von den Computer-Bildern bisweilen geradezu erdrückt wird. Zudem sind nicht wirklich alle Spezialeffekte geglückt. Besonders Löwe Aslan schrumpft und wächst beinahe nach Belieben. Die Magie bleibt dadurch ein wenig auf der Strecke. Kommt hinzu, dass sich die Filmemacher bei der Entwicklung allem Anschein nach ein wenig zu sehr von der Überlänge von «The Lord of the Rings» und «Harry Potter» beeindrucken liessen. Anstatt der auf die Figuren konzentrierten Erzählung von Lewis zu vertrauen, haben sie nämlich einige überflüssige Elemente hinzugefügt, um die Geschichte ein wenig zu strecken. So werden die Pevensie-Kinder auf der Flucht aus der Biber-Wohnung zweimal beinahe von Wölfen gefasst.

Auch die Schlacht zwischen den Mächten der Weissen Hexe und den Kämpfern von Aslan, die Lewis in gerade einmal zwei kurzen Abschnitten abhandelt, wird übermässig aufgeblasen. Dadurch verliert auch die zentrale Stelle, das Opfer und die Wiederauferstehung von Aslan, an Bedeutung. Für Lewis war dieser emotionale Moment so wichtig, dass er sich sogar direkt an die besorgten Leser wendet: «I hope no one who reads this book has been quite as miserable as Susan and Lucy were that night.» Doch Lewis entschädigt für diese Belastung zwei Seiten später durch die Freude der beiden Mädchen und ihrem Löwen, die ausgelassen feiern: «It was such a romp as no one has ever had except in Narnia.» Dieser Freudentanz wird im Film durch Waffengeklirr ersetzt.

Abgesehen von diesen Änderungen gelingt es Adamson und den übrigen Drehbuchautoren Ann Peacock, Christopher Markus und Stephen McFeely aber dennoch, einige der wichtigsten Elemente aus der Fantasie von Lewis einzufangen: Von der Furcht des kleinen Mädchens, das genau weiss, dass die Schranktüre nie ganz geschlossen werden soll («it is very foolish to shut oneself into any wardrobe»), über die Verlockungen der Weissen Hexe (Swinton gibt sich ihrer Rolle voller Genuss hin) bis hin zu den Gewissensbissen der einzelnen Figuren. Ein Vorzug von «The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe» liegt aber sicher nicht zuletzt in der üppigen Ausstattung.

Tilda Swinton in «The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe»

Die Blu-ray-Disc besticht durch solide Bild- und überragende Tonqualität. Angesichts der vielen Szenen die entweder vor sehr hellem (weisser Schnee) oder ziemlich düsterem (Nachtszenen) Hintergrund spielen, ist die Bildbearbeitung hervorragend. Einzig bei einigen Kamerafahrten entsteht ein leicht künstlicher Eindruck. Auf der Tonspur in PCM 5.1 (unkomprimiert) sind die Effekte äusserst wirkungsvoll abgemischt.

Während auf der «Royal Edition»-DVD eine um einige Minuten verlängerte Version enthalten ist, handelt es sich bei der Fassung auf der Blu-ray-Disc um die schon ausreichend lange Kinoversion. Das Bonusmaterial umfasst hauptsächlich die auf den ersten beiden DVDs der aus vier DVDs bestehenden «Royal Edition» vorhandenen Beiträgen. Auf der Blu-ray-Disc mit dem Film sind auch noch ein paar misslungene Szenen enthalten, wie auch zwei Audiokommentare mit Regisseur Andrew Adamson, der einmal von den vier Hauptdarstellern, einmal vom Produzenten und dem Produktionsdesigner begleitet wird. Die Tonspur mit den Kindern ist sehr lebendig, während die andere Tonspur ziemlich monoton daherkommt.

Weiteres Bonusmaterial in Standardauflösung findet sich auf einer zweiten Blu-ray-Disc. Die Dokumentation «Chronicles of a Director» (38 Minuten) folgt den Entscheidungen von Regisseur Andrew Adamson auf dem Weg zu den Dreharbeiten. «The Children’s Magical Journey» (26 Minuten) heftet sich an die Fersen der vier jugendlichen Hauptdarsteller. In «Anatomy of a Scene: Behind the Battle» werden dann noch ein paar weitere Aspekte der Schlachtszene analysiert. Exklusiv ist auf dieser Blu-ray-Disc das Spiel «Battle for Narnia» (in High Definition), in dem verschiedene Kämpfe geführt werden müssen.

Bewertung: 4 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
5 Sterne

(Bilder: © Walt Disney Studios Home Entertainment)

2 Kommentare to “«The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe» von Andrew Adamson (Blu-ray)”

  1. juliaL49 says:

    Na, das klingt ja nicht so, als ob ich da viel verpasst hätte 🙂 Ich dachte, das wäre auch gekürzt. Das Buch fand ich auch nicht so dolle und es ist erst das zweite Buch meiner langen und umfangreichen Lesekarriere, das unvollendet blieb.

  2. Thomas says:

    Da war eben gar nicht genügend Material vorhanden, um zu kürzen. Eine sehr direkte Umsetzung wäre sogar möglich gewesen. Wenn dich aber das dünne Buch gelangweilt (oder geärgert) hat, dann sind die Veränderungen im Film vielleicht vorteilhaft.

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