«Quo Vadis» mit Peter Ustinov (Blu-ray)

«Quo Vadis»

Im gleichen Jahr, in dem «An American in Paris» mit sechs Oscars ausgezeichnet wurde, war «Quo Vadis» für acht Oscars nominiert. Aber während auch «A Place in the Sun» sechs Oscars erhielt und vier weitere an «A Streetcar Named Desire» verteilt wurden, ging «Quo Vadis» leer aus. Dafür ebnete das Epos den Weg für mehr oder weniger biblisch angehauchte Sandalenfilme wie «The Ten Commandments» (1956), «Ben-Hur: A Tale of the Christ» (1959) und «Spartacus» (1960).

In «Quo Vadis» wird der Untergang des heidnischen Roms unter der Führung des verrückten Nero (der grandiose Peter Ustinov) der Verbreitung des Christentums gegenübergestellt. Der römische Kommandant Marcus Vinicius (Robert Taylor) wirft nach seiner Rückkehr aus England ein Auge auf die bei einem General untergebrachte Geisel Lygia (Deborah Kerr). Sie ist jedoch Christin und wenig beeindruckt von den blutigen Erzählungen des Kommandanten. Sie steht mehr auf Love and Peace. Vinicius’ Onkel Petronius (Leo Genn) ist jedoch intimer Vertrauter von Nero und so ist Lygia bald in der Obhut des Kommandanten.

Derweil versucht Nero, die Inspiration für seine Dichtkunst zu verfeinern. Wie soll er bloss ein episches Gedicht wie die «Illias» anfertigen, wenn er im Gegensatz zu Homer, der von der Niederbrennung Trojas berichtet, noch keine Stadt in Flammen gesehen hat? So entschliesst er sich dazu, die stinkenden Stadtteile von Rom in Brand zu stecken. Als sich der Hass der Bevölkerung gegen ihn richtet, schiebt er die Schuld den Christen in die Sandalen, die prompt den Löwen zum Frass vorgeworfen werden.

«Quo Vadis»

«Quo Vadis» wirkt nicht ganz so episch wie «Ben-Hur» oder «Spartacus», was vermutlich daran liegt, dass 1951 noch nicht in Cinemascope gedreht wurde. Spektakel hat der etwas zu fromme Film dennoch reichlich zu bieten. Irgendwie ist es schon ein wenig ironisch, dass Hollywood 1900 Jahre nach der Kreuzigung von Jesus ausgerechnet aus der Verfolgung von Christen und ihrem zur Belustigung der Römer inszenierten Märtyrium im Kolosseum ein Spektakel für die andächtigen Kinogänger der Neuzeit produziert. Wer darüber nicht nachdenken möchte, kann immer noch behaupten, dass eben nicht der Schauwert, sondern die Aussage des Films von Bedeutung ist.

Die Botschaft ist klar und wird am Schluss deutlich ausformuliert, als ein Kollege von Vinicius über seine Hoffnung auf eine beständigere Welt oder einen beständigeren Glauben spricht. Das eine sei ohne das andere nicht möglich, erwidert Vinicius. Aus der Perspektive nach dem Zweiten Weltkrieg hat diese Aussage vielleicht einmal Sinn gemacht. Nachdem 50 Jahre später der missionarische George W. Bush auf der ganzen Welt Kriege führt, erweist sich diese naive Gottesgläubigkeit hingegen als immer grösserer Irrtum.

Abgesehen von der biblischen Botschaft bietet «Quo Vadis» aber auch weniger anstössige Werte. Da ist besonders der überragende Ustinov, der seiner Figur eine fesselnde Tragik verleiht. Im Gegensatz zur vorhersehbaren Berg-und-Tal-Beziehung zwischen Vinicius und Lygia bietet zudem die Nebenhandlung von Petronius und einer in ihn verliebten Sklavin überraschende und berührende Momente. Die Figur von Petronius basiert übrigens auf den römischen Senator, der den satirischen Roman «Satyricon» geschrieben hat.

«Quo Vadis»

Auf der Blu-ray-Disc ist die Bildqualität mehr als zufriedenstellend. Es sind zwar kleine Bildverunreinigungen zu erkennen und obschon der Film in Technicolor gedreht wurde, wirken die Farben leicht verblasst und nicht immer ganz farbtreu. Aber Warner Bros. hat mit «How the West Was Won» einen beinahe unerreichbaren Standard gesetzt. Ich bin schon gespannt, wie «Ben-Hur» auf der vermutlich nächstes Jahr erscheinenden Blu-ray-Disc aussehen wird. Die Tonspur in Dolby Digital 1.0 ist nicht weiter der Rede wert.

Als Bonusmaterial ist einerseits eine 44-minütige Dokumentation in Standardauflösung enthalten, in der zahlreiche Experten über die Enstehung des biblischen Epos von der ersten Verfilmung von «Quo Vadis» (1912) bis zum Höhepunkt in den 50er-Jahren berichtet. Andererseits führt der sorgfältig vorbereitete Kritiker und Filmemacher F. X. Feeney in einem Audiokommentar mit zahlreichen Anekdoten und Zitaten durch den Film. Besonders die Produktionsgeschichte von «Quo Vadis» ist interessant. Zwischendurch waren John Huston als Regisseur sowie Gregory Peck und Elizabeth Taylor als Hauptdarsteller vorgesehen. Untertitel für den Audiokommentar gibt es in Chinesisch und Koreanisch!

Neben der Blu-ray-Disc und der Doppel-DVD ist auch eine «Ultimate Collector’s Edition» erhältlich, in der zusätzlich ein 20-seitiger Nachdruck des Programmhefts, ein Set von 16 Lobbykarten, Postkarten von 6 Kinopostern sowie ein Set von 10 seltenen Fotokarten von den Dreharbeiten enthalten sein soll.

Film: 5 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
5 Sterne

(Bilder: ©Warner Bros.)

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