«Polizischt Wäckerli» von Kurt Früh

«Polizischt Wäckerli»1955 war die Welt in der Schweiz noch in Ordnung. Die Filmindustrie florierte damals ordentlich und in Allenwil sorgte Schaggi Streuli als strenger, aber gerechter Polizischt Wäckerli für Recht und Gesetz. Dabei löst in seinem idyllischen Dorf schon eine gestohlene 50er-Note aus dem Milchladen an der Ecke allerhand Wirbel aus.

Die eigentliche Herausforderung für den wackeren Wäckerli ist aber der künstlerisch veranlagte Sohn Ruedi (Peter Brogle), der den Verlockungen der nahen Grossstadt nicht widerstehen kann. Die Grossstadt ist zwar nur Zürich, aber dort ist das Leben eben nicht so geregelt wie in Allenwil. Prompt tappt Ruedi in die Falle eines Betrügers. Wäckerlis Tochter (Eva Haefeli) verliebt sich derweil in den Gesellen aus dem Milchladen (Josef Scheidegger), der vielleicht beim Diebstahl der Geldnote seine Hände im Spiel hat. Und dann sind da noch die aus der Strafanstalt Regensdorf entflohenen Häftlinge.

«Polizischt Wäckerli»Das gradlinige Drama «Polizischt Wäckerli» bietet ein eigentümliches Zerrbild der damaligen Gesellschaft und wirkt gerade dadurch seltsam aktuell: Frau und Tochter sorgen brav für den Haushalt, während der schelmische Alkoholiker einen Unfall baut und der reuige Steuerbeamte Geld hinterzieht, um sich mit einem leichten Mädchen zu vergnügen (Bild). Die kurze Nebenrolle des leichten Mädchens wird übrigens von Stephanie Glaser (die sich damals scheinbar noch Stefanie geschrieben hat) gespielt, was wegen dem Erfolg von «Die Herbstzeitlosen» natürlich auch auf der DVD-Hülle eine Nennung wert ist. Auch erwähnenswert: Der Betrüger aus Zürich wird von Ruedi Walter gespielt

Wie wenig zeitgemäss der Film schon zur Entstehungszeit war, wird auf der DVD auch von Eva Haefeli angesprochen, die zusammen mit Josef Scheidegger ein wirres Gespräch führt. Scheidegger betont mehrmals, dass er sich gar nicht mehr an die Dreharbeiten erinnert, und auch Haefeli tratscht ziemlich banal über ihre Erinnerungen. Zudem ist der Ton von diesem Beitrag ziemlich schlecht.

Auf der DVD ist aber auch der amüsante, 24-minütige Kurzfilm «Der Geist von Allenwil» enthalten. Darin tauchen die gleichen Figuren aus dem Film mit teils identischem Text auf und werben ganz nebenbei für Waschmittel. Ein «Geist» hat nämlich ein paar Leintücher gestohlen, die nun wieder schön sauber werden müssen. Leider fehlen die Angaben, wie und warum dieser Kurzfilm entstanden ist.

Film: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität: 4 Sterne
Bonusmaterial:
4 Sterne

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