«The Pacific» (Blu-ray)

«The Pacific»

Why don’t they just surrender?

2001 haben Tom Hanks und Steven Spielberg als Produzenten von «Band of Brothers» eine packende Serie über den Zweiten Weltkrieg in Europa abgeliefert. Mit der knapp 9-stündigen HBO-Serie «The Pacific» haben sie zusammen mit Gary Goetzman das ebenso überwältigende Pendant über die Kriegshandlungen der USA gegen Japan nachgeliefert. Da sich die Merkmale des Kriegs im Pazikif stark von den Eigenschaften des Kriegs in Europa unterscheiden, haben die Serienmacher auch einen unterschiedlichen Ansatz gewählt. Genau gleich eindrücklich ist jedoch die packende Inszenierung.

Die Geschichte von «The Pacific» konzentriert sich auf die Erlebnisse von drei Marine-Soldaten der 1st Marine Division in den Schlachten um Guadalcanal, Cape Gloucester, Peleliu, Iwo Jima und Okinawa. PFC Robert Leckie (James Badge Dale) und Gunnery Sergeant John Basilone (John Seda) waren beide im Einsatz auf Guadalcanal. Leckie schilderte seine Erfahrungen in «Helmet for My Pillow». Basilone erlangte Berühmtheit, weil er für seinen Einsatz auf Guadalcanal mit einer Medal of Honor geehrt wurde, anschliessend in den USA Werbung für den Kauf von Kriegsanleihen machte und schliesslich in der Schlacht von Iwo Jima fiel. Die dritte Perspektive wird durch PFC Eugene Sledge (Joseph Mazzello) eingebracht, der seine Erlebnisse von den Kämpfen um Peleliu und Okinawa in «With the Old Breed» niederschrieb.

Diesen drei Personen folgend entfaltet sich ein Bild von den grausamen Kriegshandlungen im Pazifik. Die Ereignisse auf Guadalcanal erinnern nicht zuletzt wegen den nachdenklichen Aufzeichnungen von Leckie an die Schilderungen in «The Thin Red Line». Leckie kontrastiert beispielsweise in seinen Beschreibungen an eine Freundin in den USA die idyllische, paradisiesche Landschaft mit dem ernüchternden Schrecken der Schlacht und der Brutalität des Feindes, die sich auf das Verhalten der Marine-Soldaten auswirkt:

This great undertaking for God and country has landed us in a tropical paradise somewhere in what Jack London refers to as ‹those terrible Solomons›. It is a garden of Eden. The jungle holds both beauty and terror in its depths, most terrible of which is man. We have met the enemy and have learned nothing more about him. I have, however, learned some things about myself. There are things men can do to one another that are sobering to the soul. It is one thing to reconcile these things with God, but another to square it with yourself.

Rami Malek in «The Pacific»

Die Produzenten waren sich wohl bewusst, dass die Schlacht um Guadalcanal durch den Film von Terrence Malick schon ausreichend beschrieben wurde und verweilen daher auch nur die ersten beiden Folgen auf dieser Insel. Auch ein zweiter Schauplatz, die Schlacht um Iwo Jima, wurde bereits in anderen Filmen ausführlich behandelt und von Clint Eastwood in «Flags of Our Fathers» und «Letters from Iwo Jima» sogar schon von beiden Seiten beleuchtet. Daher ist es wenig erstaunlich, dass auch diese Schlacht nur wenig Platz einnimmt. Stattdessen wird in «The Pacific» auch das Leben abseits der Frontlinien gezeigt, etwa durch den Erholungsaufenthalt in Melbourne, die Zwischenstationierung auf Pavuvu, wo Leckie seine Enuresis ausheilen muss, oder den Erlebnissen von Basilone in der Heimat.

Genügend Kampfszenen sind trotzdem enthalten. Als zentrale Schlacht wird der grausame und verlustreiche Kampf um Peleliu dargestellt. Wie schon auf Guadalcanal und Cape Gloucester kämpfen die Soldaten nicht nur gegen den Feind, der sich hier erstmals auf eine ausgeklügelte Verteidigungsschlacht beschränkt, sondern auch gegen die mörderischen äusseren Bedingungen. Leideten die Soldaten auf Cape Gloucester noch hauptsächlich unter dem endlosen Regen, der die Insel in einen riesigen Sumpf verwandelte, war auf der Koralleninsel Peleliu vor allem die Hitze unterträglich, die durch den Mangel an Trinkwasser noch belastender wurde.

Ebenso zermürbend wie das Klima war aber die Kriegstaktik der Japaner, die sich nach dem Bushido-Code richtete, der einen Kampf bis zum Tod befahl. Selbst wenn die Situation für die belagerten Truppen schon völlig aussichtslos war, leisteten sie noch Widerstand. Ausserdem sorgt die gegenseitige Dämonisierung des Gegners zu einer unmenschlichen Gewaltanwendung während und nach der Schlacht. Da sich verwundete Japaner mit Granaten in die Luft sprengten, wenn sich Sanitäter der Marines um sie kümmern wollten, verzichten die US-Soldaten schon bald auf den Versuch, Gefangene zu machen. Auf alle möglichen Arten verstümmelte Leichen finden sich auf beiden Seiten. Schonungslos wird dieses barbarische Verhalten der Kriegsparteien in «The Pacific» geschildert.

James Badge Dale in «The Pacific»

Die Inszenierung der Serie durch die Regisseure Jeremy Podeswa, Timothy Van Patten, David Nutter, Graham Yost, Carl Franklin und Tony To ist weitgehend makellos. Sowohl die ruhigeren Episoden, die sich mit den zerstörerischen Auswirkungen des Kriegs auf die Psyche der Marines beschäftigen, als auch die überwältigenden Kriegsszenen sind mitreissend umgesetzt. Besonders bei der Schlacht um Peleliu wird das Publikum mitten ins das Kriegsgeschehen geführt. Die Wahrnehmung der Soldaten lässt sich durch die unmittelbare Schilderung nachfühlen. Zu diesem eindringlichen Erlebnis tragen auch die bestechende Bildqualität und ganz besonders die erstklassige Tonqualität der Blu-ray-Disc bei. Die Tonspur sorgt für exakt positionierte erschütternde Explosionen und schwirrende Kugeln.

Das informative und aufschlussreiche Bonusmaterial besteht einerseits aus einem den einzelnen Folgen zuschaltbaren Bildkommentar, der diverse kurze Beiträge von Experten und überlebenden Marine-Soldaten, aber auch Nachrichtenbeiträge von damals, Kartenmaterial und Begriffserklärungen enthält. Besonders vorbildlich ist, dass sich die jeweiligen Beiträge auch thematisch sortiert abspielen lassen. Auf einer sechsten Scheibe sind zudem Profile (6 bis 10 Minuten) von einigen in der Serie vorkommenden Marine-Soldaten, ein Drehbericht (22 Minuten), ein Beitrag über die Entwicklung von «Band of Brothers» zu «The Pacific» (6 Minuten) sowie eine kurze Zusammenfassung der Besonderheiten des Kriegs im Pazifik (10 Minuten) vorhanden.

Bewertung: 6 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
5 Sterne

(Bilder: © Warner Home Video)

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