«True Grit» von Henry Hathaway (Blu-ray)

Glen Campbell, John Wayne und Kim Darby in «True Grit»

Most people around here have heard of Rooster Cogburn, and some pepople live to regret it.

Der Western ist für gewöhnlich die Domäne der Männer. In diesem Genre kommen Frauen meistens nur vor, um gerettet zu werden. Dieses Schema wird durch die Hauptfigur aus dem Roman «True Grit» von Charles Portis durchbrochen, in dem ein resolutes Mädchen einen Marshall anheuert, um Jagd auf den Mörder ihres Vaters zu machen. 1969 wurde «True Grit» mit Kim Darby als junge Rächerin und John Wayne als Marshall Rooster Cogburn verfilmt.

Mattie Ross (Kim Darby) ist erst 14 Jahre alt, als ihr Vater (John Pickard) in Fort Smith von Tom Chaney (Jeff Corey) erschossen wird. Der feige Mörder flieht, ohne verfolgt zu werden. Das lässt sich Mattie nicht gefallen. Sie erkundigt sich in Fort Smith nach dem tüchtigsten Marshall und erfährt das Rooster Cogburn (John Wayne) der draufgängerischste Verbrecherjäger sei. Obschon die fromme Cumberland-Presbyterianerin nicht gerade von der Lebensweise des Vieltrinkers Cogburn begeistert ist («If I smelled as bad as you, I wouldn’t live near people»), heuert sie ihn für 100 Dollar an, um im Indianerreservat den Mörder ihres Vaters zu finden, der sich dort der Bande von «Lucky» Ned Pepper (Robert Duvall) angeschlossen haben soll.

Derweil ist der Texas Ranger LaBoeuf (Glen Campbell) in Fort Smith aufgetaucht. Er ist ebenfalls auf der Jagd nach Tom Chaney, auf dessen Festnahme in Texas wegen der Ermordung eines Gouverneurs eine hohe Belohnung von insgesamt 2000 Dollar ausgeschrieben wurde. Während sich Cogburn über zusätzliche Einnahmen und teilweise auch über die Unterstützung eines Gesetzeshüters aus Texas freut, kann sich Mattie überhaupt nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass der Mörder ihres Vaters in einem anderen Staat für ein anderes Verbrechen verurteilt werden könnte. Trotz unterschiedlichen Auffassungen machen sich die drei ungleichen Personen auf die Verfolgung von Tom Chaney.

Kim Darby in «True Grit»

Wenn ein Film nur danach beurteilt wird, wie genau er sich an seine Vorlage hält, dann würde die Umsetzung von «True Grit» durch Regisseur Henry Hathaway («How the West Was Won») und Drehbuchautorin Marguerite Roberts eine relativ hohe Benotung erhalten. Die leichte Veränderung der Einführung fällt nicht wirklich ins Gewicht, einzig die vollkommen grotesken Abweichungen am Ende führen zu deutlichen Abzügen. Ansonsten hält sich Roberts aber sehr streng an die Handlung des Romans und verwendet sogar fast ausschliesslich und meist wortwörtlich die treffenden Dialoge von Charles Portis.

Auch die Inszenierung schreckt nicht vor den unzimperlichen Beschreibungen im Roman zurück. So fliegen bei der Szene (Bild 2) mit den beiden Verbrechern Quincy (Jeremy Slate) und Moon (Dennis Hopper) tatsächlich die Finger von Moon durch die Luft, genau so wie das von Portis beschrieben wurde: «Quincy brought the bowie knife down on Moon’s cuffed hand and chopped of four fingers which flew up before my eyes like chips from a log. Moon screamed and a rifle ball shattered the lantern in front of me and struck Quincy in the neck, causing hot blood to spurt on my face.»

Allzu brutal sind die Bilder dann doch eher selten, besonders wenn berücksichtigt wird, dass im gleichen Jahr auch «The Wild Bunch» in die Kinos kam und die Bildsprache von Western-Filmen revolutionierte. Im Vergleich dazu erinnert «True Grit» noch stark an die früheren Western, in denen die üppigen Hügel und Berge der Rocky Mountains das Leben in der Wildnis ein wenig romantisierten. Die Umgebung ist dann auch die deutlichste Abweichung vom Film zum Roman. Die Handlung wurde von Arkansas nach Colorado verlegt, und während im Roman der erste Schnee für eine beschwerliche Reise sorgt, bilden im Film die herbstlich gefärbten Wälder einen malerischen Hintergrund.

Robert Duvall und Kim Darby in «True Grit»

Die eigentliche Schwäche von «True Grit» sind jedoch die drei Hauptdarsteller, die irgendwie nicht so recht die Figuren aus dem Roman verkörpern. John Wayne wurde zwar mit einem Oscar ausgezeichnet, doch mit seiner übertriebenen Darstellung eines betrunkenen Rüpels (Tiefpunkt ist ein Sprung aus dem Sattel) war er noch nicht so richtig in der Welt von New Hollywood angekommen, die im Film durch Robert Duvall und Dennis Hopper vertreten war. Die Academy störte sich aus verständlichen Gründen nicht daran, dass Wayne die Anforderungen der zeitgenössischen Schauspielkunst noch nicht erfüllte, und verlieh ihm die Trophäe, die er eigentlich eher drei Jahre später für «The Cowboys» verdient hätte.

Kim Darby wiederum lässt ein wenig die ihrer Figur zugeschrieben Entschlossenheit und Abgeklärtheit vermissen. Sie wirkt – vermutlich nicht zuletzt durch die altmodischen Kostüme und die stets makellose Kurzhaarfrisur – stets ein wenig zu naiv und sanft und lässt sich zudem bei ihren Dialogen meist zu viel Zeit, als dass die frechen Zeilen wirklich überzeugend klingen würden. Glen Campbell seinerseits kann nicht verbergen, dass er nicht wirklich ein Schauspieler, sondern ein Sänger ist. Er sieht zwar so aus, wie LaBoeuf von Portis beschrieben wurde, scheint sich aber wie Wayne in den falschen Film verirrt zu haben.

Die Bild- und Tonqualität der Blu-ray-Disc von «True Grit» sind vorbildlich. Vor allem im Vergleich zur DVD aus der «John Wayne Collection» von 2007 kann eine deutliche Steigerung festgestellt werden. Die Farben wirken teilweise zwar ganz leicht ausgebleicht und in einigen Szenen auch ein wenig unterschiedlich entsättigt, überzeugen aber dennoch meistens durch ihre Intensität. Im Gegensatz zur DVD sind auf der Blu-ray-Disc auch kaum mehr Bildverunreinigungen zu erkennen.

Das Bonusmaterial ist nicht ganz so hervorragend. Es besteht aus vier kurzen Beiträgen (insgesamt 30 Minuten) über die Vorlage und das Drehbuch, John Wayne, die Drehorte, die Rollen von Gesetzeshütern und -brechern sowie einem Audiokommentar von Jeb Rosebrook, Bob Boze Bell und J. Stuart Rosebrook. Die drei zu schwärmerischen und häufig schmunzelnden Western-«Experten» fallen in erster Linie durch viele Fragen auf, die sie selbst nicht beantworten können und auf ungenügende Vorbereitung schliessen. So haben sie etwa keine Ahnung, wieso LaBoeuf von Cogburn als «Jaybird» bezeichnet wird. Gute Kommentare sind von ihnen vorwiegend über die Authentizität der Inszenierung zu hören. Ansonsten verhindert ihre Begeisterung für den Film eine allzu aufschlussreiche Analyse.

Bewertung: 4 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
3 Sterne

(Bilder: © Paramount Pictures. All Rights Reserved)

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