«Hall Pass» von Bobby Farrelly & Peter Farrelly

Jenna Fischer, Owen Wilson, Jason Sudeikis und Christina Applegate in «Hall Pass»

Every loser in Vegas thinks he can do better.

Etwas muss den den Brüdern Bobby Farrelly und Peter Farrelly lassen: Sie bleiben sich treu. Auch in ihrer Komödie «Hall Pass» über zwei verheiratete Männer, die von ihren Frauen die Erlaubnis für einen Seitensprung erhalten, ist der Humor gerne schmerzhaft und peinlich, Penise sind zu sehen und selbstverständlich fehlt auch die obligate Masturbationsszene nicht. Diese Beständigkeit führt allerdings auch dazu, dass sich die Wirkung dieser deutlichen Szenen ziemlich schnell abnützt. Kommt hinzu, dass «Hall Pass» zwar manche amüsante Szenen enthält, aber von der Handlung her doch ausserordentlich banal und vorhersehbar ist.

Rick (Owen Wilson, «The Darjeeling Limited») und Maggie (Jenna Fischer) sind eigentlich glücklich verheiratet und haben zwei süsse Kinder. Doch der Ehealltag setzt beiden langsam zu. Der Sex kommt schon eine ganze Weile zu kurz, auch weil sich Maggie daran stört, dass Rick seinen Blick häufig auf die Kurven von jüngeren Frauen richtet. Auch Fred (Jason Sudeikis), Ricks bester Freund, fühlt sich in seiner Ehe mit Grace (Christina Applegate) nicht mehr richtig erfüllt und holt sich seine Selbstbefriedigung im Auto. Da macht Maggie den Vorschlag, dass die beiden Frauen für eine Woche verreisen und sich die Männer in dieser Zeit ganz von ihren Trieben leiten lassen dürfen.

Zunächst ist sich Rick nicht wirklich sicher, wie er die neuen Freiheiten einschätzen soll. Durch Fred und seine übrigen Freunde lässt er sich aber schnell begeistern. Gemeinsam stürzen sie sich voller Elan in die Aufgabe. Am ersten Abend füllen sie sich jedoch die Bäuche so sehr, dass die Libido darunter leidet und die Jagd nach sexueller Erfüllung schon früh abgebrochen wird. Auch an den nächsten Abenden müssen die beiden Männer erkennen, dass sich die Erfüllung ihrer vermeintlichen Wünsche nicht so einfach bewerkstelligen lässt. Derweil werden die verreisten Ehefrauen von attraktiven Männern umworben.

Owen Wilson und Nicky Whelan in «Hall Pass»

Allzu revolutionär ist das Konzept von einer offenen Beziehung nach der Hochzeit nicht wirklich. Aber für eine Komödie aus Hollywood beinhaltet diese Konstellation offensichtlich noch ausreichend Schockpotenzial. Ausserdem kann man sich sicher sein, dass das Thema durch die Behandlung der Regisseure und Drehbuchautoren Bobby und Peter Farrelly («There’s Something About Mary», «Me, Myself & Irene») ausreichend schamlos ausgereizt wird. Da sorgt der masturbierende Ehemann für lachende Polizisten und einen Auflauf der Nachbarschaft, im Fitnesszentrum werden die Grössenunterschiede von männlichen Geschlechtsteilen mitten ins Bild gerückt und vorgetäuschter oraler Sex ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Humors.

Bieder ist eigentlich einzig das in «Hall Pass» entworfene Familienbild, das von einem völlig traditionellen Rollenverhalten ausgeht. Das wird zwar zwischenzeitlich in Frage gestellt, doch ein Happy End kann einzig in der Beibehaltung des Status quo gefunden werden. So zügellos die Farrellys den Humor gestalten, so altmodisch gestalten sie das Gleichgewicht der Beziehungen. Das ist irgendwie romantisch, aber auch ziemlich inkonsequent. Der kurze Ausbruch aus der «Normalität» führt ganz bestimmt nicht zu einer Reevulation der Verhältnisse, sondern verstärkt sogar noch das überlieferte Verständnis der Beziehungen. Die Verlockungen des Fleisches werden zwar schamlos inszeniert. Aber in diesem Universum sind sie nicht etwa ein natürlicher Bestandteil des Lebens, vielmehr stellen sie eine Bedrohung des Familienglücks dar.

Es ist dieser Widerspruch von Oberfläche und Inhalt, der letztlich zu einer wenig befriedigenden Situation führt. Dem Humor werden keine Grenzen gesetzt, doch die Figuren müssen sich trotzdem einem verstaubten Beziehungsbild beugen, das der Thematik nicht wirklich gerecht wird. Kommt hinzu, dass der zügellose Humor der Farrellys durch eine gewisse Unberechenbarkeit durchaus für zahlreiche Lacher sorgt, sich dieses Konzept der ständigen Verletzung des guten Geschmacks mit der Zeit allerdings erschöpft und selbst der krasseste Humor schliesslich nur noch für ein müdes Schmunzeln sorgt.

Fazit: In «Hall Pass» reizen Bobby und Peter Farrelly wieder einmal die Grenzen des Humors aus, scheitern aber durch Übertreibung und Inkonsequenz.

Bewertung: 3 Sterne

(Bilder: © 2011 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.)

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