«Larry Crowne» von und mit Tom Hanks

Julia Roberts und Tom Hanks in «Larry Crowne»

You are way cooler than you appear.

Die Wirtschaftskrise hat Hollwood erreicht. In «Larry Crowne» spielt Tom Hanks einen Angestellten, der wegen mangelnder Ausbildung auf die Strasse gestellt wird. Für Hanks ist «Larry Crowne» nach «That Thing You Do!» der zweite Spielfilm, bei dem er als Regisseur hinter der Kamera stand. Zusammen mit Nia Vardalos («My Big Fat Greek Wedding») hat er auch noch das Drehbuch geschrieben und sorgte dadurch dafür, dass das ernste Thema als Vorlage für eine unbeschwerte romantische Komödie diente. Der Entlassene kehrt zurück in die Schule, wo er sich von einer frustrierten Lehrerin inspirieren lässt.

Larry Crowne ist ein äusserst fleissiger und vorbildlicher Mitarbeiter in einem Supermarkt. Er erledigt auch die unangenehmen Aufgaben mit vollem Einsatz und verbreitet gute Stimmung. Als er von seinen Vorgesetzten in den Pausenraum bestellt wird, denkt er sich daher, dass er bestimmt seine bereits neunte Auszeichnung als «Angestellter des Monats» erhalten wird. Stattdessen kriegt er die Kündigung. Der absurde Grund: Larry hat keine College-Ausbildung und kann daher nicht befördert werden. Weil aber das Unternehmen keine Mitarbeiter aus einem solchen Grund diskriminieren möchte, stellt es ihn lieber auf die Strasse.

Die Suche nach einer neuen Stelle erweist sich schnell als aussichtslos. Das sieht auch der in gewissen Bereichen ordentlich naive Larry bald ein. So befolgt er den Rat seines Nachbarn Lamar (Cedric the Entertainer) und schreibt sich am East Valley Community College ein, um eine Klasse in Rhetorik und eine in Wirtschaftswissenschaft zu belegen. Die erste Lektion in Finanzangelegenheiten erhält Larry schon vor dem ersten Schultag an einer Tankstelle: während sein riesiges Vehikel durstig das teure Benzin schluckt, begnügt sich nebenan ein Motorroller mit wenigen Gallonen. So steigt auch Larry auf ein zweirädriges Gefährt um. Unterricht bezüglich seiner Sprechweise erhält er anschliessend von Professorin Mercedes Tainot (Julia Roberts). Die Dozentin ist allerdings nicht sonderlich motiviert, denn ihre Studenten schenken ihr ebenso wenig Aufmerksamkeit wie ihr Ehemann Dean (Bryan Cranston), der sich als fauler Lüstling erweist.

Gugu Mbatha-Raw und Tom Hanks in «Larry Crowne»

Die Zeiten sind offensichtlich hart. Wie kaltblütig in den USA die Arbeitnehmer abserviert werden, wurde schon in «Up in the Air» mit treffender Ironie gezeigt. Regisseur Jason Reitman sorgte dafür, dass dem Publikum seiner Tragikomödie das Lachen zwischendurch im Hals steckenbleibt. Für Ernüchterung sorgen entlassene Personen, die ihr Schicksal schildern. Da erstaunt es fast ein wenig, mit welcher Schwerelosigkeit sich Tom Hanks und Nia Vardalos in «Larry Crowne» dem Thema Arbeitslosigkeit nähern. Obschon der Kündigungsgrund in «Larry Crowne» besonders zynisch ist. Aber die beiden Drehbuchautoren haben offensichtlich nicht beabsichtigt, sich möglichst ernsthaft mit dem aufwühlenden Thema auseinanderzusetzen. Schliesslich will das Publikum auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unterhalten werden.

So wird das Thema der Arbeitslosigkeit in «Larry Crowne» nach einer Weile nur noch am Rande erwähnt. Etwa wenn Larry bei der Bankangestellten (von Hanks Ehefrau Rita Wilson gespielt) die Kündigung seiner Hypothek deponiert, die zur Zwangsräumung führen wird. Ansonsten konzentriert sich die Geschichte vorwiegend auf die Verwandlung der Hauptfigur von einem biederen Langweiler in einen attraktiven Gebildeten. Die Lehrerin liefert dazu nur einen kleinen Beitrag. Sie ist so ziemlich das komplette Gegenteil des anregenden Dozenten aus «Dead Poets Society». Vielmehr erkennt eine quirlige Mitschülerin (Gugu Mbatha-Raw) das in Larry schlummernde Potenzial. Sie tauft in Lance Carona, nimmt ihn in ihre Gang auf und fordert ihn auf, sein Polohemd nicht mehr in die Hose zu stecken.

Die Bildung des Larry Crowne ist also allem Anschein nach ziemlich oberflächlich. Während Larry ein neues Leben entdeckt, besinnt sich natürlich auch die Professorin allmählich auf ihre Stärken. Vorhersehbar plätschert so die Handlung von einer Szene zur nächsten und erstaunt höchstens durch die Harmlosigkeit der Geschichte. Doch diese Schwäche ist irgendwie auch eine Stärke des Films. Es ist schon fast erfrischend, wie Hanks und Vardalos beinahe vollkommen auf Anzüglichkeiten und Vulgaritäten verzichten. Dadurch bewegt sich der Humor zwar auf dem Niveau einer braven Sitcom, aber für unbekümmerte Unterhaltung reicht das aus. Selbst wenn sich die Botschaft des Films letztlich als ebenso bieder entpuppt wie die Hauptfigur. Larry gibt nämlich am Ende in einem Vortrag zu erkennen, dass das Leben die beste Schule ist. Da stellt sich nur die Frage, wie das kryptische Zitat von George Bernard Shaw einzuordnen ist: «A fool’s brain digests philosophy into folly, science into superstition, and art into pedantry. Hence University education.»

Fazit: «Larry Crowne» ist ein leicht verdauliche Komödie, die in erster Linie durch eine angenehme Harmlosigkeit auffällt.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: © Rialto Film AG)

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