«Sherlock Holmes: A Game of Shadows» von Guy Ritchie

We both know how this ends.

Nicht nur Sherlock Holmes und Professor Moriarty kennen das Ende. Die ganze Welt weiss, wie die Geschichte ausgeht, wenn die beiden Kontrahenten in der Schweiz aufeinandertreffen. Das hört sich nicht gerade nach der Ausgangslage für einen spannenden Film an. Doch für die Filmemacher um Regisseur Guy Ritchie ist die Geschichte in «Sherlock Holmes: A Game of Shadows» sowieso eher sekündär. Im Vordergrund steht die rasante, druckvolle Inszenierung und die geistreichen Konversationen zwischen Holmes und Dr. Watson. Ganz so belanglos ist die Handlung dann trotzdem nicht.

Schon in «Sherlock Holmes» drehte sich die Geschichte um die Einflussnahme auf die Politik. Dieses zentrale Element wurde jedoch durch die auf Religion und Okkultismus ausgerichteten Tricks des Bösewichts ein wenig in den Schatten gestellt. In «Sherlock Holmes: A Game of Shadows» steht nun die Manipulation der Politik ganz im Mittelpunkt. Angesiedelt ist die Geschichte im Jahr 1891. Bomben, Anarchisten und Nationalisten sorgen für Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich. Sherlock Holmes (Robert Downey Jr., «Zodiac», «Iron Man») hat den Verdacht, dass Professor Moriarty (Jared Harris) hinter den Anschlägen stecken könnte.

Holmes ist für die Lösung dieses Falls mit möglichen Auswirkungen auf die Weltgeschichte auf die Hilfe seines Partners Dr. John Watson (Jude Law, «Gattaca») angewiesen. Doch der ist gerade ausgelastet. Er feiert seine Hochzeit mit Mary Morstan (Kelly Reilly). Als jedoch Moriarty einen Angriff auf das frischvermählte Paar veranlasst, übergibt Holmes die Braut eher unsanft in die Obhut seines Mycroft Holmes (Stephen Fry) – er stösst sie einfach aus dem Zug in einen Fluss. Anstatt Flitterwochen in Brighton zu verbringen, jagt Watson also zusammen mit Holmes auf der Spur von Moriarty nach Paris. Unterstützung erhalten sie dort von der Zigeunerin Simza (Noomi Rapace).

Wie am Ende die Begegnung zwischen Holmes und Moriarty am Reichenbachfall ausgeht, ist schon bekannt. Einer der beiden Männer wird den Sturz nicht überleben. Die Spannung von «Sherlock Holmes: A Game of Shadows» liegt also bestimmt nicht im Ausgang der Geschichte, sondern vielmehr in ihrer Entwicklung. Durchaus faszinierend ist der Entwurf eines politischen Hintergrunds. Neben der Ausübung der üblichen Verbrechen verfolgt der Bösewicht einen hinterlistigen Plan. Er bedient sich nämlich der Feindschaft zwischen Nationen, um sich zu bereichern. Als Besitzer einer Waffenfabrik stachelt Moriarty gezielt die Kriegslust der Politiker an, um den Absatz zu steigern. Da sind sehr wohl Parallelen zur Gegenwart zu erkennen.

Für die wiederum ausgesprochen rastlose Inszenierung setzt Regisseur Guy Ritchie wieder ganz auf die Wirkung von wuchtigen Szenen und die geschliffenen Dialoge zwischen den Figuren. Wie schon in «Sherlock Holmes» werden die Überlegungen von Holmes vor den Kämpfen visualisiert und bei den zahlreichen Schiessereien wird das Geschehen durch Zeitlupenaufnahmen verlangsamt und intensiviert. Höhepunkt ist in dieser Hinsicht die Flucht aus der Waffenfabrik. Spannung wird aber natürlich auch durch die Rätsel erzeugt, die Holmes und Watson lösen müssen.

Die düstere Stimmung des Films – Holmes und Watson sind mehrheitlich in der Defensive – schlägt sich auf die visuelle Gestaltung um. Die Bilder sind zwar sehr kontrastreich, aber auch mehrheitlich sehr dunkel und markante Farben kommen nur vereinzelt vor. Stattdessen dominieren graue, braune und schwarze Töne. Das ist zwar eine äusserst konsequente Entscheidung, die den Film aber auf die Dauer auch ein wenig gar monoton aussehen lässt. Es ist zwar irgendwie verständlich, dass diese Geschichte nicht in strahlenden Farben verfilmt werden kann, aber die graue Vorherrschaft gegen Ende ist dann doch etwas zu übertrieben.

Fazit: «Sherlock Holmes: A Game of Shadows» ist ein mit viel Schwung und vorzüglichen Dialogen, aber auch einer leicht strapaziernder Bildgestaltung inszeniertes Detektiv-Abenteuer.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: © 2011 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.)

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