«Romance» von Georges Schwizgebel

Am Samstag, 21. Januar, wird um 14 Uhr neben «Bon Voyage» und «Borderline» auch der Animationsfilm «Romance» von Georges Schwizgebel im Trickfilm-Wettbewerb Suissimage-SSA der Schweizer Trickfilmgruppe an den Solothurner Filmtagen zu sehen sein. Schwizgebel ist eine feste Grösse des Schweizer Animationsfilms und bereichert seit über 40 Jahren mit seines animierten Gemälde die Trickfilmlandschaft. 1968 war er an der Gründung der Groupement Suisse du Film d’Animation beteiligt, der Schweizer Trickfilmgruppe.

Ständig dreht sich die Welt von Georges Schwizgebel im Kreis. Die dynamischen Bewegungen erwecken den Eindruck, als ob er sich für seine kurzen Animationsfilme von der Rotation der Erde inspirieren lässt. Ausserdem treibt er die Geschichten zusätzlich durch endlose Transformationen an. Diese Markenzeichen des Filmemachers tauchen auch in «Romance» auf. Durch die Verwendung zahlreicher inhaltlicher und stilistischer Motive aus seinen früheren Werken wirkt «Romance» ein wenig wie eine Retrospektive auf Schwizgebels bisheriges Schaffen.

Die Handlung spielt sich auf zwei Ebenen ab, die sich teilweise ineinander auflösen. Eine Frau und ein Mann sind auf dem Weg zum Flughafen. Im Flugzeug sitzen sie nebeneinander. Auf Bildschirmen erscheint eine zusätzliche Geschichte, in der sich mögliche Spielformen für die spätere Beziehung erkennen lassen. Nach einer Notlandung des Flugzeugs findet eine Annäherung zwischen den beiden statt, die durch diverse Szenenwechsel beschleunigt wird. Vom Notausstieg landen sie in einem Rettungsboot, um sich gleich in der nächsten Einstellung wie Urlauber auf den Strand zu werfen.

Seinem Stil der fortschreitenden Metamorphosen bleibt Schwizgebel auch in «Romance» treu und erfindet stets neue Möglichkeiten für die Gestaltung der Übergänge. Aus dem Förderband für die Koffer wird die Rolltreppe, die Menschen auf einem Schiff stehen nach wenigen Bildern an einem Strand in den Wellen des Meeres. Durch die Assoziationen entführt die Geschichte in einen träumerischen Schwebezustand, in dem die nahtlosen Übergänge zwischen den Zeichnungen das Tempo bestimmen. Dabei unterscheiden sich die beiden Erzählebenen durch verschiedene Zeichentechniken mit Bleistift sowie Pastell- und Acryl-Farben.

Durch die steten Verwandlungen wird ein Gefühl der Unbeständigkeit, gleichzeitig aber auch der Konstanz vermittelt. Denn die häufige Kreisbewegung der Bilder wirkt sich auch auf die Handlung aus, die sich zwischendurch wiederholt. Als Taktgeber setzt Schwizgebel das manchmal stürmische, dann wieder melancholische Scherzo der Sonate für Violoncello und Klavier, op. 19 von Sergei Rachmaninow ein, das von seinen Kindern Tina Schwizgebel-Wang (Cello) und Louis Schwizgebel-Wang (Klavier) interpretiert wurde. Das Wechselspiel von Nähe und Distanz der Figuren wird von den Instrumenten imitiert.

Obschon zahlreiche Motive in «Romance» an die früheren Arbeiten erinnern, erzeugen leichte stilistische Abweichungen dennoch eine faszinierende Eigenständigkeit. «Romance» feierte wie zuvor schon «La jeune fille et les nuages» (CH 2000), «Jeu» (CH 2006) und «Retouches» (CH 2008) seine Weltpremiere am Filmfestival Locarno und wurde in die Wettbewerbe der Animationsfilmfestivals von Ottawa, Changzhou, Genf und Baden aufgenommen.

Der Trailer:

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