«Jack and Jill» von Dennis Dugan

Oh will you stop already, you know all he wants to do is play Twister with your sister.

Peinlich, peinlicher, Adam Sandler. Der amerikanische Komiker würde vermutlich keinen Einwand gegen diese Art der Komparation erheben. Die Komödien, in denen er die Hauptrolle spielt, die zudem von ihm produziert wurden und zu denen er auch gleich noch am Drehbuch mitgeschrieben hat, zeichnen sich meist durch sehr derben Humor aus, der auf eine sehr tiefe Schamgrenze zielt. Das kann bisweilen durchaus äusserst amüsant sein, für gewöhnlich ist es auch sehr, sehr peinlich. Im Fall von «Jack and Jill» ist der Humor auch nur selten witzig. Es handelt sich vielmehr um den wohl schlechtesten Film von und mit Adam Sandler.

In «Jack and Jill» ist Adam Sandler («Just Go with It») gleich in einer Doppelrolle zu sehen. Er spielt Jack Sadelstein, einen erfolgreichen Werbefachmann und glücklichen Familienvater, der mit seiner schönen Frau Erin (Katie Holmes) und seinen Kindern in Los Angeles lebt. Vor einem Ereignis graut es ihm jedes Jahr aufs Neue: vor dem Thanksgiving-Besuch seiner Zwillingsschwester Jill (die ebenfalls von Sandler gespielt wird). Ihre vielen Extrawünsche und die sehr spezielle Verhaltensweise treiben Jack regelmässig in den Wahnsinn und stellen sein ansonsten beschauliches Leben auf den Kopf.

Wenn sich Jill über die ersten Alterserscheinungen von Jack lustig macht, kann das noch unter Hänselei zwischen Geschwistern verbucht werden. Doch ihr loses Mundwerk kommt auch bei anderen Menschen zum Einsatz. So schämt sich Jack die ganze Zeit für seine wenig rücksichtsvolle Schwester. Daher freut er sich, dass Jill in vier Tagen wieder nach New York zurückfliegen wird. Doch die Rückreise verschiebt sich immer wieder und die Geduld von Jack ist bald am Ende. Bis er realisiert, dass ausgerechnet Al Pacino (Al Pacino, «Serpico», «Any Given Sunday», «The Godfather»), den er für einen Werbefilm engagieren will, ein Auge auf seine Schwester geworfen hat.

Die Handlung von «Jack and Jill» ist sehr simpel. Jack kann Jill nicht ausstehen, die wiederum erst spät bemerkt, dass sie ihrem Bruder auf die Nerven geht. Zu dem Zeitpunkt ist sie dann aber selber beleidigt, weil Jack sie für seine Zwecke ausnutzen wollte. Das führt natürlich zu verletzten Gefühlen. Noch viel simpler ist der Humor. Jill ist laut, schwitzt und sieht so aus, wie ein sauber rasierter Sandler unter einer schlechten Perücke aussieht. Also nicht besonders hübsch. Aus diesen Eigenschaften bemüht Sandler jeden nicht so dürftigen Scherz.

Wie es sich für Sandler gehört, spart er auch nicht mit allen erdenklichen Witzen über Minderheiten. Die Eigenschaften von Juden werden ebenso wenig ausgelassen wie diejenigen von Mexikanern. Sandler muss sich ganz bestimmt nicht vorwerfen lassen, dass er sich auf harmlosen politisch korrekten Humor beschränkt. Doch die übertrieben derben Obszönitäten und Holzfällerscherze sind meist nur primitiv und wenig erheiternd. Und nachdem Jill einige Chimichangas verspeist hat, landet der Humor endgültig im Klo.

Ich habe keineswegs eine allgemeine Abneigung gegen Komödien von Adam Sandler. Sie sind zwar selten wirklich gut, unterhalten aber häufig mehr als ausreichend. Viel mehr muss von einer anständigen Komödie auch nicht erwartet werden, ganz bestimmt nicht von einer mit Sandler (mit den Ausnahmen der ernsthaften Komödien «Punch-Drunk Love», «Spanglish» und «Funny People»). Aber «Jack and Jill» ist einfach alles andere als witzig. Sie ist dermassen miserabel, dass wegen den fehlenden Lachern auch auffällt, wie unfähig Sandlers Standard-Regisseur Dennis Dugan ist, der der Komödie durch die schwerfällige Inszenierung auch noch den letzten Schwung raubt.

Ich frage mich, ob Al Pacino das Drehbuch gelesen hat, bevor er sich für diese selten amüsante Komödie zur Verfügung gestellt hat. Zwar stellt er eine ganze Menge Selbstironie unter Beweis, demontiert aber gleichzeitig auch ganz ordentlich seine Würde als Schauspieler. Ob es da tröstlich ist, dass er für sich in Anspruch nehmen kann, dass er an einigen der wenigen witzigen Szenen beteiligt ist? In einer davon wird sein Oscar beschädigt. Man müsste meinen, dass er schon mehrere davon habe, kommentiert er trocken. Das ist aber nicht der Fall. Und nach diesem Auftritt hat er auch keinen mehr verdient.

Fazit: «Jack and Jill» ist so tragisch humorlos, dass die Komödie schon jenseits von nicht mehr lustig ist.

Bewertung: 1 Stern

(Bilder: © 2011 Sony Pictures Releasing GmbH)

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