«Wrath of the Titans» von Jonathan Liebesman

There’s more to life than gods and titans.

Den Kraken hat er schon besiegt, nun muss Perseus es auch noch mit dem Titanen Kronos aufnehmen. Wie schon in «Clash of the Titans» werden auch in der Fortsetzung «Wrath of the Titans» die Helden aus der griechischen Mythologie für ein lautes Fantasy-Spektakel eingesetzt. Immerhin kommt dieses Mal tatsächlich ein Titan vor.

Es ist schon ein wenig absurd, wenn in einem Film mit dem Titel «Clash of the Titans» kein einziger Titan vorkommt. In der Fortsetzung «Wrath of the Titans» wird nun immerhin der Göttervater Kronos aus seinem Gefängnis im Tartaros befreit. Einzig der Halbgott Perseus (Sam Worthington, «Avatar», «Terminator Salvation») kann die Menschheit vor dem Untergang retten. Doch dazu muss er sich in die Unterwelt begeben, um seinen Vater Zeus (Liam Neeson, «Unknown») aus den Klauen von Hades (Ralph Fiennes, «Harry Potter and the Order of the Phoenix», «The English Patient») und dem Kriegsgott Ares (Édgar Ramírez) zu retten.

Unterstützung erhält Perseus in seinem Kampf gegen Chimären, Zyklopen, Makhai und den Minotaurus von der hübschen Königin Andromeda (Rosamund Pike, «Fracture») und einem weiteren Halbgott, Poseidons etwas unzuverlässigen Sohn Agenor (Toby Kebbell). Unterwegs begegnen sie auch noch dem Götterschmied Hephaistos (Bill Nighy, «Pirates of the Caribbean: At World’s End»), der die Waffen für die olympischen Götter Zeus (Donnerstab), Hades (eigentlich der Helm der Dunkelheit, im Film aber ebenfalls ein Stab) und Poseidon (Dreizack) hergestellt hatte. Diese Waffen sollen für den Kampf gegen Kronos zum «spear of trium» kombiniert werden.

Fast eine halbe Milliarde Dollar hat «Clash of the Titans» weltweit eingespielt. Dieses Ergebnis war Grund genug, eine Fortsetzung zu entwickeln. Die Filmemacher haben erneut die Schatzkiste der reichen griechischen Mythologie geplündert und fertigten – teilweise stark vom Ursprung abweichend – aus verschiedenen Motiven eine Geschichte, die nach dem Vorbild von «The Lord of the Rings» erzählt wird: Eine Gruppe von Helden macht sich auf eine weite Reise und befindet sich mitten in einem riesigen Vernichtungskampf zwischen Gut und Böse. Wie schon in «Clash of the Titans» wird ausserdem wieder ein wenig über die Vergänglichkeit der Götter und die Stärke der Menschen philosophiert. Im Krach der Kämpfe gehen diese Überlegungen aber meist unter.

Ein wenig zwiespältig sind die Filme, die sich mit der griechischen Mythologie auseinander setzen sowieso meistens, ausser sie wählen wie etwa «Percy Jackson & the Lightning Thief» eine vollständige Neuinterpretation. Ansonsten nehmen sich die Drehbuchautoren zwar meistens viel Freiheiten mit den Vorlagen, erzeugen aber selten die gleiche Spannung. Das ist auch in «Wrath of the Titans» der Fall. Dabei wird gleich in der Einführung eine «Sünde» aus «Clash of the Titans» korrigiert. Eigentlich kam es nämlich nach der Rettung von Andromeda durch Perseus zur Hochzeit der beiden, wie etwa in den «Metamorphosen» (IV, 735f.) von Ovid. Das war ursprünglich auch in «Clash of the Titans» vorgesehen, wie ein alternatives Ende auf der Blu-ray-Disc erkennen lässt.

Doch stattdessen kam es am Schluss der endgültigen Fassung von «Clash of the Titans» zu einer angedeuteten Partnerschaft zwischen Perseus und der mysteriösen Io (Gemma Arterton, «Prince of Persia: The Sands of Time»). Aber entweder wollte Arterton in der Fortsetzung nicht mehr mitspielen oder dann haben die neuen Drehbuchautoren eingesehen, dass Perseus zu Andromeda gehört. So steht Perseus zu Beginn von «Clash of the Titans» vor dem Grab von Io und trifft im Verlauf der Geschichte auf Andromeda. Da nun die Rolle der Königin um einiges bedeutender wurde, kam es dabei auch zur Auswechslung der Schauspielerinnen. Anstatt Alexa Davalos ist nun Rosamund Pike in die Rolle geschlüpft.

Austauschbar sind also nicht nur die Helden und Monster, sondern auch ihre Darsteller. Wieso als Handlung aber ausgerechnet ein Kampf um Tartaros ausgewählt wurde, ist einzig wegen des Titels ein wenig nachvollziehbar, auch wenn der Plural immer noch nicht zutreffend ist. Dabei wären in der Mythologie des Perseus noch ausreichend Abenteuer zur Verwertung zu finden gewesen. Ziemlich postmodern ist zwar die Diskussion über die Sterblichkeit der Götter, doch die Auseinandersetzung mit der griechischen Mythologie ist dennoch nur oberflächlich. Fragwürdig ist zum Beispiel die Verwendung des Namens «Agenor» für einen Sohn von Perseus, denn bei Ovid (IV, 772) ist Agenor ein König von Phönizien und Vorfahre von Perseus. Logik ist gegenüber der Action aber nur zweitrangig.

«Wrath of the Titans» ist nämlich in erster Linie ein visuelles Spektakel. Die Handlung dient dabei vor allem der Verbindung von einer Szene mit digitalen Monstern mit der nächsten Einstellung, in der eine wenn möglich noch überwältigendere Bedrohung lauert. Die Umsetzung dieser Tricks ist durchwegs gelungen und meist auch eindrücklich. Einige wirkungsvolle Effekte sind auch der 3D-Technologie zu verdanken. Da scheint beispielsweise der bissige Schwanz einer Chimäre den Rahmen der Leinwand zu sprengen, und als Kronos in der Form eines ausbrechenden Vulkans zum Leben erwacht, sorgen herunterfallende Lavastücke für ein Zusammenzucken der Augenlider.

Bedeutend eindimensionaler als die Effekte sind einfach die Figuren ausgefallen, die sich eben alle durch eine Eigenschaft beschreiben lassen. Unterhaltsam ist der wilde Götterkampf aber trotz mangelnder Entwicklung der Figuren, und dieses Mal ist auch eine erfrischende Portion Humor enthalten. Besonders Hephaistos, der mit einer mechanischen Eule redet (wie schon in «Clash of the Titans» ein Verweis auf das Original von 1981), ist für diverse selbstironische Bemerkungen zuständig, aber auch Zeus meint am Schluss zu Hades: «Let’s have some fun!»

Fazit: Auch in «Wrath of the Titans» kommt es zu einer sehr freien und reichlich auf wuchtige Action ausgerichteten Adaption der griechischen Mythologie.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: © 2012 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.)

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