«Brave» von Mark Andrews und Brenda Chapman

Your father doesn’t believe in magic.

Wie zwei Filme die Wahrnehmung verändern können. Vor zwei Jahren hätte ich die Frage, welches meine beliebteste Filmproduktionsfirma ist, mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Pixar beantwortet. Die Werke aus dem Animationsfilmstudio begeisterten durch unbändigen Einfallsreichtum und charmante Atmosphäre. Doch auf «WALL•E», «Up» und «Toy Story 3» folgte dann zunächst die ernüchternd eintönige Fortsetzung «Cars 2» und jetzt das beinahe ebenso uninspirierte Märchen «Brave». Kreativität wird in «Brave» leider fast ausschliesslich auf der technischen Ebene ausgelebt.

Die Handlung von «Brave» erinnert in erster Linie an die vielen Märchen aus der Fabrik von Disney, nicht zuletzt an die Rapunzel-Verfilmung «Tangled». In Zentrum steht ebenfalls eine junge Frau, die sich von den Regeln der erwachsenen Personen nicht einschränken lassen möchte. In «Brave» ist es die schottische Prinzessin Merida (Stimme von Kelly Macdonald), die ihr ganzes Leben lang von ihrer Mutter Elinor (Emma Thompson) darauf trainiert, den Sohn eines befreundeten Clans zu heiraten. Doch Merida liebt ihre Unabhängigkeit, reitet vorzugsweise durch die wilde Gegend und übt sich als Bogenschützin.

So kommt es beim Wettkampf der drei Anwärter zu einem Eklat. Die drei mittelmässig begabten Knaben werden von Merida blossgestellt. Da Merida von ihrer Mutter trotzdem zu einer Entscheidung gedrängt wird, flüchtet sie aus dem Schloss. Einem Irrlicht folgend landet sie plötzlich vor der Hütte einer eigenartigen Holzschnitzerin (Julie Walters), die aber nicht verbergen kann, dass sie eigentlich eine Hexe ist. Die verzweifelte Merida bittet um einen Zauberspruch, der sie vor ihrem Schicksal bewahrt. Doch dadurch wiederholt sich bloss die Geschichte.

Die Handlung von «Brave» ist voller vertrauter Elemente aus anderen Animationsfilmen, meist von Disney selbst. Da ist zunächst einmal die magische Verwandlung einer Hauptfigur, die aber eine Überraschung sein soll und hier deshalb nicht explizit erwähnt wird. Sie kommt aber auch in ähnlicher Weise in einem Disney-Film von 2003 vor. Die Begabung im Bogenschiessen erinnert an «Robin Hood», die hektische Hexe ein wenig an Merlin aus «The Sword in the Stone». Und die Tochter, die nicht dem Willen ihrer Eltern folgen möchte, kommt nicht nur in «Tangled», sondern auch in zahlreichen anderen Disney-Werken vor, nicht zuletzt in «Pocahontas». Zu diesem Film besteht auch noch eine andere Verbindung: Billy Connolly lieh damals zwei Figuren seine Stimme, in «Brave» spielt er nun den Vater von Merida.

Diese Wiederholung von Motiven aus anderen Filmen ist wohl beinahe unvermeidbar, zu viele Filme wurden schon produziert, so dass irgendwann neue Ideen einfach ausgehen. Das wäre auch gar nicht so schlimm, wenn die Regisseure und Co-Drehbuchautoren Mark Andrews und Brenda Chapman die Geschichte mit dem aus früheren Pixar-Filmen gewohnten Erzähltempo inszenieren würden, das stets mehr auf die Wirkung von Emotionen als auf billigen Humor und verwirrende Effekte achtete. Doch stattdessen setzen sie auf meist sehr plumpen Slapstick-Einlagen und rasante Szenen, die nur selten zulassen, dass sich die vom Film eigentlich proklamierte Magie wirklich entfalten könnte. «Brave» ist zwar bei weitem nicht so lieblos umgesetzt wie zuletzt «Cars 2», doch dem hohen Anspruch eines Pixar-Films wird das Märchen lange nicht gerecht. Das auf einheitliche Massenware getrimmte Publikum wird daran jedoch Freude haben.

Fazit: «Brave» verwertet zu viele Motive aus anderem Filmen und entwickelt sich dadurch in viel zu vorhersehbaren Linien.

Bewertung: 3 Sterne

(Bilder: © 2011 Disney/Pixar. All Rights Reserved.)

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