«Baggern» von Corina Schwingruber Ilic

Ja, das isch scho als Büebel eso gsi, dass ech eigentlich nur immer… hauptsach es hätt luut tönt und hätt en Arme dra und en Joystick drinne, denn bin ich scho wiit ume zfride gsi.

Neben den Bahngleisen schlafen sie noch in der Dämmerung. Riesige gelbe Maschinen, die Bagger auf einer Baustelle in Zürich. Nachdem die Sonne aufgegangen ist, beginnen sie zu leben. Und mit ihnen die Männer, die sie bedienen. Was sind das für Menschen, die sich den ganzen Tag durchschütteln lassen? In ihrem kurzen Dokumentarfilm «Baggern» wagt Regisseurin Corina Schwingruber Ilic eine Annäherung an die liebevolle Beziehung zwischen den Männern und ihren Maschinen.

Die ersten ruhigen Momente sind von den Klängen eines Schwyzerörgeliquartetts begleitet. Die Maschinen scheinen noch ein wenig müde zu sein, bewegen sich bedächtig über die Baustelle, reissen hier eine Wand ein, schaufeln dort ein wenig Bauschutt vor sich her. Dann beginnen die Männer von ihren Instrumenten zu schwärmen. Es brauche schon ein wenig Hydrauliköl im Blut, um diese Arbeit zu lieben, meint einer. Ein anderer erzählt, wie er schon als kleiner Junge immer dann zufrieden gewesen sei, wenn es laut war und das Spielzeug einen Arm und einen Joystick gehabt habe. Die Maschinen kommen langsam in Fahrt. Zu Hardrock-Musik stürzen sie sich auf das Gebäude, das abgerissen werden muss.  Schwingruber Ilic spielt dabei immer wieder mit den Kontrasten zwischen der Kraft der riesigen Maschinen und der Ästhetik der Bewegung. Schliesslich kommt es auch noch zu einem Ballett der Bagger, in dem sie auch ihr Talent als Kamerakran unter Beweis stellen dürfen.

Doch «Baggern» handelt auch von den Klischees über die meist kräftigen Bauarbeiter, die voller Begeisterung von ihrer Tätigkeit und ihren Werkzeugen berichten. Es sind alles Männer, die in den Kabinen sitzen und in den Pausen gerne deftige Sprüche fallen lassen. Selbstverständlich wird auch die Grösse der Maschinen angesprochen. Die sei gar nicht so wichtig, meint der noch knabenhafte Arbeiter, der sich mehr an der Beweglichkeit seines kleinen Baggers erfreut. Trotzdem lässt sich bei allen Männern heraushören, dass sie alle ein wenig neidisch auf René sind, der den schwersten Bagger in der Schweiz steuern darf. Doch wenn sie über den Reiz ihrer Arbeit zu erzählen beginnen, dann erklingen plötzlich poetische Liebeserklärungen an die Bagger. Und zum Abschied stimmt der jüngste Arbeiter zum Sonnenuntergang ein Lied an, das sich wie ein Schlaflied über die Maschinen legt.

In der kurzen Zeit präsentiert Schwingruber Ilic ein abgerundetes Porträt der Arbeiter und macht deren Faszination für ihre Maschinen durch die Aufnahmen erlebbar. An den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur war das Drehbuch zu diesem einfühlsamen Dokumentarfilm mit dem Shortrun Preis ausgezeichnet und gefördert worden und beim Schweizer Filmpreis Quartz 2012 erhielt er eine Nomination in der Kategorie «Bester Kurzfilm».

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: © 2011 Minerva GmbH)

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