«Adaptation» von Spike Jonze

Adaptation’s a profound process. It means you figure out how to thrive in the world.

Pure Leidenschaft verbindet John Laroche mit seinem Lebensalltag, ob er nun Schildkröten oder Fossilien sammelt oder aktuell wilde Orchideen raubt. Auf den eigentümlichen Mann aus Florida ist die Autorin Susan Orlean aufmerksam geworden. Sie hat seinen Lebenseifer in einem Artikel für «The New Yorker» und im Buch «The Orchid Thief» beschrieben. Drehbuchautor Charlie Kaufmann ist an der Umsetzung dieser handlungsarmen Geschichte beinahe gescheitert. Doch zuletzt hat er zusammen mit Regisseur Spike Jonze das ultimative Werk über die Kunst der Adaptation geschaffen.

Die Verwandlung der Erzählung eines Buches in einen Film ist allem Anschein nach ein Kinderspiel. Wer dennoch Mühe damit haben sollte, kann sich die nötigen Regeln, Verzeihung, natürlich «Prinzipien» der Filmerzählung in einem Kurs beibringen lassen. Zum Beispiel bei Robert McKee, der zahlreiche Ratgeber über das Verfassen von Drehbüchern herausgegeben hat. Drehbuchautor Charlie Kaufmann hatte trotzdem einige Mühe bei der Adaptation von «The Orchid Thief». Ihm wollte es einfach nicht gelingen, das Porträt des Orchideenräubers John Laroche in einer gängigen Form zu erzählen. Oder er widersetzte sich einfach diesem Zwang.

In «Adaptation» schreibt sich Charlie Kaufmann selbst in die Geschichte und erzählt, wie er qualvoll an seiner Aufgabe zu scheitern droht. Dabei bricht er alle möglichen Vorgaben der üblichen Hollywood-Erzählweise, macht reichlich Gebrauch von einer Erzählstimme, weigert sich, seine Erzählung einem gängigen Genre zuzuordnen, schreckt nicht vor dem Eingriff eines Deus ex machina zurück und erfindet in der Form von Donald Kaufmann sogar eine gespalte Persönlichkeit für sich selbst. Charlie Kaufmann jongliert in seinem Werk virtuos mit den vermeintlichen Regeln der Erzählstruktur und begibt sich dabei immer wieder auf die Meta-Ebene, wenn er etwa gerade wieder einmal einen erleuchtenden Einfall hat, dabei aber von seinem lästigen Zwillingsbruder in die fiktionale Realität der Narration zurückgeholt wird.

«Adaptation» ist also ein Film, der zeigt, wie der real existierende Drehbuchautor Charlie Kaufmann den Bericht der real existierenden Autorin Susan Orlean über den real existierenden Orchideenfachmann John Laroche in ein Drehbuch verwandeln möchte. Es liesse sich demnach fast behaupten, dass es sich bei diesem Film um einen Dokumentarfilm handelt. Doch davon ist «Adaptation» natürlich meilenweit entfernt. Vielmehr ist das Werk von Regisseur Spike Jonze und Drehbuchautor Charlie Kaufmann eine leidenschaftliche Liebeserklärung an die erfüllende Kraft der wahren Hingebung an eine Lebenswerk.

Für die filmische Umsetzung übernahm Nicolas Cage die dankbare Aufgabe, in die zerbrochene Gestalt von Charlie Kaufmann und seines Alter Ego Donald Kaufmann zu schlüpfen. Die Rolle der recherchierenden Susan Orlean, die sich ihrem Subjekt in der Vorstellung von Charlie Kaufmann bald einmal zu Nahe kommt, übernahm die wie immer meisterhafte Meryl Streep. Als zahnloser John Laroche streift Chris Cooper mit verstörender Intensität und beinahe so zerbrechlich wie seine geliebte Geisterorchidee durch den Film. Ergänzt wird die wunderbare Besetzung dieses einzigartigen Kunstwerks durch Tilda Swinton, Maggie Gyllenhaal, Brian Cox und Cara Seymour. Als sich selbst bei den Drehbarbeiten zu «Being John Malkovich» sind ausserdem John Malkovich, Catherine Keener und John Cusack zu sehen.

Bewertung: 6 Sterne

(Bilder: © Image Entertainment)

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