«Sleeping Beauty» von Walt Disney (Blu-ray)

«Sleeping Beauty» von Walt Disney

Es gab eine Zeit, heute kaum mehr vorstellbar, da kam nicht jedes Jahr ein Film aus den Walt Disney Studios in die Kinos. Zwischen «Lady and the Tramp» (1955) und «Sleeping Beauty» (1959) musste das Publikum sogar vier Jahre warten. Nach «Snow White and the Seven Dwarfs» (1939) und «Cinderella» (1950) steht in «Sleeping Beauty» wieder eine klassische Märchen-Prinzessin im Mittelpunkt.

Bei der Taufe wird Prinzessin Aurora von drei Feen mit den Gaben Schönheit und Gesang beschenkt. Da taucht die verärgerte Fee Maleficent auf und legt einen Fluch auf das Kind, das bei seinem 16. Geburtstag von einer Spindel gestochen sterben soll. Doch der letzte Wunsch der drei Feen verwandelt den Tod in einen Schlaf, der so lange dauern soll, bis die Prinzessin – wie könnte es bei Disney anders sein – von einem Kuss der wahren Liebe gerettet wird.

Tiere und ein Prinz spielen natürlich auch eine Rolle. Überrascht bin ich immer wieder, wie furchterregend die dunkle Fee Maleficent, ihre zerfallende Burg und ihre Helfer gestaltet sind. Ansonsten hebt sich die Erzählung und die Zeichnung der Figuren nämlich nicht stark von den übrigen, meist eher harmlosen Disney-Märchen ab. Aber nicht zuletzt mit dem Endkampf zwischen der sich in einen Drachen verwandelden Maleficent und dem Prinzen wird die Intensität der dunklen Königin aus «Snow White and the Seven Dwarfs» noch deutlich übertroffen.

«Sleeping Beauty» von Walt Disney

Damit sich das neue Werk klar von den bisherigen Produktionen abhebte, wurde zudem ein gewagtes künstlerisches Konzept gewählt. Für die atemberaubenden Hintergründe zeichnete sich Eyvind Earle verantwortlich, der seinen unverkennbaren Stil einsetzte. Durch die Spannung zwischen Naturalismus und Abstraktion entstand ein unvergleichliches Kunstwerk, das auch heute noch durch die scharfen Kontraste verblüfft. Man achte etwa auf die Lichtgestaltung, wenn Aurora von dunklen Flächen fast verschluckt eine Wendeltreppe hochsteigt.

Die Doppel-Blu-ray-Disc zählt ganz klar zu den herausragendsten Veröffentlichungen in diesem Jahr. Das liegt einerseits an der exzellenten Bild- und Tonqualität. Besonders die neu abgemischte Tonspur in DTS-HD MA 7.1 verdient besondere Erwähnung, denn dadurch befindet man sich inmitten des Orchesters, dass die Musik einspielt. Auch Toneffekte und Stimmen sind bei gegebener Gelegenheit sehr wirkungsvoll auf die passenden Kanäle verteilt.

Andererseits überzeugt auch das umfangreiche Bonusmaterial, von dem ein Teil auch schon auf der 2002 veröffentlichten «Special Collection» enthalten war. Auf der Blu-ray-Disc sind nun aber die gesamten Extras in hoher Auflösung vorhanden. Das steigert vor allem den Genuss des 1958 mit einem Oscar ausgezeichneten, 29-minütigen Kurzfilms «Grand Canyon», der die «Grand Canyon Suite» von Ferde Grofé mit Natur- und Tieraufnahmen aus dem Naturwunder kombiniert. Die volle Wirkung wird auch hier durch die in DTS-HD MA 5.1 abgemischte Tonspur erzeugt.

Insgesamt findet sich über drei Stunden Bonusmaterial auf den beiden Scheiben. Vom künstlerischen Standpunkt her bemerkenswert ist die neue, kurze Dokumentation über Eyvind Earle oder der auch schon auf der «Special Collection» enthaltene Bericht über die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie vier Künstler einen Baum malen. Passend zur restaurierten Tonspur beleuchtet zudem «Sound of Beauty: Restoring a Classic» die Arbeit der Toningenieure. Neu ist auch der Audiokommentar mit John Lasseter, Andreas Deja und Leonard Maltin. Auf der Blu-ray-Disc lässt er sich auch als Cine-Explore abspielen. In dieser Version werden die Kommentare durch eingeblendete Bilder und Filme ergänzt.

Film: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
6 Sterne

(Bilder: ©Disney)

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