«Ladri di biciclette» von Vittorio de Sica

«Ladri di biciclette»1948 entstand mit «Ladri di biciclette» der wohl bedeutendste Film des italienischen Neoralismus. Nüchtern, einfach und doch aufwühlend erzählt Vittorio de Sica von den schwierigen Nachkriegsjahren in Rom. Kaum hat ein Familienvater endlich wieder eine Stelle erhalten, wird ihm das unverzichtbare Fahrrad entwendet. Als Plakatkleber kann er seine Arbeit nur erledigen, wenn er ein Fahrrad besitzt. Zusammen mit seinem Sohn begibt er sich in der Folge auf eine verzweifelte Odyssee des Elends, die ihn an den Abgrund der Moral bringt.

Es ist heute kaum vorstellbar, welche Bedeutung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg selbst alltägliche Gegenstände hatten. Da wird sogar ein Brot mit geschmolzenem Käse zur unvergleichlichen Köstlichkeit. Die Mutter verkauft die Bettwäsche, damit das Fahrrad aus dem Pfandhaus gelöst werden kann. Ihre Freude ist riesig, als sie anstatt den zuerst gebotenen 7000 Lire doch 7500 Lire dafür erhält. Im Lagerhaus findet sich derweil kaum mehr Platz für die Leinen- und Baumwolltücher.

De Sica setzt das Elend und die Verzweiflung der verarmten Bevölkerung von Rom treffend in Bilder um. Wesentlichen Anteil an der Wirkung des berührenden Dramas sind aber auch die beiden Hauptdarsteller. In der Rolle des Vaters gab Lamberto Maggiorani sein Schauspieldebüt. Zuvor war er einfacher Fabrikarbeiter. Auch der 7-jährige Enzo Staiola, der mit erbarmungswürdigen Augen den Sohn spielt, hatte zuvor keine Erfahrung vor der Kamera.

Bild- und Tonqualität sind dem Alter des Films entsprechend befriedigend. Die deutschen Untertitel für die Originalversion sind zwar mangelhaft, dafür werden auf einer zusätzlichen DVD über zwei Stunden Bonusmaterial geliefert. Am meisten Informationen hält der 23-minütige Beitrag bereit, in dem sich an der Produktion Beteiligte an die Entstehung zurück erinnern und Staiola verrät, dass er lieber ein Fahrrad als eine Rolle in einem Film erhalten hätte. Sehenswert ist aber auch die RAI-Dokumentation «Cinema senza tempo», in der de Sica charmant durch seine Karriere führt. Zudem ist auch noch eine 67-minütige Dokumentation über den Drehbuchautor enthalten.

Film: 6 Sterne
Bild-/Tonqualität: 4 Sterne
Bonusmaterial: 5 Sterne

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