«Burn After Reading» von Joel & Ethan Coen (Blu-ray)

George Clooney und Tilda Swinton in «Burn After Reading»

Ich weise gleich zu Beginn kurz darauf hin: für mich sind Joel und Ethan Coen («Blood Simple.») beinahe unfehlbar. Die beiden Filmemacher treffen meinen Geschmack wirklich mit fast jedem Film. Besonders ihr schräger Humor ist unübertrefflich. Einzig mit dem Remake von «The Ladykillers» sind sie kläglich gescheitert. «Burn After Reading» ist hingegen ein Feuerwerk an treffsicherem Humor und absurden Einfällen.

«Burn After Reading» ist so etwas wie eine Antithese zum Geheimdienstthriller «Eagle Eye». Auch im Film der Coens dreht sich alles um Geheimdienste, doch den Durchblick hat hier gar keine Person. Oder wie ein CIA-Vorgesetzter (J.K. Simmons) am Schluss etwas beunruhigt bemerkt: «Jesus, what a clusterfuck! So that’s it then, no one else really knows anything?» Wenn er nur selber erklären könnte, was vorhin in dieser Tragikomödie über Midlife Crisis und Paranoia vorgefallen ist.

Im Zentrum steht der CIA-Spezialist Osbourne Cox (John Malkovich), der nach einer Umstrukturierung (sprich: Degradierung) verärgert seinen Dienst quittiert: «I have a drinking problem?!» Nun möchte er seine Memoiren schreiben. Seine Frau Katie (Tilda Swinton) ist darüber nicht gerade erfreut. Sie überlegt sich die Scheidung und erforscht die Kontostände ihres Gatten. Die geklauten Daten landen plötzlich in den Händen der Fitnesstrainer Chad (Brad Pitt) und Linda (Frances McDormand).

Frances McDormand in «Burn After Reading»Linda würde gerne ihr Aussehen aufbessern, erhält aber von der Versicherung kein Geld für die Operationen. So lässt sie sich auf den Vorschlag von Chad ein, der Osbourne Cox erpressen möchte. Derweil hat Katie auch noch eine Affäre mit dem früheren Bodyguard Harry (George Clooney), dem sie nun ihre Pläne offenbart. Harry ist zwar in seiner Ehe mit einer Kinderbuchautorin auch nicht glücklich, doch die Vorstellung eines Zusammenlebens mit Katie bringt ihn auch ein wenig aus der Ruhe.

Drei Elemente zeichnen «Burn After Reading» aus: die einzigartigen Figuren, die treffenden Dialoge und das perfekte Timing. Vermutlich würden alleine schon die von den Coens erfundenen Figuren ausreichen, dass ich die ganze Zeit kichern müsste. Besonders köstlich ist der erstmals in einem Coen-Werk auftauchende Brad Pitt. Er spielt den leicht vertrottelten Fitnesstrainer mit leidenschaftlicher Konsequenz und aufopfernder Hingabe. Aber auch George Clooney wird von den Coens wieder einmal vorzüglich gegen seinen üblichen Ruf besetzt.

Unverschämt verulken die Coens die Konventionen von Hollywood-Produktionen, machen sich über Schönheitsideale lächerlich und sind sich auch nicht für selbstironische Witze zu schade. Da beklagt sich in einer Szene die von Frances McDormand gespielte Figur über ihre Figur: «I’d be laughed out of Hollywood.» Getröstet wird sie von ihrem Vorgesetzten: Es gibt bestimmt eine Person, die sie so liebt, wie sie ist. Das kann nur ein Verlierer sein, entgegnet sie ihm. McDormand ist seit 1984 mit Joel Coen verheiratet.

Brad Pitt in «Burn After Reading»Wunderbar ist auch die Besetzung von Tilda Swinton, die in «Michael Clayton» noch die erbitterte Feindin von Clooney war. Nun ist sie zwar immer noch ein eiskaltes Luder, landet aber im Bett von Clooney. Der bastelt derweil eine unverschämt groteskes Spielzeug. Ein hübsches Detail ist nicht zuletzt der Film im Film, die seichte romantische Komödie «Coming Up Daisy». So haben die Coens erneut einen exzellenten Mikrokosmos entwickelt. Ich habe mich auf jeden Fall wieder einmal köstlich amüsiert.

An der Bildqualität der Blu-ray-Disc ist nur eine leichte Mattigkeit und geringes Rauschen in den dunklen Bildflächen zu bemängeln. Sehr dynamisch hört sich die Tonspur in DTS-HD Master Audio 5.1 an, die besonders die muntere Musik von Carter Burwell ideal erklingen lässt. Vom Bonusmaterial, das auch auf der «Special Edition»-DVD vorhanden ist, sind nur die drei in High Definition enthaltenen Beiträge (insgesamt 20 Minuten) lobend zu erwähnen, obschon auch sie nicht überragend sind. Die Interviews (8 Minuten), der deutsche Drehbericht (10 Minuten) und die Aufnahmen vom Dreh (11 Minuten) sind aber wirklich nur Durchschnittsware.

Bewertung: 6 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
3 Sterne

(Bilder: ©Rainbow Home Entertainment AG)

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