«Star Trek» von J.J. Abrams

«Star Trek»

Thrusters on full.

Ich bin bereit, zu konvertieren. Meine Begeisterung fürs Kino wurde durch die ursprüngliche «Star Wars»-Trilogie geweckt. So fühlte ich seit meiner Jugend eine enge Verbindung zu diesem Universum. Doch Ende der 90er-Jahre unterzog George Lucas mit der überarbeiteten «Special Edition» meinen Glauben einem harten Test. Die Prequels waren dann so erbärmlich, dass ich mich von «Star Wars» abgekehrt habe. «Star Trek» kann mich jetzt empfangen.

Von der legendären Fernsehserie aus den 60er-Jahren habe ich – wenn überhaupt – höchstens vereinzelte Episoden gesehen. Die Kinofilme habe ich erst ab 1994 verfolgt, als die alte Enterprise-Crew in «Star Trek: Generations» von der Besatzung der Enterprise NCC 1701-D abgelöst wurde. «Star Trek VI: The Undiscovered Country» habe ich dann noch während dem Studium wegen der Shakespeare-Zitate nachgeholt, doch das Trek-Fieber hat mich nie erwischt. Als Neophyt konnte ich nun den Neubeginn von Regisseur und Produzent J.J. Abrams ziemlich vorbehaltlos betrachten.

Der Neustart beginnt mit einer Explosion. Die U.S.S. Kelvin trifft auf den romulanischen Transporter Narada, der sogleich das Feuer auf das Schiff der Starfleet eröffnet. Als Nero (Eric Bana), der Anführer der Romulaner, den Captain der U.S.S. Kelvin für eine Verhandlung auf sein Schiff bittet, übernimmt George Kirk (Chris Hemsworth) das Schiff. Als der Captain von Nero ermordet wird, befiehlt Kirk die Evakuation der Kelvin, auf der sich auch seine schwangere Frau befindet.

Eric Bana in «Star Trek»

Um die Rettung seiner Besatzung zu sichern, steuert George Kirk die Kelvin auf Kollisionskurs mit der Narada. Kurz vor Aufprall hörte er gerade noch die ersten Schreie seines Sohnes. Soll er Tiberius wie der Grossvater väterlicherseits heissen oder doch eher James nach dem Vater der Mutter? Die Entscheidung ist bekannt. Der Auftakt mit dem sich aufopfernden Vater, der gebärenden Mutter und der Rettung in letzter Sekunde ist ziemlich kitschig. Doch Abrams gelingt es dennoch, den richtigen Ton zu treffen.

Kenner der Mythologie können nun vielleicht einwenden, dass der Vater von James Tiberius Kirk noch am Leben war, als dieser das Kommando der U.S.S. Enterprise übernahm. Das war einmal – bevor ein Ereignis in der Zukunft die Vergangenheit durcheinanderbrachte. Nero ist nämlich durch die Zeit gereist, um sich für die Zerstörung seines Planeten zu rächen. Der Vulkanier Spock hätte dieses Unglück verhindern können, erreichte sein Ziel aber zu spät. Nun hat sich Nero die Zerstörung der Federation vorgenommen.

In der Zwischenzeit wachsen jedoch auf der Erde und auf Vulkan zwei aussergewöhnliche Jugendliche heran. Der vaterlose James T. Kirk (Chris Pine) ist ein ziemlicher Rebell, der keinen Bock darauf hat, in die Fussstapfen seines Vaters zu treten. Erst als ihm nach einer Schlägerei in einer Bar Captain Christopher Pike (Bruce Greenwood) ins Gewissen redet, entscheidet er sich für eine Ausbildung an der Starfleet Academy.

Chris Pine und Zachary Quinto in «Star Trek»

Auf Vulkan wird Spock (Zachary Quinto) von seinen Mitschülern gehänselt, weil seine Mutter (Winona Ryder) von der Erde stammt. Da kann es schon einmal vorkommen, dass der Logiker seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hat. Trotzdem schliesst er seine Ausbildung mit Ehren ab, kehrt Vulkan dann aber den Rücken, um sich der Starfleet Academy anzuschliessen. Dort trifft er auch auf den Kadetten James T. Kirk, der einen von Spock entworfenen, unlösbaren Test überlistet.

Das Fehlverhalten von Kirk wird gerade vor dem Rat verhandelt, als ein Hilferuf von Vulkan eintrifft. Der Heimatplanet von Spock wird von einem romulanischen Schiff angegriffen. Die Starfleet eilt mit mehreren Schiffen zu Hilfe, darunter auch die eben erst fertiggestellte U.S.S. Enterprise unter der Führung von Captain Christopher Pike. Gesteuert wird sie von Hikaru Sulu (John Cho) und dem jungen Offizier Chekov (Anton Yelchin). Auch die Kadettin Uhura (Zoë Saldana) wird wegen ihrer linguistischen Kenntnisse gleich auf die Brücke befördert.

So ist die bunt zusammengewürfelte Besatzung schon beinahe komplett. James T. Kirk gelingt dank der Hilfe von Bordarzt Leonard McCoy (Karl Urban) auch noch auf die Enterprise. Fehlt nur noch der Ingenieur Montgomery Scott (Simon Pegg), doch der wird erst eine halbe Stunde vor Schluss aufgelesen. Zuvor muss sich die junge Crew der Enterprise schon mehrmals beweisen, nicht zuletzt weil Captain Christopher Pike in die Gefangenschaft von Nero gerät. Wer übernimmt wohl in seiner Abwesenheit die Kontrolle über die Enterprise?

Anton Yelchin, Chris Pine, Simon Pegg, Karl Urban, John Cho und Zoë Saldana in «Star Trek»

Da ich ohne viel Vorwissen über das «Star Trek»-Universum unbelastet an den Film herangehen kann, sind mir auch keine Unstimmigkeiten aufgefallen. Das Konzept von Abrams besteht aber sowieso darin, das neue «Star Trek»-Abenteuer in einer alternativen Realität, sprich entlang einer anderen Zeitlinie zu erzählen. So kommen zwar die gleichen Figuren vor, da aber durch die Ankunft eines Raumschiffs aus der Zukunft die alte Realität verändert wurde, ergeben sich neue Konstellationen. «Star Trek» von J.J. Abrams ist also nicht ein Prequel, sondern ein eigentlicher Neubeginn.

Da Abrams und seine Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman alle Figuren neu einführen und nebenbei auch noch eine ziemlich komplexe Geschichte erzählen, fühlt sich die Handlung zwischendurch ein wenig überhastet an. Kaum taucht Uhura auf der Brücke auf, übernimmt sie auch gleich die Stelle der Sprachenexpertin. Auch sonst werden die Konflikte nicht immer ganz sauber und schlüssig aufgelöst. Dafür kommt aber auch ganz bestimmt keine Langeweile auf. Die nötige Portion Humor fehlt sowieso nicht.

Perfekt ist die Besetzung. Chris Pine verfügt über eine glühende Ausstrahlung, Zachary Quinto über die entsprechend entgegengesetzte Abge- oder sogar Unterkühltheit. Blass bleibt trotz seinen Verzierungen eigentlich nur Eric Bana, doch der hat als Bösewicht auch die undankbarste Aufgabe. Ein wenig hätte ich mir gewünscht, dass bei der Besetzung ein wenig von den Vorgaben der Serie abgewichen wird. Doch das hätte vermutlich einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

«Star Trek» von J.J. Abrams enthält eine ansprechende Mischung von Spannung, Humor und Pathos. Ich kriegte an einigen Stellen Hühnerhaut, konnte immer wieder herzhaft lachen und war nicht nur am Ende zu Tränen gerührt. Da ertönt die Stimme von Leonard Nimoy: «Space… the Final Frontier. These are the voyages of the starship Enterprise. Its five-year mission: to explore strange new worlds, to seek out new life and new civilizations, to boldly go where no man has gone before.» Auf die weiteren Missionen der Enterprise freue ich mich bereits. Für zwei weitere Filme haben sich die Schauspieler ja schon einmal verpflichtet.

Fazit: «Star Trek» ist ein gelungener Auftakt, der Lust auf weitere Episoden macht.

Bewertung: 5 Sterne

(Fotos: ©Universal Pictures)

Mehr zum Thema:
«Star Trek»: 15 Minuten mit Zoë Saldana (22. Mai 2009)
«Star Trek Original Motion Picture Collection» (14. Mai 2009)
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20 Minuten an der «Star Trek»-Pressekonferenz (24. April 2009)

Ein Kommentar to “«Star Trek» von J.J. Abrams”

  1. Thomas says:

    Ich war schon ein grosser Fan. Bin ich auch immer noch ein Anhänger der «Original Star Wars Trilogy». Aber die wirkliche Begeisterung dafür ist einfach verflogen, nachdem Lucas sein eigenes Werk durch die Überarbeitung und die Prequels zerstört hat.

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