«The Spirit» von Frank Miller

Der Comic-Autor Frank Miller ist nicht wirklich zu beneiden. Seit er sich als Filmemacher versucht, steckt er nur noch Prügel ein. Nun haben sich die Kritiker in den USA auf seine Verfilmung von «The Spirit» eingeschossen. Schlechter als «Battlefield Earth» und «plunges into a watery grave» sind einige der Urteile (via Slashfilm). Das ist nicht einfach vollkommen übertrieben, sondern komplett falsch. «The Spirit» ist zwar kein Meisterwerk, aber Fans des Genres kommen fast voll auf ihre Kosten.

«The Spirit» startet gleich in medias res, inmitten der Handlung. Zuerst hält The Spirit (Gabriel Macht) zwar noch einen eher schwerfälligen Monolog über seine innige Beziehung zu seiner Stadt («My city, I can not deny her. My city screams. She is my mother. She is my lover, and I am her Spirit»), doch dann stürzt er sich sogleich in einen unerbittlichen Kampf mit seinem Erzfeind The Octopus (Samuel L. Jackson). Wie sich herausstellt, sind diese zwei Figuren eng miteinander verknüpft. Sie werden durch das zentrale Geheimnis verbunden: Wieso ist The Spirit scheinbar unverwundbar?

Rund um dieses Duo flittert eine verführerische Gruppe von Frauen. Da ist zunächst einmal die mysteriöse Lorelei Rox (Jaime King), die The Spirit ins Reich der Toten ruft, derweil die Ärztin Ellen Dolan (Sarah Paulson) hoffnungslos in The Spirit verliebt ist. Seine unschuldige Jugendliebe Sand Saref (Eva Mendes) hat sich in eine gesuchte Räuberin verwandelt. Auf der Seite von The Octopus stehen schliesslich die undurchsichtige Silken Floss (Scarlett Johansson) und die fatale Plaster of Paris (Paz Vega). Ein wahrlich unwiderstehliche Ansammlung von weiblichen Reizen, die auch entsprechend in Szene gesetzt werden.

Nach einer Nennung als Co-Regisseur für «Sin City» ist Miller nun also erstmals alleine für Regie und Drehbuch verantwortlich. Da zeigt sich, dass er zwar ausreichend Potenzial besitzt, aber noch nicht wirklich über besonders viel Erfahrung im Filmbereich verfügt. Die Kombination von Bild und Ton ist eher selten wirklich harmonisch, und obschon die einzelnen Einstellungen meist sehr gelungen sind, erweist sich die Bildabfolge nicht gerade als ausserordentlich dynamisch.

Diese Diskrepanz erstaunt nicht weiter, schliesslich zeichnet sich für die Kameraarbeit der Comic-erfahrene Bill Pope («The Matrix»-Trilogie, «Spider-Man 2», «Spider-Man 3») verantwortlich. Für den Schnitt wurde jedoch der Novize Gregory Nussbaum verpflichtet, der bisher erst Erfahrung im Werbung und Musikvideos sammelte. Visuell erinnert «The Spirit» ganz deutlich an «Sin City». Überraschend ist vielleicht, dass «The Spirit» weitaus weniger blutrünstig ist und im sexuellen Bereich eher andeutet (immerhin sehr lustvoll) als zeigt. Da die Vorlage aber aus den 40er-Jahren stammt, ist der (leicht) zahmere Inhalt dann doch nicht weiter verwunderlich.

«The Spirit» orientiert sich in der Gestaltung (Kostüme und Schauplätze) einerseits an der Entstehungszeit des Comics von Will Eisner in den 40er-Jahren. Andererseits erweist sich die Technologie und zahlreiche Verweise als äusserst modern. So kommen etwa Fotokopierer und High-Tech-Helikopter zum Einsatz. Bei den Anspielungen reicht das Kabinett von antiker Mythologie (das goldene Vlies) über Parallelen zu den Experimenten der Nazis bis hin zu aktueller Ironie. Mein Lieblingsspruch ist ganz bestimmt: «Dead as ‘Star Trek’.»

Bleiben noch einige Anmerkungen zu den Schauspielern. Für Gabriel Macht wird eine ähnlich raspelnde Stimme wie für Christian Bale in «The Dark Knight» verwendet, aber er verfügt bei weitem nicht über die gleiche Präsenz. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass er sich ständig hinter seiner Maske verstecken muss. Tadellos sind hingegen die übrigen Darsteller, welche allesamt die richtige Mischung aus Übertriebenheit und Lockerheit treffen. Ob es zu der am Ende angedeuteten Fortsetzung kommt, werden nun die Kinogänger entscheiden.

Fazit: «The Spirit» ist nach einem leicht zähen Einstieg eine meist höchst unterhaltsame Comic-Verfilmung.

Bewertung: 4 Sterne

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