«Star Trek Original Motion Picture Collection»

Kirstie Alley, Leonard Nimoy, William Shatner, DeForest Kelley, George Takei und Nichelle Nichols in «Star Trek II: The Wrath of Khan»

Rechtzeitig zum erneuten Jungfernflug der «U.S.S. Enterprise» sind die Kinoabenteuer der alten Besatzung um William Shatner und Leonard Nimoy in der «Star Trek Original Motion Picture Collection» wieder auf DVD und erstmals auf Blu-ray-Disc erschienen (in den ursprünglich in den Kinos veröffentlichten Versionen). Für mich der ideale Zeitpunkt, um mir erstmals die ersten fünf Kinofilme anzusehen. Da sind natürlich zahlreiche Unterschiede zu «Star Trek» von J.J. Abrams aufgefallen, doch verblüffender sind sicher die Ähnlichkeiten.

Nach der Absetzung der Fernsehserie war 1979 auch «Star Trek: The Motion Picture» ein Neustart. Zwischen 1966 und 1969 sind gerade einmal drei Staffeln der Fernsehserie «Star Trek» entstanden, ein paar Jahre später noch eine animierte Serie. Erst 1977, als «Star Wars» die Kinokassen füllte, sah Paramount das Potenzial der Science-Fiction-Schöpfung von Gene Roddenberry. So übernahm Admiral James Tiberius Kirk (William Shatner) in «Star Trek: The Motion Picture» wieder das Kommando seiner geliebten «Enterprise».

Diesem Neustart war aber nicht wirklich viel Erfolg beschert. Das verwundert nicht wirklich. Durch das gemächliche Tempo und die von Selbstfindung geprägte Erkundung eines geheimnisvollen Objekts erinnert «Star Trek: The Motion Picture» mehr an «2001: A Space Odyssey» als an die glänzenden Schlachten aus «Star Wars». Das kopflastige Geschehen im Weltall stiess wohl lediglich bei den Fans der Fernsehserie auf Anklang.

Wie im Bonusmaterial der «Star Trek Original Motion Picture Collection» zu erfahren ist, wurde der erste Kinofilm auch als «The Motionless Picture» bezeichnet. Harve Bennett, der Produzent und Drehbuchautor der vier nachfolgenden Filme, nennt ihn liebevoll «The Sound Picture». Zu verachten ist «Star Trek: The Motion Picture» ganz bestimmt nicht, obschon die Spezialeffekte den Vergleich mit den beiden anderen genannten Science-Fiction-Klassikern nie und nimmer standhalten können.

Als eigentlicher Auftakt zur Kinoserie kann daher «Star Trek II: The Wrath of Khan» (1982) bezeichnet werden. Die Gestaltung der Kostüme und Raumschiffe erlebte in den drei Jahren beinahe eine stärkere Entwicklung als von damals zu heute. Aber auch dieser Film behielt den leicht affektierten Touch, besonders durch die aus der Episode «Space Seed» wiederbelebte Figur von Khan. Ricardo Montalban sieht in seinen Pelz- und Fellfetzen und durch übertriebene Gestik und Ausdruck einfach köstlich aus.

Aufgefangen werden diese gekünstelt wirkenden Aspekte aber allemal durch die gesunde Portion Selbstironie. So bemerkt Kirk in Anspielung auf das fortgeschrittene Alter der Besetzung einmal trocken: «Galloping around the cosmos is a game for the young, Doctor.» In diesem Film beginnt auch das Auseinanderfallen der «U.S.S. Enterprise», das sich in den nachfolgenden Filmen als eine Art wiederkehrender Witz immer stärker fortsetzt. Das führt so weit, dass sie schon in «Star Trek III: The Search for Spock» (1984) vollkommen vernichtet wird.

Walter Koenig, James Doohan, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, Nichelle Nichols, George Takei und William Shatner in «Star Trek IV: The Voyage Home»

Die Zerstörung der «Enterprise» hat zur Folge, dass Kirk und seine Besatzung in «Star Trek IV: The Voyage Home» (1986) in einer Bird of Prey, einem Raumschiff der Klingonen die Erde vor der Zerstörung retten müssen. Erst am Ende erhalten sie zu ihrer Erleichterung eine neu gebaute «Enterprise» zur Verfügung (die allerdings noch an zahlreichen Kinderkrankheiten leidet). Die modernere «U.S.S. Excelsior» gefällt ihnen nämlich überhaupt nicht. Die «Excelsior» wird schliesslich in «Star Trek VI: The Undiscovered Country» (1991) von Captain Hikaru Sulu (George Takei) befehligt. Aber jetzt habe ich einige Dinge übersprungen.

Also noch einmal zurück zu «The Wrath of Khan». Dieser Film enthält nämlich – gleich wie «The Voyage Home» – einen grausamen logischen Fehler. Ein Hauptthema in «The Wrath of Khan» ist das wissenschaftliche Projekt «Genesis», das die Belebung eines unwirtlichen Planeten erlaubt. Wie ein solcher Planet aber fernab von einer Sonne mit Energie versorgt werden soll, wird nicht näher erklärt. Dafür tauchen Verwandte von Kirk auf, wodurch die emotionale Ebene stärker gewichtet wird als die Wissenschaftliche. Der Höhepunkt in dieser Hinsicht ist natürlich der (zeitweilige) Tod von Spock.

Die Fokusierung auf Emotionen weicht in «The Voyage Home» mehr einer humoristischen Dominanz. Auch mit literarischen Zitaten wird nur noch so um sich geworfen. Am hübschesten natürlich die Stelle «They say the sea is cold, but the sea contains the hottest blood of all, and the wildest, the most urgent» aus dem Gedicht «Whales Weep Not» von D.H. Lawrence. Um eben diese Wale dreht sich dieser Film, denn die Buckelwale sind gegen Ende des 20. Jahrhunderts ausgerottet worden. Sind in «The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy» Delfine die intelligentesten Lebewesen auf der Erde, sind es in «The Voyage Home» die Buckelwale.

Weil die Buckelwale durch ihre Gesänge mit Lebewesen auf einem entfernten Planeten kommuniziert haben, wurde nach ihrer Ausrottung ein Objekt zur Erde geschickt, das den Kontakt wieder aufnehmen soll. Wegen ausbleibenden Signalen droht aber die Zerstörung der Erde. So entschliesst sich die soeben in einer Bird of Prey auf die Erde zusteuernde «Enterprise»-Crew zur Reise in die Vergangenheit. Im San Francisco von 1986 irren sie nun durch die Strassen und müssen auch noch ein wenig nukleare Energie besorgen, um den Antrieb ihres Raumschiffs zu reparieren. Auf den Flugzeugträger «U.S.S. Enterprise» schicken sie ausgerechnet ihr russisches Mitglied, Pavel Chekov (Walter Koenig).

Nun aber zum unlogischen Teil. In einem Institut für Walforschung entdeckt Kirk nicht nur die reizende Meeresbiologin Dr. Gillian Taylor (Catherine Hicks), sondern auch noch einen männlichen und einen weiblichen Buckelwal. Mit diesen beiden Exemplaren wollen sie nun die Zukunft der Erde retten. Obschon das Weibchen schwanger ist, bezweifle ich stark, dass auch mit fortgeschrittener Technologie aus zwei (oder eben drei) Exemplaren einer Tierart eine ganze Population generiert werden kann. Den Genuss des Films trübt diese Unstimmigkeit aber nur sehr gering. Schliesslich bin ich nicht Spock.

In «Star Trek V: The Final Frontier» (1989) tauchte dann kurz die Befürchtung auf, dass «Star Trek» auf religiöse Abgründe zustürzt. Da wird nämlich die «Enterprise» für die Suche nach Gott entführt. Bis dann Kirk im Angesicht einer seltsamen Erscheinung die wenig ehrfürchtige Frage stellt: «What does God need with a starship?» Da wird der ganze esoterische Hokuspokus kurz entlarvt. Kirk weist aber am Schluss doch noch versöhnlich darauf hin, dass Gott vielleicht in den Herzen der Menschen ruht. Auch eine zukunftsgerichtete Serie ist offensichtlich nicht vor dem Einfluss der Kirche gefeit.

Klingonen sowie Doohan, Nichols, Takei, Kelley, Nimoy und Shatner in «Star Trek VI: The Undiscovered Country»

Aber die einzige Folge, mit der ich mich als Literaturwissenschaftler immer noch nicht anfreunden konnte, ist «The Undiscovered Country». Darin wird vor allem aus den Werken von William Shakespeare zitiert. Der Titel ist ein Zitat aus «Hamlet». Es bezeichnet nicht irgendein unentdecktes Land, sondern schlicht und einfach den Tod, den Hamlet in seinem Selbstmord-Monolog «To be or not to be» herbeisehnt. In «The Undiscovered Country» wird das unentdeckte Land jedoch so konsequent als Zukunft bezeichnet, dass sich eine falsche Interpretation der Drehbuchautoren aufdrängt. Oder haben sie doch nur eine versteckte Botschaft über das Schicksal des Klingonen Chang (Christopher Plummer) versteckt?

«The Undiscovered» hebt sich aber auch sonst eher negativ von den übrigen Filmen in der «Star Trek Original Motion Picture Collection» ab. Sowohl der Gerichtssaal auf dem Planeten der Klingonen als auch der Gefängnisplanet Rura Penthe erinnern stark an die Pappkulissen aus der Fernsehserie. Die Machart wirkt ebenso wie die Ästhetik sehr billig. Nicht gerade ein sehr würdiger Abgang für die alte «Enterprise»-Besatzung.

Auf Blu-ray-Disc sehen die Filme sehr frisch aus, obschon besonders «The Motion Picture» das Alter des Filmmaterials anzumerken ist. Beim ersten Film wirkt sich die hohe Bildqualität zudem nachteilig auf das Aussehen der Spezialeffekte aus, die dadurch noch älter und unausgereifter erscheinen. Die nachfolgende Filme weisen eine hohe Bildqualität aus. Durchgehend fantastisch hören sich die sehr dynamischen Tonspuren in Dolby TrueHD 7.1 an

Alle Filme verfügen über die bisher produzierten Extras, wurden aber auch mit frischem Bonusmaterial und ein bis zwei neuen Audiokommentaren ausgestattet. Kernstück der Box ist ein auf einer weiteren Blu-ray-Disc enthaltener 70-minütiger Beitrag, in dem sich Whoopi Goldberg mit den ehemaligen Captains Shatner, Nimoy, Patrick Stewart und Jonathan Frakes unterhält. Sie sprechen über die anhaltende Begeisterung für «Star Trek» und vergnügen sich gegenseitig über herrliche Anekdoten. So sei Stewart zu Beginn der Dreharbeiten von «Star Trek: The Next Generation» als ziemlich humorloser Geselle aufgefallen. Erst allmählich lernte er sich zu entspannen und die Dreharbeiten zu geniessen: «America made me funny.»

Filme: 5 Sterne
Bildqualität: 5 Sterne
Tonqualität: 6 Sterne
Bonusmaterial:
6 Sterne

(Bild: ©Paramount)

Mehr zum Thema:
«Star Trek»: 20 Minuten mit Simon Pegg (5. Mai 2009)
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2 Kommentare to “«Star Trek Original Motion Picture Collection»”

  1. Peter Bl. says:

    Da muss ich aber widersprechen. «The Undiscovered Country» ist für mich der beste Film mit der Original-Besatzung. Er ist so nahe am Groove der Serie wie keiner seiner Vorgänger, und das nicht nur wegen des trashigen Looks. Seine Story reflektiert das Ende des Kalten Krieges, das bei seiner Entstehung gerade aktuell war. Schon die Original-Serie hat stark am Zeitgeist der 60er orientiert. Sie ist für mich nach wie vor das Nonplusultra in Sachen Star Trek. Eines aber gebe ich zu: Ein Klingone, der Shakespeare zitiert, ist ziemlich bescheuert.

  2. Thomas says:

    «You haven’t heard Shakespeare until you’ve heard it in the original Klingon.» Das soll ja angeblich eine Anspielung darauf sein, dass die Deutschen einmal Shakespeare für sich beansprucht haben. Auf der Blu-ray-Disc (und vermutlich auch auf der DVD) ist ein Extra enthalten, in dem Szenen einer Theateraufführung von «Hamlet» auf Klingonisch zu sehen sind. Sehr bizarr.

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