«CSNY/Déjà vu» von Bernard Shakey

Crosby, Stills, Nash & Young in «CSNY/Déjà vu»

In einem Spezialprogramm zeigte die 58. Berlinale 2008 den Dokumentarfilm «CSNY/Déjà vu». Wofür steht bloss die Abkürzung CSNY? Musikkenner werden die vier Buchstaben gleich mit den legendären Folkrockern David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young, also der Band Crosby, Stills, Nash & Young in Verbindung bringen. Seit ihren ersten Auftritten in den späten 60er-Jahren – das zweite Konzert nach der Ergänzung durch Young gab die Band 1969 am Festival in Woodstock – gelten Crosby, Stills, Nash & Young als Sprecher ihrer Generation. Diese Rolle nehmen sie auch im Dokumentarfilm «CSNY/Déjà vu» wahr.

Mit Liedern wie «Ohio», über die Erschiessung von vier demonstrierenden Studenten der Kent State University durch die Nationalgarde, waren sie in der Protestbewegung gegen den Vietnam-Konflikt in den vordersten Reihen zu finden. Bei vielen traditionellen Liebhabern der Folkmusik sind sie bis heute auch für ihre harmonischen Liebeslieder beliebt. Aber ihren politischen Biss hat die Band niemals verloren. Im Dokumentarfilm «CSNY/Déjà vu» folgt Regisseur Bernard Shakey (ein Pseudonym von Neil Young) der Band auf ihrer «Freedom of Speech»-Tournee durch Nordamerika im Wahljahr 2006, auf der sie vor allem Songs aus Youngs kontroversem Album «Living With War» im Programm hatten.

Aufgenommen hat Young die Lieder wegen seinem Ärger über die verfehlte Politik der Bush-Regierung. Aus diesem Grund hat er auch die Website «Living With War Today» aufgeschaltet, auf der er ironisch die Lügen der Regierung anklagt und auf Möglichkeiten zum aktiven und passiven Widerstand hinweist. Und er hat eben auch seine alten Protestkollegen zusammengetrommelt, die allesamt schon älter als 60 Jahre, aber noch kein bisschen weniger engagiert sind.

Crosby, Stills, Nash & Young in «CSNY/Déjà vu»

Mit dabei war auf der Tournee der zuvor schon aus dem Irakkrieg berichtende Fernsehjournalist Mike Cerre als «eingebetteter Reporter». Aus seiner Perspektive zeigt der Film die Reaktionen des Publikums während der Konzerte wie auch das Verhältnis, wie es sich zwischen den Konzertbesuchern und den Bandmitgliedern im Laufe der Tournee entwickelt. Ausserdem rücken viele Begleiterscheinungen der Tour ins Bild, von denen es vor dem Hintergrund des Kriegs im Irak eine ganze Menge gibt – nicht zuletzt wegen entscheidender Wahlen in den Kongress.

Shakey verbindet die Aufnahmen der Tourneeauftritte mit spannendem Archivmaterial, etwa von John Kerry, dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten von 2004, als protestierenden Veteranen, positiven wie negativen Konzertbesprechungen sowie Fernsehnachrichten. Das Bildmaterial ist häufig aufwühlend. Aber ebenso bewegend sind die Energie der Bandmitglieder und die neuen Liedtexte von Young.

«CSNY/Déjà vu» stellt im Gegensatz zu «Shine a Light», dem Eröffnungsfilm der 58. Berlinale, nicht die Musik, sondern die Inhalte ins Zentrum und setzt sich bewusst auch mit der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft auseinander. Damit steht «CSNY/Déjà vu» nahe am Dokumentarfilm «Shut Up & Sing» über den Boykott gegen die Dixie Chicks, die auch erwähnt werden. Wer sich vom Film über das Frauentrio mitreissen liess, wird von Shakeys Dokumentarfilm völlig begeistert sein.

Fazit: «CSNY/Déjà vu» ist ein mitreissender Dokumentarfilm über Politaktivismus gegen die Resignation.

Bewertung: 6 Sterne

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