«Die Seilbahn» von Claudius Gentinetta

«Die Seilbahn» von Claudius Gentinetta

Der Koffer ist gepackt, der Griff mit Klebeband geflickt: «Et voilà.» So begibt sich ein alter Mann in einer von Wetter und Rost angegriffenen Seilbahn auf eine Reise in ungewisse Höhen. Langsam setzt sich das Transportmittel in Fahrt. Dann packt der Alte seine Schnupftabakdose aus und gönnt sich eine kräftige Portion. Das Warnschild wackelt schon bedrohlich. Das mitgebrachte Klebeband sorgt für Ruhe – aber nur für kurz. Die Nase fängt an zu jucken. Das genüssliche Niesen bringt die alte Seilbahn bedenklich ins Schaukeln.

Eine Niesattacke folgt auf die andere. Durch diese Wucht werden die dünnen Wände der Gondel allmählich zum Bersten gebracht. Hier und dort bringt der Alte sein Klebeband an. Nur gegen die juckende Nase hilft es nicht. Regen und Schnee ausgesetzt steigt die Seilbahn mehr und mehr Material verlierend in immer bodenlosere Höhen auf. Mit seiner Rolle Klebeband muss sich der Niesende schliesslich sein eigenes Gehäuse zimmern. Und wenn er nicht gestorben ist, dann schwebt er noch heute in seiner Seilbahn aus Klebeband.

«Die Seilbahn» von Claudius Gentinetta

Der erfahrene Trickfilmer und Comiczeichner Claudius Gentinetta, der 2004 an den Solothurner Filmtagen  für «Poldek» den Preis Suissimage SSA erhielt, schildert im Kurzfilm «Die Seilbahn» ironisch die erheblichen Gefahren von Schnupftabak und die lebensrettenden Eigenschaften von Klebeband. Fast ohne Worte aber keineswegs tonlos schickt Gentinetta seine Hauptfigur auf die gefährliche Reise. Dabei ist auch die Seilbahnkabine fast schon ein Protagonist. Im Vordergrund steht aber immer der in markanten Zeichnungen gestaltete Bergfahrer, der einmal auch in köstlicher Animationsmanier mit aufschwellendem Gesicht gegen den nächsten Niesanfall ankämpft.

Die Seilbahn ist das erste Projekt, das Gentinetta sowohl als Produzent wie auch als Regisseur verwirklicht hat. Aus diesem Grund hat er schon kurz nach den ersten Entwürfen und Ideen Frank Braun als dramaturgischen Berater beigezogen. Zusammen fällten sie fortlaufend die wichtigsten Entscheide, ob es sich nun um gestalterische Elemente oder um die Vertonung des Filmes handelte.

Für eine besonders reizvolle Wirkung sorgt die nahtlose Kombination von konventioneller Zeichenanimation mit Hintergründen aus Wasserfarben von Karin Schwarzbek und technischen Details in 3D-Animation von Rico Grünenfelder. Animatorin Cristina Altwegg kümmerte sich zudem um Animationsaufgaben wie Wasser und Schattenspiele. Die authentische Stimmung wird durch die Tonspur von Sounddesigner Peter Bräker heraufbeschwört, der mit seinem Team auf diversen  Seilbahnfahrten den richtigen Ton suchte.

2 Kommentare to “«Die Seilbahn» von Claudius Gentinetta”

  1. RogerRabbit says:

    Ich sah das Filmchen schon letztes Jahr, ich glaube es war am Filmfestival in Zürich, als Vorfilm. Genial gemacht.

  2. Thomas says:

    «Die Seilbahn» war als Vorfilm von «Happy New Year» im Kino. Wird dieses Jahr aber sicher auch noch im September am Fantoche in Baden zu sehen sein.

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