«2 Days in Paris» von Julie Delpy

Adam Goldberg und Julie Delpy in «2 Days in Paris»

Die bezaubernde Französin Julie Delpy hat sich 1995 in Richard Linklaters «Before Sunrise» in Wien in Ethan Hawke verliebt, 2001 in «Waking Life» ein Bett mit ihm geteilt, bevor sie ihm dann 2004 in «Before Sunset» in Paris wieder begegnet ist. Nun kehrt Delpy wieder mit viel Dialogen und einer Beziehung nach Paris zurück. In «2 Days in Paris» philosophiert sie für zwei Tage über die Freuden und Leiden der Liebe. Ihr Partner ist dieses Mal allerdings Adam Goldberg («Déjà Vu») der zeitweilige, psychopatische Wohnpartner von Chandler in der zweiten Staffel von «Friends».

Delpy spielt die Französin Marion, Goldberg den Amerikaner Jack. Auf der Rückreise der gemeinsamen Ferien legen sie vor ihrem Flug nach New York einen Halt ein, um Marions Eltern in Paris zu besuchen. Für Jack beginnen zwei turbulente Tage voller Missverständnisse und aufwühlender Lektionen in französischer Lebensart. Als immer mehr ehemalige Liebhaber Marion umschwirren, ist Jacks Eifersucht geweckt. Zwischen coolen Partys und Marions exzentrischem Eltern liefern sich die zwei Verliebten einen Schlagabtausch der verletzten Gefühle.

Julie Delpy und Adam Goldberg in «2 Days in Paris»

Vergleiche mit «Before Sunset» sind durchaus angebracht, und doch unterscheidet sich Delpys Umsetzung der Beziehungskomödie grundsätzlich von Linklaters Variante. Frecher, schneller, verspielter und auch dreckiger schildert Delpy in «2 Days in Paris» den Beziehungsstress. Hier wird nicht nur über Emotionen philosophiert, die Gefühlswelt der Protagonisten werden angegriffen und verletzt.

Trotzdem wird das lockere Beziehungsdrama nie morbid, obschon auch der obligate Besuch des Friedhofs Père Lachaise auf dem Programm steht. Dort liegt Jim Morrison begraben. Aber dieses und andere Klischees über Paris werden wiederholt bewusst durchbrochen, denn Jack möchte nicht etwa ans Grab von Morrison, weil er den Sänger der Doors verehrt, sondern weil er Gräber mag und ein riesiger Fan von Val Kilmer ist.

Immer wieder schimmert auch sonst Delpys Liebe zum Kino durch. Frischfröhlich wird auf «M» von Fritz Lang, «Last Tango in Paris» von Bernardo Bertolucci und «Junior» mit Arnold Schwarzenegger, aber auch auf Jean-Luc Godard und John Wayne angespielt. Paris ist eben nicht nur die Stadt der Liebe, sondern auch des Kinos. So erweist Delpy, die sich neben der Regie auch noch für Drehbuch, Schnitt und Musik verantwortlich zeichnet, beiden Eigenschaften der Stadt an der Seine ihre Referenz.

Auf der DVD finden sich als Bonusmaterial 28 Minuten Ausschnitte von der deutschen Premiere in der Lichtburg Essen. Delpy, Daniel Brühl und und andere Beteiligte stehen auf der Bühne des Kinos und reden über den Film. Ein Drittel des Beitrags besteht allerdings aus banalen Aufnahmen von der Ankunft auf dem roten Teppich. Fünf entfallene und erweiterte Szenen runden das bescheidene Bonusmaterial ab. Die limitierte «Special Edition» enthält auch noch die groovende Soundtrack-CD mit fünfzehn von Delpy ausgewählten Musikstücken. Auf einem davon ist die Regisseurin gleich selbst zu hören.

Film: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität: 5 Sterne
Bonusmaterial:
2 Sterne

(Bilder: ©Impuls)

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