«Then She Found Me» von/mit Helen Hunt (Blu-ray)

Helen Hunt in «Then She Found Me»

I don’t want this life.

Es war vermutlich 1993 als ich erstmals Helen Hunt bewundert habe. Damals spielte die noch keine 30 Jahre alte Hunt in «The Waterdance» eine Hauptrolle. Mittlerweile sind 16 Jahre vergangen, die ihre Spuren hinterlassen haben. Die sieht man Helen Hunt auch an, die in ihrem Regiedebüt «Then She Found Me» entgegen dem Jugendwahn in Hollywood ganz auf ihre Falten setzt – sehr zum Wohl der Glaubwürdigkeit des Films.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich ein wenig schockiert war, als ich die ersten Bilder von Helen Hunt in «Then She Found Me» gesehen habe. Ziemlich verbraucht sieht darauf die einst so strahlende Schauspielerin nämlich aus – nicht nur wegen den vielen Falten. Andererseits ist dieser ungeschminkte Auftritt auch äusserst mutig und bewundernswert. Während etwa das Gesicht von Nicole Kidman nur noch wie eine Maske aussieht, steht die während den Dreharbeiten 44 Jahre alte Hunt zu ihrem Alter.

«Then She Found Me» ist dann auch ein Film über das Älterwerden. Genauer über die tickende biologische Uhr und den Wunsch nach Kindern. Gleichzeitig werden unreife Männer und Mütter thematisiert. Hunt spielt in ihrem Regiedebüt auch gleich die Hauptrolle, die 39-jährige Erzieherin April, die endlich ein eigenes Kind haben möchte. Ein Jahr zuvor hat sie Ben (Matthew Broderick) geheiratet, aber obschon das Paar Freude an Sex hat, ist noch kein Kind unterwegs. Adoption kommt für sie aber nicht in Frage, da sie selbst adoptiert wurde.

Ben ist der Druck der Fortpflanzung zu gross. So trennt er sich von seiner Frau – er möchte dieses Leben nicht. Zuvor packt die beiden aber noch einmal die Lust. Am nächsten Morgen trifft April auf Frank (Colin Firth), den Vater eines Schülers. Frank hat ebenfalls gerade eine Trennung hinter sich. Die Anziehung zwischen April und Frank beruht jedoch nicht nur auf geteilten Schmerz. Belastet wird die aufblühende Liebe durch die unerhoffte Schwangerschaft von April. Zudem taucht auch noch die Fernsehmoderatin Bernice (Bette Midler) auf, die behauptet, die biologische Mutter von April zu sein.

Salman Rushdie, Helen Hunt, Colin Firth und Matthew Broderick in «Then She Found Me»

Für eine munteres Auf und Ab der Emotionen ist durch die komplexen Verknüpfungen der Figuren schon einmal ausreichlich gesorgt. Die getroffenen Entscheidungen sind dabei nicht immer ganz nachvollziehbar. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb wirken die einzelnen Szenen fast schon wie beiläufig beobachtete Momente aus dem wahren Leben. April ist vor lauter Enthüllungen und Verwirrungen unschlüssig, hin- und hergerissen und muss sich erst einmal selber finden.

Die Stärke des Films liegt ganz klar in der natürlichen und berührenden Darstellung von Hunt, die zwischendurch trotz nicht mehr so glatter Haut immer noch so verführerisch auftritt wie damals in «Mad About You». Weniger gelungen ist die eher banale und manchmal etwas gar sprunghafte Inszenierung. Da erstaunt es nicht, dass Hunt auf dem Audiokommentar der Blu-ray-Disc zugibt: «I don’t know if we structured well enough.» Als Regiedebüt lässt sich dieses intime Drama aber durchaus sehen.

Hunt betont auf dem Audiokommentar auch mehrmals, dass sie keine Tragödie, sondern ein Komödie mit ernsthaften Szenen drehen wollte. Das ist ihr ebenfalls gelungen. «Then She Found Me» ist ein behutsames Drama mit ausreichend humorvollen Elementen. Wer nun erwartet, dass Hunt auf dem Audiokommentar auch noch verrät, wie Schriftsteller Salman Rushdie zu seiner ersten und bisher einzigen Rolle als Schauspieler gekommen ist, wird enttäuscht. Hunt erklärt lediglich, dass sie einen indischen Schauspieler für die Rolle des Frauenarztes gesucht und Rushdie sich für das Vorsprechen gemeldet habe. Auf der mager ausgestatteten Blu-ray-Disc ist zusätzlich auch noch ein 12-minütiger Drehbericht mit Interviews enthalten.

Bewertung: 4 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
3 Sterne

(Bilder: ©Rialto)

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