«Two Lovers» von James Gray

Gwyneth Paltrow und Joaquin Phoenix in «Two Lovers»

Wenn James Gray einen Film dreht, darf Joaquin Phoenix nicht fehlen. Schon in den beiden letzten Filmen von Gray, «The Yards» (2000) und «We Own the Night» (2007), spielte Phoenix Hauptrollen. Im Drama «Two Lovers», das 2008 im Wettbewerb von Cannes lief, dreht sich alles um ihn. Er darf sich mit den beiden Geliebten aus dem Titel vergnügen. Das ist für seine Figur aber mehr Elend als Freude.

Zu Beginn springt Leonard Kraditor (Phoenix) ins Wasser. Er möchte nicht mehr leben. Von seiner Frau musste er sich auf Druck seiner Schwiegereltern trennen, weil ihre Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem tödlichen Tay-Sachs-Syndrom geboren worden wären. Nun lebt der introvertierte Mann wieder bei seinen Eltern Reuben (Moni Moshonov) und Ruth (Isabella Rossellini) und vergisst ab und zu seine Medikamente gegen die Depression zu nehmen. Dann besteht die Gefahr, dass er im Wasser landet.

Da tauchen beinahe zeitgleich zwei neue Frauen im Leben von Leonard auf. Reuben möchte seine Wäschereinigung an einen Kollegen verkaufen, der – ganz zufällig – eine hübsche Tochter im Alter von Leonard hat. Sandra (Vinessa Shaw) begleitet die Eltern zu einem Besuch zu Leonards Familie. Zwischen dem schüchternen Leonard und Vinessa kommt es zu einer zaghaften Annäherung. Von der ersten Sekunde an hingerissen ist Leonard allerdings zu Michelle (Gwyneth Paltrow, «Iron Man»), der neuen Nachbarin in seinem Gebäude. Ihre Wohnung wird allerdings von einem Liebhaber bezahlt. Zudem hat Michelle ein kleines Drogenproblem. Das hält Leonard aber nicht auf.

Vinessa Shaw und Joaquin Phoenix in «Two Lovers»

Bis Michelle erscheint ist «Two Lovers» ein sorgfältig beobachtetes, durch zurückhaltend auftretende Schauspieler fesselndes Drama. Danach wird allerdings ein Klischee aufs nächste gestapelt. Michelle ist die Geliebte, die sich von ihrem verheirateten Liebhaber erhofft, dass er sich von seiner Frau trennt und mit ihr ein neues Leben beginnt. Eine Schwangerschaft kommt auch noch vor. Diese Konstellation ist Stoff für billigste Melodramen und zerstört in «Two Lovers» die zuvor aufgebaute Stimmung.

Auch nach der Einführung von Michelle behält Gray zwar die Position eines einfühlsamen Beobachters bei. Die Emotionen wirken fortan aber ein wenig oberflächlich, die Beziehungen von Leonard zu seinen zwei Geliebten etwas gar simpel konstruiert und vorhersehbar. Die Leistungen der Schauspieler werden durch die nur eingeschränkt überzeugende Handlung aber nicht geschmälert. Besonders Rossellini ist als besorgte Mutter überragend. Und die Schilderung der Familienverhältnisse bei den Kraditors birgt zarten Humor in sich.

Fazit: «Two Lovers» ist ein intimes Schauspieler-Drama, das durch die berechnende und klischierte Handlung ein wenig an Faszination verliert.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: ©Frenetic Films)

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