«Räuberinnen» von Carla Lia Monti

Wehrloses Tier in «Räuberinnen»

Der ist ja potthässlich.

Lach oder der Hase wird erschossen! Nicht einmal mit dieser Drohung hätte der Möchtegern-Skandalfilm «Räuberinnen» ein Schmunzeln aus mir herausgelockt. Die Darsteller scheinen zwar ihren Spass zu haben. Es wird ausschweifend gesungen, getanzt, geflucht und Brüste begrapscht. Doch das Vergnügen der Protagonisten hat sich nicht auf mich übertragen.

Noch bevor der von der Produktionsfirma als Schauermärchen deklarierte Film «Räuberinnen» im Januar 2009 an den Solothurner Filmtagen erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt wurde, inszenierten die Medien einen Skandal. Der «Blick» schrieb vom «versautesten Film seit Bestehen der Schweizer Filmförderung». «Degoutant und peinlich» befand die «Mittelland Zeitung»: «Was als feministische Parodie von Schillers Sturm-und-Drang-Drama <Die Räuber> angepriesen wird, entpuppt sich als extrem primitiver Klamauk, der mit dem Skandal flirtet.» Alles nur ein Sturm im Wasserglas?

Auch Journalisten, die sich vom Stöckelschuh auf dem Gummi-Penis, der abgebissenen Vorhaut, fluchenden Komikern und vielen, vielen nackten Übergewichtigen nicht entsetzen liessen, waren vom Film nicht begeistert. «Der Film ist öde und spannungslos,» konstatierte Christoph Egger in der «Neuen Zürcher Zeitung». «Die <Gags> sind so derbe, wie sie flach sind,» befand Sonja Eismann für «Cineman». Da lässt sich eigentlich nicht mehr viel hinzufügen. Mache ich aber doch.

Exzess in «Räuberinnen»

Die Tonart von «Räuberinnen» wird gleich zu Beginn durchgegeben. «Blooond! Ich will keine Brünette, ich will eine Blondineeeeee!!!» brüllt der verzogene Meinrad von Bock (Antoine Monot, Jr.) mit verdrecktem Mund in die Kamera – bis ihm ein Schnuller reingesteckt wird. Viel mehr als blonde Haare erwartet der Graf nicht von seiner zukünftigen Braut. Zu blöd, dass seine Exzellenz (Hans-Peter Ulli) und die intrigierende Adlige Katharina (Alexandra Prusa) bereits die dunkelhaarige Magdalena (Cynthia Coray) als Gattin bestimmt haben.

Alles nur halb so schlimm. Katharina hat auch noch eine andere Tochter, die süsse naturblonde Emily (Nina Bühlmann). Die verträumte Prinzessin ist jedoch in den Stallburschen Josef (Nils Althaus) verliebt. Als sie von der anstehenden Zwangsheirat mit von Bock erfährt, flieht sie zusammen mit der Magd Trizi (Myriam Muller) in den Wald und gründet mit ein paar Prostituierten eine Räuberinnenbande. Nun muss das starke Geschlecht die Hosen runterlassen. Die Wege von Adligen und Räuberinnen werden auch noch von zwei unbeholfenen Wegelagerern (Patrick Frey, Viktor Giacobbo) gekreuzt.

Viktor Giacobbo und Patrick Frey in «Räuberinnen»

Sex, Drogen und Blasphemie sind die Hauptelemente im ersten langen Spielfilm von Regisseurin Carla Lia Monti. Während sich Katharina vor dem Kreuz lustvoll kasteit, sitzt sie auf einem Stuhl mit Dildo. Später befriedigt sie seine Exzellenz auf alle möglichen Sadomaso-Varianten, vom Absatz auf dem Penis bis hin zur Kneifzange an den Brustwarzen. Der Geistliche vergnügt sich später im Bordell bei den mit Drogen vollgepumpten Prostituierten, die ihrerseits den wehrlosen Josef mit potenzsteigernden Pillen abfüllen, um sich auf ihm zu vergnügen. Diese Liste der sexuellen Spielereien ist noch lange nicht abschliessend.

Hysterisch, schrill und derb wird die Geschichte über Exzesse und Fetische vorgetragen. Dabei bleibt leider der Humor auf der Strecke. Obschon Kult-Schocker John Waters als (geistiger) Vater von Emily ausgewiesen wird – und somit auch von diesem Schauermärchen? – sind die Geschmacksverwirrungen und -übertretungen in «Räuberinnen» wenig belustigend. Die Kalauer der von Giacobbo und Frey gespielten Wegelagerer sind derart banal und abgestanden, dass sie selbst als Enthauptete nur noch die Augen verdrehen können.

Gegen Schluss des Films stellt die feministischste der Räuberinnen entsetzt fest: «Die Frauen sind ekelhaft. Sie machen es gleich wie die Männer.» Da lässt sich nur noch die Erkenntnis von Christoph Egger angefügen: «Zweifelsfrei ist jedenfalls der Beweis erbracht, dass auch Frauen strohdumme Filme machen können.» Nicht nur strohdumm, sondern auch einfach sterbenslangweilig und wenig einfallsreich. Daher erübrigt sich auch die Diskussion, ob der Film seine Funktion als Trash-Satire erfüllt. Was nicht lustig ist, scheitert auch als Satire.

Fazit: «Räuberinnen» ist eine ernüchternd humorlose Komödie, die nicht einmal durch ihre Schockmomente bewegen kann.

Bewertung: 2 Sterne

(Bild: ©Praesens Film AG)

Ein Kommentar to “«Räuberinnen» von Carla Lia Monti”

  1. Paul Scheuer says:

    Ich muss mich als Luxemburger schämen und entschuldigen, dass unser ‘FILMFUND’ es für nötig hielt, sich finanziell an diesem Stück Kot zu beteiligen.

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