«Fuori dalle corde» von Fulvio Bernasconi

Michele Venitucci in «Fuori dalle corde»

Boxen mag ich nicht. Boxerfilme können mir aber durchaus gefallen. So auch «Fuori dalle corde», der Schweizer Beitrag im Internationalen Wettbewerb des Filmfestivals Locarno von 2007. Der Film über einen Boxer, der in die düstere Welt des illegalen Kampfsports hineinrutscht, ist irgendwie eine Mischung zwischen «Rocky» und «Bloodsport».

Michele (Michele Venitucci), ein junger Boxer aus Italien, wird für eine viel versprechende Karriere nach Hamburg geholt. Alles läuft bestens – bis er nach zweifelhaftem Entscheid der Punkterichter einen Kampf und somit auch seinen Vertrag verliert. Er kehrt niedergeschlagen nach Triest zurück und hängt die Boxhandschuhe an den Nagel. Die Wohnung teilt er sich mit seiner älteren Schwester Anna (Maya Sansa), die bei einem Fischverarbeiter arbeitet.

Anna kann die Entscheidung ihres Bruders nicht akzeptieren: Nach dem frühen Tod ihrer Eltern hat sie sich für Michele aufgeopfert, ja sogar verschuldet. Sein Entschluss, den Ring zu verlassen, ist für sie eine grosse Enttäuschung. Von Anna angetrieben fängt sich Michele wieder, aber trotz aller Anstrengungen und den vagen Versprechungen einiger Agenten gibt es keine neuen Verträge.

Michele hat immer mehr Mühe, die Misserfolge wegzustecken, und nicht zuletzt wegen der desaströsen finanziellen Lage seiner Schwester akzeptiert er den Vorschlag eines dubiosen Managers und nimmt an illegalen Boxkämpfen an der kroatischen Grenze teil. Er betritt eine Welt ohne Spielregeln. Von Wettkampf zu Wettkampf rutscht er tiefer ins kriminelle Boxmilieu. Angewidert möchte er aussteigen und nimmt schliesslich einen letzten Kampf in der Schweiz an, der ihm viel Geld einbringen soll.

Maya Sansa in «Fuori dalle corde»

In manchen Filmen können sich Figuren noch so gegen ihr Schicksal wehren, sie können ihm einfach nicht entrinnen. In «Fuori dalle corde» stürzen sich die beiden Hauptfiguren jedoch mit offenen Augen in ihr Elend. Dies ist zwischendurch beinahe so qualvoll mit anzusehen wie die Boxkämpfe. Dennoch gelingt es Regisseur Fulvio Bernasconi, eine fesselnde Stimmung aufzubauen. In der düsteren Inszenierung kann man den Dreck und Schweiss, das Blut und nicht zuletzt die Verzweiflung beinahe riechen.

«Fuori di testa» sind die Figuren in Bernasconis Drama – verrückt. Neben den emotionalen Bildern vertraut die simpel konstruierte Handlung dann auch voll auf die intensiven Hauptdarsteller. Ein wenig wie Lady Macbeth treibt die Schwester ihren Bruder dazu, böser zu sein und entfremdet sich dadurch von ihm. Schliesslich muss sie sich nicht Blut von ihren Händen waschen, sondern den Gestank der Fische. Das Blut bleibt an Micheles Händen kleben. Am Filmfestival Locarno durfte Hauptdarsteller Michele Venitucci für seine Leistung den Leoparden für den besten Darsteller entgegen nehmen.

Bild- und Tonqualität der DVD sind gut. Bonusmaterial ist nicht enthalten.

Bewertung: 4 Sterne
Bild-/Tonqualität: 5 Sterne
Bonusmaterial:
0 Sterne

(Bilder: ©Frenetic Films)

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