ZFF 09: «À l’ouest de Pluton»

«À l'ouest de Pluton»

Pluton est une planète. Personne qui peut changer ça.

Filme sollen Emotionen erzeugen. Das gelingt Henry Bernadet und Myriam Verreault mit ihrem einfachen Regiedebüt «À l’ouest de Pluton» wunderbar. In ihrem bisweilen heiteren Drama, das am 5. Zurich Film Festival im Internationalen Spielfilmwettbewerb zu sehen ist, beobachten sie eine Gruppe von Jugendlichen in einem Retortenquartier von Québec. Zwischen Orientierungslosigkeit und Ausgelassenheit erkunden sie in einer Nacht die abgeschiedene Welt, während irgendwo eine Raumsonde für die Mission New Horizons auf die Reise zum Pluto vorbereitet wird.

Was bewegt die 17-jährigen Schüler in Québec? Vermutlich die gleichen Probleme wie sie Teenager sonstwo auf der Erde haben. Zu Beginn von «À l’ouest de Pluton» halten die Hauptfiguren einen Vortrag über ihre Leidenschaften. Ein Mädchen berichtet über Kinder, ein anderes schwärmt von Ben Affleck (weil ihr ein anderes schon Matt Damon geklaut hat), ein Junge zeigt sich begeistert von Erdnussbutter, einer erklärt, dass er Musik macht, und zuletzt erzählt noch einer vom Planeten Pluto, der plötzlich kein Planet mehr sein soll.

Nach der Schule ist vor der Schule. In dieser Nacht feiern sie aber zuerst ein Party, die ein wenig ausser Kontrolle gerät und damit endet, dass eine Gruppe mit dem Familienporträt abhaut. Sie ziehen durch die Nacht und stellen leicht angetrunken und angekifft allen möglichen Unfug an. Derweil kommt der älter Bruder des Mädchens nach Hause, bei der die Party stattgefunden hat. Er ist mächtig verärgert über den Diebstahl und zieht los, um die Schuldigen zu finden und bestrafen.

«À l'ouest de Pluton»

Die Veränderung der Klassifikation von Pluto kann als ein Symbol für die Veränderungen im Leben der Jugendlichen verstanden werden, die sie zwar nicht bewusst wahrnehmen, aber dennoch unweigerlich stattfinden. Wie Dokumentarfilmer zeigen Henry Bernadet und Myriam Verreault einzelne Szenen aus dem Alltag der Jugendlichen und verdichten sie allmählich zu einer Geschichte. Zunächst diskutieren zwei Mädchen noch heftig über die wirtschaftlichen und kulturellen Folgen einer Unabhängigkeit von Québec, während sich zwei Jungs fleissig Namen für ihre Band ausdenken. In der Nacht dreht sich dann aber fast alles um das andere Geschlecht.

Die Stimmung ist zwar meist heiter bis beschaulich, doch die Filmemacher sparen auch unbequeme Momente nicht aus. Formal sieht der auf Video gedrehte Film «À l’ouest de Pluton» ziemlich ähnlich wie «Fucking Åmål» aus. Dazu trägt natürlich auch bei, dass hauptsächlich nachts gedreht wurde. So ähnelt das schwedische Åmål der Vorstadtsiedlung von Québec, und ein Unterschied beim Verhalten der Teenager gibt es sowieso nicht wirklich. Westlich von Pluto sind die Differenzen gering. Die Bildqualität ist nicht gerade berauschend, trägt dafür aber auch ein wenig zum dokumentarischen Eindruck bei.

Erwähnen möchte ich hier noch den Hund, der aus einem Baum Kleinholz macht. Eine Besonderheit des Films ist aber auch die Sprache. In Québec wird zwar Französisch gesprochen, aber mit einem so eigenartigen Akzent, dass es sich zwischendurch wie Chinesisch anhört, le français québécois. Da hat fernab der Heimat der Sprache eine ordentliche Lautverschiebung stattgefunden. Dazu ein Ausschnitt aus «À l’ouest de Pluton»:

Fazit: «À l’ouest de Pluton» ist ein einfühlsam beobachtendes Drama, das die globalisierte Einsamkeit der westlichen Jugend einfängt.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: ©Vostok Films)

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