«Aliens of the Deep» von James Cameron

James Cameron in «Aliens of the Deep»

It’s like being on the moon.

In wenigen Wochen bringt James Cameron mit «Avatar» seinen ersten Spielfilm seit «Titanic» in die Kinos. Was hat er eigentlich in den 11 Jahren dazwischen getrieben? Er ist abgetaucht. Nicht etwa sprichwörtlich, sondern buchstäblich. Er beteiligte sich an Expeditionen in die Tiefen des Meeres. In «Aliens of the Deep» verbindet er Tiefsee- und Weltraumforschung.

An den Oscar-Verleihungen 1998 hat sich James Cameron zum «König der Welt» erklärte. Sein Epos «Titanic» hatte gerade elf Auszeichnungen erhalten. Anstatt danach eine der geplanten Fortsetzungen der Science-Fiction- und Action-Abenteuer «The Terminator» oder «True Lies» in Angriff zu nehmen, kehrte er der Traumfabrik Hollywood den Rücken. Die Tauchgänge zum versunkenen Luxusdampfer «Titanic» hatten seinen Forscherdrang geweckt.

Die Dokumentarfilme «Expedition: Bismarck» und «Ghosts of the Abyss» führten ihn in der Folge hinunter zu den Schiffwracks der «Bismarck», einem Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, und noch einmal zurück zu den Überresten der «Titanic». Wie begeistert der Produzent und Regisseur von seinem neu entdeckten Hobby als Tiefseetaucher ist, beschreibt er in «Aliens of the Deep» gleich selber: «I’m Jim Cameron and here’s the deal: I love this stuff. Exploration. Real honest-to-God deep ocean exploration. This is way more exciting than any made-up Hollywood special effects.»

«Aliens of the Deep»

Ähnlich wie im seinem Spielfilm «The Abyss» dringen Tiefseetaucher auf den Grund der Ozeane ab, wo sie auf «ausserirdische» Lebensformen stossen. Die Kreaturen in «Aliens of the Deep» sind allerdings gänzlich irdischen Ursprungs. Ziel der Reise waren die vulkanisch aktiven Gebiete entlang des ostpazifischen und des mittelatlantischen Rückens in Tiefen von 870 bis 3500 Metern unter der Meeresoberfläche. Dort strömt aus den heissen Quellen der Tiefseeschlote bis zu 400 Grad Celsius heisses Wasser, daneben ist das Meer eiskalt.

Sonnestrahlen dringen nicht bis in diese Tiefen vor, und der Wasserdruck ist enorm. Eine lebensfeindlichere Umgebung lässt sich nur schwer vorstellen. Trotzdem wimmelt es auch in diesen Gegenden von Ökosystemen, die sich unter widrigsten Umständen zu behaupten wissen, ja geradezu darauf angewiesen sind. Bei den Tauchgängen der russischen und amerikanischen Forschungs-U-Boote tauchen immer wieder weisse Kraken, magisch schwebende Quallen und hässliche Seeteufel vor den Kameras vorbei.

Die Aufmerksamkeit der Forscher richtet sich jedoch vor allem auf die Überlebensstrategien von Bakterien, Mikroben, Bartwürmer, Schlotmuscheln und Tiefseegarnelen. Da die Mikroorganismen nicht die Sonne als Energiequelle verwenden können, sind sie auf die Umwandlung von chemischen Stoffen wie Schwefelwasserstoff in Nahrungsmoleküle angewiesen. Eine solche Anpassung an die Umwelt könnte auch von Leben auf anderen Planeten ermöglichen. Daher beteiligten sich neben Meeresbiologen und Geophysikern auch Astrobiologen und Planetenforscher an Camerons Expedition. Die Erkenntnisse aus der Tiefseeforschung werden nämlich auch auf die Weltaumforschung angewendet.

«Aliens of the Deep»

Da die Astrobiologen keine Proben aus dem Weltall zur Verfügung haben, analysieren sie notgedrungen die Lebewesen aus den Tiefen des Meeres. Zudem entwickeln Weltraumforscher aus den hier gewonnenen Erfahrungen Szenarien für zukünftige Weltraumflüge und benutzen gleichzeitig die Erde als Trainingsgelände. Zusammen mit den Resultaten der bereits erfolgten Missionen der Marssonden «Spirit» und «Opportunity» dienen die Tauchgänge somit als Grundlage für die geplante Erforschung der Jupitermonde Kallisto, Ganymed und Europa und spätere, bemannte Raumflüge.

Wer Lehrreiches über die biologischen Abläufe der Tiefseewelt erfahren möchte, wird in der BBC-Serie «The Blue Planet» besser informiert. «Aliens of the Deep» konzentriert sich dafür mehr auf die Arbeit der Forscher, ihre Reaktionen auf die überwältigenden Eindrücke und die Zusammenhänge der verschiedenen Forschungsgebiete. Daneben werden auch die technischen Herausforderungen dieser Expedition ausführlich betrachtet. Ähnlich faszinierend sind die Dokumentarfilme «Expedition: Bismarck» und «Ghosts of the Abyss».

Bewertung: 5 Sterne
Bild-/Tonqualität: 5 Sterne
Bonusmaterial:
0 Sterne

(Bilder: ©Walt Disney Studios Home Entertainment)

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