«Cinco días sin Nora» von Mariana Chenillo

Fernando Luján in «Cinco días sin Nora»

Dios no existe.

Ein unausweichlicher Bestandteil des Lebens ist der Tod. Was folgt danach? Egal an welchen und ob man überhaupt an Gott glaubt, folgt ziemlich sicher jede Menge Aufregung in der Familie. So schildert das zumindest die Mexikanerin Mariana Chenillo in ihrem Regiedebüt «Cinco días sin Nora». Die schwarze Begräbniskomödie handelt vom Selbstmord einer Jüdin und den Auswirkungen auf ihren atheistischen Ex-Mann und die fromme Familie ihres Sohns.

Nora und José (Fernando Luján) sind seit 20 Jahren geschieden. Sie leben aber immer noch an derselben Strasse in zwei gegenüberliegenden Wohnungen. Nora hat sorgfältig ihren Tod sowie die nachfolgenden Ereignisse geplant und sogar bereits das Leichenmahl vorbereitet. Aufgefunden wird die Leiche von José der gleich einmal den befreundeten Arzt ruft. Von dem noch in den Ferien weilenden Sohn Rubén (Ari Brickman) wurde auch schon Rabbi Jacowitz (Max Kerlow) benachrichtigt. Der erklärt José, das Nora wegen einem religiösen Feiertag erst am Sonntag beerdigt werden kann.

Leicht irritiert ist José aber hauptsächlich, weil der Rabbi auch gleich die Chewra Kadischa anschleppt, einer Art Spezialeinheit für Beerdigungen, die sich um die Einhaltung der rituellen Gewohnheiten kümmert. José hat wenig Verständnis für die Vorbereitungen von Nora und sieht sie vor allem als eine späte Rache. So bestellt er einfach einmal einen Sarg in Kreuzform und bietet den jüdischen Geistlichen ein Stück Pizza mit Schinken und Speck an. Richtig aus der Fassung wird José aber erst durch ein mysteriöses Foto gebracht, das er unter dem Bett findet. Darauf ist seine damals noch mit ihm verheiratete Frau in vertrauter Pose mit einem nicht allzu fremden Mann zu sehen.

Fernando Luján in «Cinco días sin Nora»

Leichen sind ein beliebtes Element im Kino. In «The Trouble with Harry» von Alfred Hitchcock musste eine Leiche verschwinden, in «Bis zum Ellenbogen» geht eine Leiche auf Reisen, und in «Death at a Funeral» will eine Leiche nicht im Sarg bleiben. Regisseurin und Drehbuchautorin Mariana Chenillo stellt in «Cinco días sin Nora» aber weniger den toten Körper ins Zentrum, als vielmehr die Personen um sie herum. Der Humor ist dadurch zwar ein wenig zurückhaltender, aber nicht wirklich weniger harmlos. Ohne Scheuklappen entlarvt Chenillo schonungslos aus religiösem Übereifer geborene menschenverachtende Rituale.

Der Humor ist auch sehr bissig, weil viele Emotionen im Spiel sind, wenn in «Cinco días sin Nora» die unterschiedlichen Lager aufeinandertreffen. Die Hauptfigur kümmert sich wenig um die übersensiblen Empfindlichkeiten der übrigen Personen und konfrontiert beispielsweise einen Geistlichen mit seiner Ansicht, dass es bei Religionen ausschliesslich um Manipulation und Geld geht. Schnell wird aber auch klar, dass die Beleidigungen von José durchaus ihre Ursache haben. Doch der Weg zur Vergebung ist manchmal eben steinig.

Während die Hauptfigur meistens nicht besonders Rücksichtsvoll vorgeht, zeigt die Regisseurin viel Feingefühl bei der Inszenierung. Obschon die Handlung fast ausschliesslich in der Wohnung der verstorbenen spielt, finden sie und ihr Kameramann Alberto Anaya genügend Einstellungen, um für Abwechslung zu sorgen. Stilvoll ruht jeweils der Blick auf den Gegenständen und den Figuren in den einzelnen Zimmern. Manchmal ist der Humor auch ganz zärtlich, etwa wenn die Enkeltöchter den Sarg als Vampire benutzen oder ihn zu einem Blumenladen umfunktionieren. Oder wenn die katholische Haushälterin mit dem jungen Rabbiner eine Mahlzeit zubereitet.

Fazit: «Cinco días sin Nora» ist eine einfühlsame und elegante Tragikomödie.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: ©Trigon-Film)

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