«The Ladykillers» von A. Mackendrick (Blu-ray)

Herbert Lom, Alec Guinness, Danny Green, Cecil Parker und Peter Sellers in «The Ladykillers»

I just don’t think we can depend on a screwy old dame like that.

Der Plan war perfekt. Nur das «human element» ist unberechenbarer als erwartet. In der unübertrefflichen Kriminalkomödie «The Ladykillers» mieten sich fünf Verbrecher bei einer alten Dame ein, um ein sicheres Versteck und eine unverdächtige Ablenkung zu haben. Doch die in mehrerer Hinsicht leicht schiefe Seniorin bringt durch ihre Unberechenbarkeit das Konzept ordentlich durcheinander. Der vortreffliche Film von Regisseur Alexander Mackendrick und Drehbuchautor William Rose gilt zurecht als Paradestück der legendären britischen Ealing Studios.

Am Ende einer Sackgasse steht das Haus von Louisa Alexandra Wilberforce (Katie Johnson), das wie die knapp 80-jährige Besitzerin schon bessere Zeiten gesehen hat. Dahinter rumpeln die Güterzüge durch die Gegend. Ein sich als Professor Marcus vorstellender Ganove (Alec Guinness) hat das Haus als Zentrale für seinen nächsten Überfall und die niedliche Bewohnerin als unwissende Komplizin ausgesucht. Seine Partner Claude (Cecil Parker), Louis (Herbert Lom), Harry (Peter Sellers) und One-Round (Danny Green) sind zwar nicht wirklich von der Verlässlichkeit der «lop-sided old grandma» überzeugt, in einer demokratischen Abstimmung wird das Vorgehen aber doch abgesegnet.

Indem sie mit Instrumenten ins Haus kommen und ab Schallplatte das Menuett op. 13 Nr. 5 von  Luigi Boccherini vorspielen, täuschen sie Mrs. Wilberforce vor, ganz anständige Personen zu sein. Nach dem Raubüberfall eines Geldtransporter verstecken sie den Koffer mit den Geldkisten in der Gepäckabholung des Bahnhofs King’s Cross und lassen den Koffer von der unverdächtigen Mrs. Wilberforce abholen. Alles läuft reibungslos ab, bis die fünf Musiker mit ihren mit Geld gefüllten Instrumentenkästen das Haus verlassen wollen. Da öffnet sich einer davon und Mrs. Wilberforce sieht die Beute. Die alte Schachtel muss beseitigt werden. Einfacher gesagt als getan.

Katie Johnson in «The Ladykillers»

«The Ladykillers» ist zweifellos die schwarze Komödie, an der sich alle anderen schwarzen Komödien messen lassen müssen. Der Film besticht durch die clevere Inszenierung und ihre elegante Kameraarbeit, vorzüglich verkörperte Figuren und ganz besonders eine völlig entspannt erzählte Handlung, die nicht wirklich durch die Ereignisse, sondern hauptsächlich durch die Figuren vorangetrieben wird. Grossartig ist die Szene, in der die fünf Verbrecher alle möglichen Methoden der Überzeugung anwenden, von Argumentation über Verniedlichung («Nobody would want the money back.») und Mitleid bis hin zu Einschüchterung, um Mrs. Wilberforce davon abzubringen, zur Polizei zu gehen.

Köstlich sind auch die Dialoge, die auf nonchalante Art das Dilemma der Kriminellen zum Ausdruck bringen. Als Mrs. Wilberforce auf die Argumente der Räuber nicht eingeht, wird Harry von Louis angewiesen, die alte Dame ins Auto zu bringen. Da läutet es an der Tür und eine weitere alte Dame steht in der Wohnung. Als schliesslich die Gruppe von immer mehr schwatzhaften Besucherinnen umzingelt werden, bemerkt Harry nur noch sarkastisch: «What do you think we should do? Charter a bus?» Schliesslich müssen die verzweifelten Halunken feststellen: «No good plan would include Mrs. Wilberforce.» Eine gute Komödie aber auf jeden Fall.

Alec Guinness in «The Ladykillers»

Wenn endlich auch solche Klassiker auf Blu-ray-Disc erscheinen, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass sich die Technologie langsam durchsetzt. Als Vorführbeispiel taugt dieser Film nämlich nicht wirklich. Das liegt weniger an der Bearbeitung, die äusserst sorgfältig ausgeführt wurde, sondern vielmehr am Ausgangsmaterial, das den Restauratoren ordentlich Mühe bereitet. Auf der Code-1-DVD von Anchor Bay von 2002 sind die Farben viel zu dunkel, so dass die Ausstrahlung zwar ein wenig wärmer ist, die Gesichter aber verschmutzt aussehen. Von dieser DVD stammen die beiden ersten hier verwendeten Bilder, die ich aber deutlich aufgehellt habe.

Einen Eindruck von der vorzüglichen Bildqualität der Blu-ray-Disc aus der StudioCanal Collection bietet das unbearbeitete dritte Foto. Auf DVDBeaver sind noch einige weitere Gegenüberstellungen zu finden. Die Nahaufnahmen von Gegenständen sind ausserordentlich scharf und sauber und sehen nicht so aus, als ob der Film schon über 50 Jahre alt ist. Den teilweise etwas zu stark ausgebleichten und etwas matten Gesichtern und Totalen ist allerdings anzusehen, dass die Möglichkeiten der Restaurierung beschränkt sind, bzw. dass dieser Film nie in ganz tadelloser Qualität erstrahlen kann.

Das Bonusmaterial besteht aus einem sehr informativen, untertitelten Audiokommentar von Kritiker, Filmhistoriker und Mackendrick-Experte Philip Kemp, der 49-minütigen Dokumentation «Forever Ealing» von 2002 über die Geschichte und Wiederbelebung der Studios, in der neben Zeitzeugen auch Martin Scorsese, Terry Gilliam und Richard Attenborough zu Wort kommen, Interviews mit Allan Scott (10 Minuten), Drehbuchautor Ronald Harwood (7 Minuten), der mit Mackendrick an «A High Wind in Jamaica» zusammengearbeitet hat, und Terence Davis (13 Minuten), der von Mackendrick für ein Semester unterrichtet wurde, sowie einer Einführung durch Terry Gilliam (3 Minuten) und einem Vergleich der unrestaurierten und restaurierten Fassungen (6 Minuten).

Bewertung: 6 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
4 Sterne

(Bilder: © Arthaus)

Ein Kommentar to “«The Ladykillers» von A. Mackendrick (Blu-ray)”

  1. BesteSerien says:

    wurde auch zeit das es davon ne bluray gibt 🙂

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