«1408» von Mikael Håfström (Blu-ray)

John Cusack in «1408»

It’s an evil fucking room.

In den letzten Jahren haben die Horror-Produzenten aus Hollywood fast ganz auf Torture Porn gesetzt, einer brutalen Untergattung des Splatter-Films. 2007 bewies der Schwede Mikael Håfström mit «1408», dass der gute alte, fast unblutige Horrorfilm mit psychologischem Schrecken noch lange nicht gestorben ist. An die der Spitze der US-Charts konnte sich die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Stephen King zwar nie setzen, hat aber das Budget alleine in Nordamerika beinahe dreifach eingespielt.

Der Schriftsteller Mike Enslin (John Cusack, «High Fidelity», «2012») schreibt Reiseführer über Hotels und kleine Gasthäuser, in denen es spuken soll. Dabei glaubt er weder an Paranormales noch an Gott. Eines Tages erhält er eine Postkarte vom Dolphin Hotel in Manhattan mit dem simplen Vermerk «Don’t enter 1408». Der Skeptiker ist verlockt. Trotz den eindringlichen Warnungen des Managers (Samuel L. Jackson, «Unbreakable») lässt sich Enslin nicht davon abbringen, die Nacht im Zimmer zu verbringen, in dem schon über 50 Personen gestorben sind.

Bald schon muss Enslin aber feststellen, dass mit dem Zimmer wirklich etwas nicht in Ordnung ist. Der Radiowecker stellt von selber ein, beginnt plötzlich einen 60-minütigen Countdown, der Fernseher spinnt, eine Wand beginnt zu bluten und auch der Temperaturregler funktioniert nicht. Als dann auch noch sein Vater und seine verstorbene Tochter in den Räumen auftauchen, beginnt Enslin an seiner Wahrnehmung zu zweifeln. Oder ist alles nur ein böser Traum?

John Cusack in «1408»

«1408» bietet viel schaurige Spannung und einige hübsche Schreckmomente. An «The Shining» – diesem Vergleich muss sich fast jede Stephen-King-Verfilmung stellen – kommt «1408» aber schon rein atmosphärisch nicht heran. Das liegt vielleicht jedoch daran, dass das abgeschiedene Hotel in den Bergen trotz endlosen Gängen eine viel klaustrophobischeres Gefühl auslöst als das Hotelzimmer in Manhattan. Regisseur Mikael Håfström setzt in «1408» auch mehr auf wirkungsvoll Hühnerhaut erzeugende Gruselmomente, wie etwa eine lebende Leiche im Lüftungsschacht.

Noch grösser ist der Unterschied hinsichtlich der Besetzung. John Cusack ist einfach nicht Jack Nicholson. Das soll er aber auch gar nicht sein. Dazu sind die Rollen zu gegensätzlich ausgerichtet. Beide spielen zwar Schriftsteller, aber die Figur von Cusack hat das Familiendrama bereits hinter sich und ist dadurch zum Zyniker geworden, den das Unterbewusstsein einholt. Der ewige Romantiker ist wie geschaffen für diese Rolle. Durch sein Zweifeln an der Wirklichkeit der Halluzinationen sorgt er zwischendurch für befreiende Lacher. «1408» ist somit ein klassischer Horrorfilm, der durch geschickte Montage und Toneffekte das Fürchten lernt.

Auf der Blu-Ray-Disc wird die Wirkung des Horrors durch die vorzügliche Abmischung in DTS-HD Master AUdio 5.1 verstärkt. Die Bildqualität ist tadellos, taucht aber ein wenig stark in Gelbtöne ab. Das ist aber womöglich von den Filmemachern beabsichtigt. Die Blu-ray-Disc bietet zwei Fassungen des Films. Der «Director’s Cut» enthält einige zusätzliche Szenen (9 Minuten), blutigere Momente und ein völlig anderes, konsequenteres Ende. Dafür ist das Ende der Kinofassung ein wenig unheimlicher und die Tonspur hört sich noch leicht dynamischer an. Wie Håfström auf dem Audiokommentar zusammen mit den Drehbuchautoren Scott Alexander und Larry Karaszewski erklärt, handelt es sich beim «Director’s Cut» nicht um seine bevorzugte, sondern lediglich um eine längere Fassung. Fünf erweiterte Szenen (11 Minuten) und einige Beiträge zur Premiere (5 Minuten) und zur Entstehung des Films (22 Minuten) runden das Bonusmaterial ab.

Bewertung: 5 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
5 Sterne

(Bilder: © Senator Home Entertainment GmbH)

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