«Landammann Stauffacher» mit Anne-Marie Blanc

Anne-Marie Blanc in «Landammann Stauffacher»

Aus aktuellem Anlass eine Besprechung von «Landammann Stauffacher». Gestern ist die Schauspielerin Anne-Marie Blanc im Alter von 89 Jahren gestorben. Immer in Erinnerung bleiben wird sie durch ihre Rolle in «Gilberte de Gourgenay». Auch «Landammann Stauffacher» entstand während des Zweiten Weltkriegs und appelliert an den Wehrwillen der Schweiz. Als Tochter von Landammann Stauffacher geht sie im Schatten der wackeren Eidgenossen zwar beinahe unter, dafür aber meldet sie sich im Bonusmaterial der DVD zu Wort.

Als die Schweiz 1941 von feindlichen Mächten umschlossen war, rüstete auch das Schweizer Kino zur Landesverteidigung. Der Wiener Regisseur Leopold Lindtberg schickte «Landammann Stauffacher» an die Front. Unter der Führung des währschaften Schwyzer Politikers (Heinrich Gretler) bereiten sich die Innerschweizer auf den Krieg gegen die Habsburger vor. Die haben einen König gestellt, der von den Eidgenossen nicht anerkannt wird. Nun steht die Schlacht am Morgarten an.

«Landammann Stauffacher»

Der Geschichtsfilm zeigt nicht die Schlacht selber, sondern konzentriert sich auf die gespannten Verhandlungen vor der bewaffneten Auseinandersetzung. Die Abgeordneten des Bundes sind sich nämlich nicht einig, ob sie Friedrich I. wirklich den Krieg erklären sollen. Ist er nicht zu mächtig? Wären die Verluste nicht zu hoch? Doch schliesslich setzt sich Landammann Stauffacher durch, denn wer mit dem Feind verhandelt, hat sich schon unterworfen. Trotz der durch die damalige Situation eingeschränkten Weltanschauung und des dick aufgetragenen Pathos’, kann «Landammann Stauffacher» durch die ehrliche Darstellung und das handfeste Drehbuch überzeugen.

Heinrich Gretler in «Landammann Stauffacher»Obschon sich das packende Drama über Loyalität und Verrat ganz im Sinne der geistigen Landesverteidigung präsentiert, wurde die Produktion mehrmals blockiert. Wie im Bonusmaterial auf der DVD nachzulesen ist, wurde ein vorhergehendes Projekt behindert, weil der Produzent ein Jude war, der die Armee missbrauche, um «seinen rassebedingten Gelüsten nach Vermögensvermehrung zu frönen.» Auch «Landamman Stauffacher» stiess auf Ablehnung. Als sich die Erteilung der Drehbewilligung verzögerte, wandte sich aber der Produzent direkt an General Guisan, der schliesslich die Dreherlaubnis gewährte.

Auf der DVD sind auch noch einige weitere Extras enthalten. Etwas peinlich ist das in einem Wohnzimmer gefilmte Interview von Charles Linsmayer mit Anne-Marie Blanc (12 Minuten), das aber doch einige interessante Details beinhaltet. Nicht ganz so peinlich, aber auch ziemlich bieder ist die Tonbildschau (16 Minuten) über die Schlacht am Morgarten, in der ein Schüler reichlich steif einen Urschweizer über die Ereignisse befragt. Lohnenswert ist dafür ganz bestimmt die Diaschau über den Fotografen Robert Frank (15 Minuten), der als 17-Jähriger für «Landammann Stauffacher» Standfotos schoss.

Nach «Polizist Wäckerli in Gefahr» ist auch die Bildqualität von «Landammann Stauffacher» einwandfrei. Das ist nicht weiter überraschend, schliesslich handelt es sich um einen der «Schweizer Filmklassiker», die für HD Suisse restauriert wurden. Da stellt sich einzig die Frage, wieso diese Filme nicht gleich auch auf Blu-ray-Disc erscheinen? Die Tonspur ist solide.

Film: 4 Sterne
Bildqualität: 6 Sterne
Tonqualität: 4 Sterne
Bonusmaterial:
4 Sterne

(Bilder: ©Praesens-Film AG)

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