«The Cowboys» und «Rio Bravo» (Blu-ray)

Dean Martin, Walter Brennan und John Wayne in «Rio Bravo»

Wer sich gerne Western ansieht, findet auf Blu-ray-Disc bereits ein breites Angebot aus dem Genre. «The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford», «Wyatt Earp», «The Wild Bunch», «Pale Rider» und auch «How the West Was Won» habe ich bereits vorgestellt. 2008 sind auch noch zwei weitere Filme mit Western-Ikone John Wayne auf BD erschienen. Während «Rio Bravo» (1959) noch in der letzten Blütezeit des Genres entstanden ist, stammt «The Cowboys» (1972) aus der Zeit der ersten Spätwestern.

«Rio Bravo» ist von Regisseur Howard Hawks immer wieder als Reaktion auf den Klassiker «High Noon» bezeichnet worden, den er wegen dem ängstlichen, verzweifelt um Hilfe suchenden Sheriff als unecht und lächerlich wahrgenommen habe. Der von Wayne gespielte Sheriff John T. Chance ist daher ein Gegenentwurf zu dem von Gary Cooper verkörperten Sheriff Will Kane. Obschon er sich in einer ähnlichen Situation befindet, lässt er sich nicht einschüchtern.

Nach der Festnahme eines Mörders belagert der Bruder des Täters mit einer Bande von Revolvermännern das Gefängnis. Chance stehen einzig drei zum Teil eher zweifelhafte Figuren zur Seite. Da ist der versoffene Hilfssheriffs Dude (Dean Martin), ein kauziger Alter (Walter Brennan) und ein junger Scharfschütze (Ricky Nelson). Zumindest moralische Untertsützung erhält Chance zudem von der verführerischen Glücksspielerin Feather (Angie Dickinson).

«Rio Bravo» funktioniert einwandfrei als klassischer Western. Da mit Dean Martin und dem damaligen Teen-Idol Ricky Nelson auch zwei Sänger mit von der Partie waren, werden im belagerten Gefängnis noch ein paar Lieder angestimmt («My Rifle, My Pony and Me» und «Get Along Home, Cindy»). Schauspielerisch trumpfen vor allem Martin und der pointiert auftretende Brennan auf.

Auf der BD sind die Dokumentationen «Commemoration: Howard Hawks’ Rio Bravo» (33 Minuten) mit John Carpenter, Walter Hill und Peter Bogdanovich, «Old Tucson: Where the Legends Walked» (8 Minuten) über den Drehort als Touristenattraktion und Filmstudio sowie «The Men Who Made The Movies: Howard Hawks» (55 Minuten), in der Hawks von seiner Karriere berichtet. Der Audiokommentar, auf dem Richard Schickel und John Carpenter in abwechselnden Einspielungen zu hören sind, enthält ziemlich trockene Informationen.

Die Bildqualität der BD ist ausgehend vom Filmmaterial vermutlich als solide, aber nicht gerade als befriedigend zu bezeichnen. Im Gegensatz zu «The Searchers» hat «Rio Bravo» keine blendenden Landschaftsaufnahmen zu bieten. Überhaupt sind Aussenaufnahmen eher selten, die meist düsteren Innenaufnahmen wirken schmutzig, leicht verrauscht und einige Unreinheiten sind auch zu erkennen. Da der Film in 1.85:1 gedreht worden ist, wirkt auch das Format nicht sonderlich beeindruckend. Da bietet der in Panavision (2.35:1) aufgenommene «The Cowboys» ein ganz anderes Erlebnis.

«The Cowboys»

Wayne spielt den Rancher Wil Andersen, dem vor dem Viehtrieb alle Cowboys fortlaufen, um sich am Goldrausch zu beteiligen. Verzweifelt engagiert er elf Knaben, die aber erst einmal ihre Reitkunst unter Beweis stellen müssen. Begleitet werden sie vom schwarzen Koch Jededia (Roscoe Lee Browne), der sich fürsorglich um die Jungen kümmert, die von Andersen erbarmungslos angetrieben werden. Neben den üblichen Komplikationen werden die Viehtreiber auch von einer Gruppe Strauchdieben (unter der Führung von Bruce Dern) verfolgt, die Andersen zurückgewiesen hatte.

Realistisch und unsentimental werden in «The Cowboys» die Strapazen eines Viehtriebs geschildert. Überzeugend sind nicht nur die jungen Darsteller, sondern auch Wayne darf für einmal seine volles Talent als nuancierter Schauspieler ausspielen. Wie ein frischer Wind weht zudem Roscoe Lee Browne in der damals noch eher ungewöhnlichen Figur des eigenständigen schwarzen Kochs durch den Film. Durch die ungeschminkte Darstellung des Cowboy-Alltags wirkt «The Cowboys» auch heute noch frisch.

Auf der BD ist ein am 12. Dezember 2006 aufgenommenes Treffen von den Cowboys, ihrem Regisseur Mark Rydell und Roscoe Lee Browne enthalten (29 Minuten). Browne ist nur wenige Monate später gestorben. Dazu wird im Originaldrehbericht «The Breaking of Boys and the Making of Men» (9 Minuten) die Ausbildung der jungen Darsteller geschildert. Auf dem Audiokommentar berichtet der gegen Ende wortkarge Regisseur auch von den Reaktionen auf den Film, beschreibt aber auch immer wieder die Handlung, als ob vielleicht ein Zuhörer den Film nicht gesehen hat.

Auf der BD ist «The Coybows» vermutlich in der besten möglichen Bildqualität enthalten. Einige Aufnahmen sehen etwas ausgebleicht oder überbelichtet aus, aber ansonsten ist das Material schlicht spektakulär. Die zurückhaltend in farbarmen und erdigen Tönen gefilmten Bilder von der Prärie und auch die Nahaufnahmen sind beeindruckend. Die in Dolby Digital 5.1 abgemischte Tonspur vermag vor allem durch die raumfüllende Musik von John Williams zu entzücken.

«Rio Bravo»: 4 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 3 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 4 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray): 5 Sterne

«The Cowboys»: 5 Sterne
Bildqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
3 Sterne

(Bilder: ©Warner Home Video)

4 Kommentare to “«The Cowboys» und «Rio Bravo» (Blu-ray)”

  1. Andy says:

    Hi Thomas,

    Panavision ist der Kamerhersteller, das Format ist Cinemascope…

    LG Andy

  2. Thomas says:

    Ich widerspreche natürlich ungern einem Vorführprofi, aber so wie ich jetzt gelesen habe, gilt die Bezeichnung «filmed in Panavision» für Filme, die anamorph gedreht wurden, also auch für «The Cowboys». Ich vermute jetzt einmal, dass diese Formulierung auch im Vorspann des Films zu finden ist (und ich sie von dort übernommen habe). Bei Panavision selber lässt sich zudem folgende Erklärung finden: «Thus the phrase has become synonymous with anamorphic photography, appearing on over one thousand films.»

  3. Andy says:

    Aber anamorph sind noch andere Formate, wie zB 2,55:1, wenn auch exotisch. Anamorph heißt ja nichts anderes als dass das Format auf dem Film nicht dem der Leinwand entspricht. Dass filmed in Panavision synonym für SC verwendet wird, mag für den englischen Sprachraum zutreffen, hier ist es nicht gebräuchlich. Als ich am Anfang meiner Vorführkarriere meinen Vorgesetzten (25 Jahre als Vorführer) fragte was denn nun Panavision sei habe ich nur Kopfschütteln geerntet.

  4. Thomas says:

    Dann führe ich die Formulierung halt hiermit in den deutschen Sprachraum ein. Sie sagt ja sehr präzise aus, was damit gemeint ist.

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