«The River» von Jean Renoir

«The River»

Schon lange bevor Wes Anderson («The Darjeeling Limtited») und Danny Boyle («Slumdog Millionaire») den exotischen Reizen von Indien verfallen sind, liessen sich andere westliche Regisseure in den Osten locken. Schon 1951 drehte der französische Regiemeister Jean Renoir im indischen Bundesstaat Westbengalen das berührende Drama «The River». Darin vergleicht er das Leben mit einem Fluss, der wie der Ganges manchmal still und träge, dann wieder wild und unberechenbar vor sich hinfliesst.

Am Ufer des heiligen Flusses sorgt die Ankunft eines amerikanischen Kriegsveteranen für Wirbel in zwei benachbarten Kolonial-Haushalten. Gleich drei, zum Teil sehr junge Frauen schwärmen für den introvertierten Rotschopf. Im Zentrum steht die Tochter eines britischen Geschäftsmannes, die als Erzählerin durch den Film führt, «an ugly duckling determined to be a swan.» Sie ist eigentlich noch viel zu jung für Liebeleien, betrachtet aber neidisch und unglücklich die Betörungsversuche der beiden schon ein wenig älteren Mädchen.

Adrienne Corri in «The River»In diesem Liebeswirrwar geraten nicht nur die Gefühle, sondern auch die Kulturen durcheinander. Das eine Mädchen ist nämlich die Tochter eines Briten mit einer Inderin. Nach dem Tod der Mutter ist der Vater darauf bedacht, die kastenlose Tochter eine stangesgemässe Ehe mit einem Inder zu ermöglichen. Ein weiteres Thema, das bei Renoir immer wieder auftaucht, ist der Schrecken des Kriegs. Der amerikanische Offizier verlor nämlich ein Bein und ist wegen seiner Versehrtheit aus den USA geflüchtet, wo er sich nicht mehr als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft akzeptiert gefühlt hat.

Renoir verknüpft diese Elemente zu einer betörenden Mischung aus poetischer Fabel und schillerndem Melodrama, die vor der indischen Kulisse in Technicolor besonders reizvoll wirkt. Für die DVD wurde die für The Criterion Collection restaurierte Fassung verwendet, der man das Alter zwar ansieht, die aber die prächtigen Farben dennoch wunderbar erstrahlen lässt. Als Bonus ist die 53-minütige Dokumentation «Blessures» enthalten, in der der französische Filmwissenschaftler Jean Collet über den Film spricht.

Film: 5 Sterne
Bildqualität: 5 Sterne
Tonqualität: 4 Sterne
Bonusmaterial:
3 Sterne

(Bilder: ©Kinowelt)

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