«Babylon A.D.» von Mathieu Kassovitz

Michelle Yeoh, Mélanie Thierry und Vin Diesel in «Babylon A.D.»

Die Welt ist einem stetigen Wandel unterworfen. Wie wird sie in 30 bis 40 Jahren aussehen? Eine mögliche Variante hat Maurice Dantec im Roman «Babylon Babies» entworfen. Der französische Regisseur und Schauspieler Mathieu Kassovitz hat die Geschichte unter dem Titel «Babylon A.D.» verfilmt. Das Resultat ist ein trashiger Science-Fiction-Thriller mit rauem Charme und einigen reizvollen Einfällen.

In einem dreckigen, zerbombten Ort in New Serbia fristet der schwerbewaffnete Toorop (Vin Diesel) sein Dasein. Da wird er vom reichen Machthaber Gorsky (Gérard Depardieu), der sich in Panzern herumfahren lässt, für einen verlockenden Auftrag angeheuert. Toorop soll ein Mädchen (Mélanie Thierry) nach New York transportieren. Dafür erhält der in den USA als Terrorist gesuchte Ex-Söldner eine neue Identität. Eine resolute Nonne (Michelle Yeoh) begleitet das geheimnisvolle Mädchen.

Vin Diesel und Mélanie Thierry in «Babylon A.D.»

Die 600 Seiten dicke Vorlage hat auf eine vernünftige Länge gekürzt werden müssen. Daher sind gemäss Kassovitz «auf Anhieb bestimmte Dinge im Papierkorb gelandet.» Da bin ich beinahe schon froh, dass ich den Roman nicht kenne, denn die Kinoversion der Geschichte ist zwischendurch sehr löchrig oder wie die Hauptfigur einmal erwähnt: «Something is not making sense.» Ziemlich viele Elemente der Handlung machen wenig Sinn.

Richtung Osten beginnt die gefährliche Reise, aber wie kompliziert die Reise durch kriegsversehrtes Territorium tatsächlich ist, wird nie ganz erklärt. Stattdessen gibt es hier eine Explosion, dort eine kurze Schlägerei. Schon sind die Protagonisten an einer weiteren Destination angelangt. Besonders haarsträubend ist in dieser Hinsicht die Fahrt durch ein demilitarisiertes Alaska, wo zwei Drohnen ausser Gefecht gesetzt werden müssen. Die Formalitäten der anschliessenden Einreise in die USA werden nicht geschildert.

Wirklich schlüssig ist der Film nie. Da ist es kein Wunder, dass Kassovitz ihn als «Guerilla-Film» bezeichnet. Das Budget wird mit 60 Millionen Dollar angegeben. Wenn der Film in Hollywood produziert worden wäre, hätte er mindestens doppelt so viel gekostet. Das aus dieser Sicht geringe Budget ist dem Film dann auch anzusehen. Die schmutzige Ästhetik fügt sich wenigstens nahtlos in die düstere Zukunftsvision.

Kassovitz und sein Kameramann Thierry Arbogast («The Fifth Element») machen aus der Not eine Tugend und fügen die teilweise wackligen Einstellungen rasant aneinander. Dadurch kommen die Kampfszenen nicht wirklich zur Entfaltung. Dennoch enthält der Film aber eben auch zahlreiche gelungene Einfälle, wie etwa der Fahrt eines Zuges an einem zerstörten Atomkraftwerk vorbei, das von einem Getränkegigant gesponsorte Flugzeug, die Nachrichten von Google oder sonstige technische Details. Das Resultat ist zwar nicht konsistent, aber immerhin ganz vergnüglich.

Fazit: «Babylon A.D.» ist eine trotz zahlreichen Mängeln durchaus vergnügliche Mischung aus Science-Fiction und Action-Thriller.

Bewertung: 4 Sterne

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