NIFFF-Perle: «Sukiyaki Western Django» von Miike

«Sukiyaki Western Django»

No doubt about it who’s gonna be left standing. Best not get any ideas about playing Yojimbo.

Nach dem Spaghetti-Western steht nun auch der Sukiyaki-Western auf der filmischen Speisekarte. Die japanische Speise Sukiyaki besteht aus Rindfleisch, Tofu, Nudeln und Gemüse. Der Western «Sukiyaki Western Django» von Regisseur Takashi Miike («Audition») besteht aus Leone, Corbucci, Kurosawa und Shakespeare. Ein nicht gerade leicht verdauliches, aber doch bekömmliches Gericht.

Wie der Titel schon vermuten lässt, stehen sich im Film von Takashi Miike zwei konkurrenzierende Gruppen gegenüber, die durch einen einsamen Rächer gegeneinander ausgespielt werden. Nach der Entdeckung einer Goldader wird ein kleines Dorf von dem weissen Genji-Clan und dem roten Heike-Clan terrorisiert. Eines Tages kommt ein Reiter ins Dorf – ohne Namen, mit dunkler Vergangenheit und einem lockeren Finger am Abzug.

Miike zitiert von «Last Man Standing» über dessen Vorlage «Yojimbo» alle möglichen Spaghetti- und Samurai-Western. Sergio Leone («Per un pugno di dollari») und Sergio Corbucci («Django») wird natürlich ebenso gehuldigt wie Kurosawa. In all den erwähnten Filmen wird ja im Grunde die gleiche Geschichte erzählt. Miike hat nun noch seine eigenen Zutaten beigemischt und setzt die Geschichte visuell meist sehr reizvoll in einer stark japanisch wirkenden Western-Stadt um.

Die Verweise auf die Vorbilder sind so vielzählig, dass wohl nur sehr sattelfeste Genre-Kenner alle erkennen. So wird ein Cowboy durch ein von einem Dach fallendes Kreuz aufgespiesst, auf dem der Name Mercedes Zaro steht. Bei dieser Dame handelt es sich um die Gattin von Corbuccis Django. Eine einfachere Zuordnung erlauben etwa die Metallweste eines Anführers oder ein mitgeschleppter Sarg. Zu all diesen Anspielungen kommen auch noch Zitate aus «Henry VI» und vermutlich anderen Werken von Shakespeare hinzu.

«Sukiyaki Western Django»

Miike möchte mehr bieten als blosse Parodie oder Hommage. So ist ein keinesfalls reibungsloses, sondern vielmehr leicht sperriges Werk entstanden. Das fängt mit dem sehr billig wirkenden Auftakt in der künstlichen Kulisse an und hört bestimmt nicht bei den mühsam konstruierten Familien- und sonstigen Beziehungen auf. Miike kostet zudem einige Szenen länger als erforderlich aus. Für Western-Fans aller Richtungen ist diese Interpretation des Genres aber trotzdem vorbehaltlos zu empfehlen.

Ein Gastauftritt in der Pappkulisse (mit sichtbaren Fäden an der untergehenden Sonne) geniesst Quentin Tarantino, der den Samurai-Filmen in «Kill Bill» seine Referenz erwiesen hat. So schliesst sich vermutlich ein Kreis. Vielleicht dreht sich aber auch nur die Spirale immer schneller. Nachdem sich Hollywood bei den Japanern bedient hat und die Italiener ihre eigenen Auslegungen abgeliefert haben, setzt Miike alles zu einem keineswegs humorlosen, aber doch eher ernsthaften Pastiche zusammen.

«Sukiyaki Western Django» ist eine durchwegs geniessbare Zubereitung des postmodernen Westerns, die eigentlich für eine Veröffentlichung auf Blu-ray-Disc prädestiniert ist. Vorläufig ist der Film allerdings nur auf DVD verfügbar. Die DVD bietet gutes Bild und einen sehr gut abgemischten Ton. Bonusmaterial findet sich hingegen nicht.

Bewertung: 4 Sterne
Bildqualität: 5 Sterne
Tonqualität: 6 Sterne
Bonusmaterial:
0 Sterne

(Bilder: ©Universum Film)

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