«High Fidelity» von Stephen Frears

John Cusack in «High Fidelity»

What fucking Ian guy?!

Es gibt einen Plattenverkäufer, der alle Musik in- und auswendig kennt, aber nichts von ihr gelernt hat. Kein Wunder gehen alle seine Beziehungen in die Brüche. Daraus ergibt sich eine heitere, sehr schonungslose Komödie, nicht nur für Musikhändler. Einfach unwiderstehlich.

«Höre ich mir Pop-Songs an, weil es mir miserabel geht, oder geht es mir miserabel, weil ich mir Pop-Songs anhöre?» Diese Frage quält Rob (John Cusack). Sie betrifft nicht nur seinen Beruf als Besitzer eines Plattengeschäfts, sondern vor allem auch sein Privatleben. Soeben hat ihn Laura (Iben Hjejle, «The Boss of it All») sitzen lassen, doch unter seine fünf schmerzvollsten Trennungen reicht es ihr nicht. Behauptet er zumindest.

Um herauszufinden, woran es liegt, dass keine seiner Beziehungen bis ans Lebensende dauert, beginnt Rob Nachforschungen über diese fünf grausamen Freundinnen zu betreiben. Seine «Schulfreundin» ist bereits verheiratet und seine Freundin von der High School muss ihn darauf aufmerksam machen, dass sie von ihm verlassen wurde – und nicht umgekehrt. Langsam beginnt Rob ein Licht zu dämmern.

Sara Gilbert, Todd Louiso und John Cusack in «High Fidelity»

Unweigerlich muss sich der Top-Five-Listenbauer eingestehen, dass Laura es locker auf den fünften Platz seiner Liste schafft, möglicherweise sogar noch viel weiter nach vorne (vorbei auch an Catherine Zeta-Jones und Lili Taylor). Vielleicht kann er Laura mit ein wenig Geschick noch einmal zurück erobern. Auf die Hilfe seiner beiden Angestellten Dick (Todd Louiso) und Barry (Jack Black) kann er dabei allerdings nicht zählen.

Wenn Liebe nur so einfach wäre, wie in all diesen Pop-Songs! Einen Moment… da wird doch immer nur über gebrochene Herzen und untreue Partner geklagt? Genau darum geht es bei diesem Film, der in erster Linie eine umwerfende Komödie ist. Regisseur Stephen Frears steht dabei am Mischpult der Gefühle, an dem er alle möglichen Musikrichtungen durcheinander auflegt. Meisterhaft ist dabei, wie er das Tempo variiert und die Handlung gelegentlich nach einem Crescendo einfach so in der Luft hängen lässt. Wunderbar verschachtelt seziert er zwischen Vergangenheit und Gegenwart die Gefühle von Rob.

John Cusack in «High Fidelity»

Vorzüglich ist auch das auf den Roman von Nick Hornby basierende Drehbuch, in dem die Hauptfigur sehr zynisch seine Unfähigkeit im Beziehungsleben kommentiert. Die Verweise auf die Popkultur reichen teilweise tief in die Vergangenheit zurück, etwa wenn Rob vor dem legendären Kino Biograph vorbeiläuft und bemerkt: «John Dillinger was shot dead behind that theater in a hail of FBI gunfire. Do you know who tipped him off? His fucking girlfriend! He just wanted to go to the movies.» Weitere Kommentare bietet der auserlesene Soundtrack. Wenn Bob Dylan singt «Most of the time, I can keep both feet on the ground» bezieht sich das direkt auf das Geschehen auf der Leinwand.

Die treibende Kraft hinter der Produktion war Hauptdarsteller John Cusack, der sich nicht nur an der Finanzierung beteiligte, sondern auch am Drehbuch mitarbeitete. Im Film ist ihm diese Begeisterung für das Projekt auch anzusehen. In den primären Nebenrollen brillieren (damals) meist unbekanntere Darsteller, und für die kleinen Nebenrollen liessen sich dann sogar noch einige Stars einspannen, deren Auftritte allesamt sehenswert sind. «High Fidelity» hat ganz klar einen Platz auf der Liste der fünf besten Filme von 2000 verdient.

Auf der DVD sind einige lohnenswerte entfallene Szenen enthalten. Zudem sprechen John Cusack und Stephen Frears über die Entstehung des Films und die umstrittene Entscheidung, die Handlung von London nach Chicago zu verlegen.

Bewertung: 6 Sterne
Bild-/Tonqualität: 5 Sterne
Bonusmaterial:
4 Sterne

(Bilder: ©Disney)

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