NIFFF 09: «La barbe bleue» von Catherine Breillat

«La barbe bleue» von Catherine Breillat

Ab und zu muss ich einen Film einfach mit null Sternen bewerten. Das reinigt die Seele und sorgt für ein besseres Gleichgewicht. Oftmals lassen sich Kandidaten für die niedrigste Bewertung an Filmfestivals finden. Am NIFFF 09 erhält «La barbe bleue» von Catherine Breillat diese Ehrung. Die Märchenadaptation ist so träge und vermeintlich bedeutend inszeniert, dass sie als Ausgleich bestimmt von einer Jury mit einem Preis bedacht wird.

In der Fernsehproduktion «La barbe bleue» erzählt Catherine Breillat das Märchen von Blaubart aus der Perspektive eines jungen Mädchens. Marie-Catherine (Daphné Baiwir) und ihre rebellische kleine Schwester Anne (Lola Créton) werden nach dem Tod ihres Vaters aus der Klosterschule verwiesen. Die Mutter ist verzweifelt, denn ohne Mitgift wird sie für ihre Töchter nie einen Mann finden. Da macht der berüchtigte, aber auch begüterte Baron Blaubart (Dominique Thomas) ein Angebot, dass Anne nicht ausschlagen will.

Bis Anne endlich in das Schloss von Blaubart zieht ist der halbe Film längst vorbei. Zuvor werden die Träume der Mädchen und ihre Enttäuschung und Wut über den Tod des Vaters verhandelt, der sie mittellos zurücklässt. Das eigentliche Märchen mit dem Test der Treue von Anne wird in den letzten paar Minuten im Schnelldurchgang angespult. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn zumindest der übrige Film ausreichend Stoff für Gedanken bieten würde. Macht er aber nicht wirklich.

Zusätzlich behindert wird der Film durch eine ätzende Rahmenhandlung. Zwei junge Mädchen lesen im Dachstock eines Hauses das Märchen und diskutieren über die Handlung. Eigentlich ein reizvoller Ansatz. Aber diese beiden Gören sind so nervig und untalentiert, dass das Schicksal des älteren Mädchens eine eigentliche Erlösung darstellt – leider erst ganz am Schluss des Films. Die Gespräche sind zudem wenig befruchtend.

Auch die Machart bietet keine Sättigung. Die Einstellungen sind langweilig und selten ästhetisch. Zwischendurch scheint der Kameramann den Durchblick völlig verloren zu haben. Die Aufnahmen von einem Tanz vor dem Schloss von Blaubart bilden vermutlich so ziemlich die miserabelste Szene, die ich in der letzten Zeit im Kino beobachtet habe. Filmkunst ist hier ganz bestimmt nicht entstanden.

Fazit: «La barbe bleue» ist eine zutiefst biedere, vollkommen überflüssige Umsetzung des Märchens von Charles Perrault.

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2 Kommentare to “NIFFF 09: «La barbe bleue» von Catherine Breillat”

  1. lilli says:

    Also ich finde die Ästhetik des Films großartig. Da die Ausstattung eher historisch anmutet, bildet die einfachste Digitaltechnik, mit der da gedreht wurde, einen in meinen Augen wirkungsvollen Kontrast. Denn man denkt, trotz der Kostüme, das ist ein Film der heute spielt und heute entstanden ist, nebenan im Stadtpark gedreht. Die Mädchen auf dem Dachboden sind JETZT dort und lesen aufgeregt und sich schaudernd das Blaubart-Märchen. Sie gruseln sich wohlig, das Ganze ist nicht gespielt sondern improvisiert. Sehr gelungen improvisiert, also ich fand sie überzeugend.
    Eine gelungenes Märchen, das die Frau nicht als bloßes Opfer eines Monsters zeigt, sondern als jemand, der sich für das Risiko entscheidet.
    Offensichtlich kein Männerfilm. Schade.

  2. na, da bin ich nun aber gespannt – der Film läuft ja noch einmal. Allerdings: wenn man die Geschlechterkeule auspacken muss, macht mich das eher misstrauisch als dass es mich überzeugt.

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