Locarno 08: «Son of Rambow» von Garth Jennings

Bill Milner in «Son of Rambow»

[Erschienen am 13. August 2008, 11.40] Ein Anwärter auf den Publikumspreis des Filmfestivals Locarno ist die britische Komödie «Son of Rambow». Liebevoll und wunderbar schräg erzählt sie von zwei ungleichen Knaben, die ein ungewöhnliches Projekt verwirklichen und dabei zu Freunden werden. Die Geschichte ist ungemein erfrischend, einfühlsam und vor allem witzig.

Will Proudfoot (Bill Milner) ist ein braver Junge mit blühender Fantasie. Weil seine Mutter frommes Mitglied der strikten Plymouth Brethren ist, darf er sogar in der Schule kein Fernsehen schauen. Wenn der Lehrer einen Dokumentarfilm zeigt, muss er dann jeweils im Gang warten. Dort landet häufig auch Lee Carter (Will Poulter), der Schrecken der Lehrer. Wenn er vor die Türe gestellt wird, jubelt der Rest der Klasse.

Lee Carter spannt Will für ein spezielles Projekt ein. Er hat im Kino «First Blood» aufgenommen und möchte jetzt die Handlung für einen Wettbewerb für Nachwuchsfilmer nachspielen. Will ist begeistert von der Idee, obschon seine Mutter niemals davon erfahren darf. Mit ungebändigtem Einfallsreichtum machen sich die beiden Knaben an die Umsetzung – bis ein extravaganter Austauschstudent aus Frankreich das Gleichgewicht stört.

Bill Milner und Will Poulter in «Son of Rambow»

Kreativ ist nicht nur Will, sondern auch die Umsetzung der Geschichte. Regisseur und Drehbuchautor Garth Jennings hat schon mit «The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy» viel Gespür für eigenwilligen Humor bewiesen. Zum Teil recht gnadenlos betrachtet er nun in «Son of Rambow» die Eigenheiten der frühen 80er-Jahre. Da wird in den Kinos geraucht, Mobiltelefone sind so gross wie ein Ziegelstein und die Musik ist noch poppig bunt.

In Zentrum stehen aber die Personen, die sich in einem schwierigen Umfeld zurecht finden müssen. Nach dem Tod von seinem Vater wird Wills Ideenreichtum durch die rigiden Regeln der religiösen Gemeinschaft eingeschränkt. Ganz ohne Eltern wächst Lee Carter zusammen mit seinem Bruder auf. Obschon er behauptet, dass Eltern überflüssig sind, fehlen ihm Bezugspersonen. Anstatt diese Probleme schwermütig aufzuarbeiten, erkundet Jennings die Ironie hinter der Situation.

Die Handlung wird mit der Zeit zwar ein wenig überladen, aber Jennings kriegt die diversen Erzählstränge rechtzeitig vor dem berührenden Finale in den Griff. Auf der Bildebene fügt Jennings die mit der Videokamera gedrehten Aufnahmen sowie die Zeichnungen von Will in die Erzählung ein. Überzeugend sind auch die jungen Hauptdarsteller. So bietet die unverblümte Komödie pures Vergnügen.

Fazit: «Son of Rambow» ist eine äusserst sympathische Komödie über die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Bewertung: 5 Sterne

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